So richtig toll läuft es in der Ehe von Shane (Emile Hirsch) und Lulu Danger (Aubrey Plaza) ja schon länger nicht mehr. Als sie ihn im Streit dann auch noch wissen lässt, dass ihr Bruder Adjay (Sam Dissanayake) sehr viel mehr Geld hat als er, tritt sie damit eine ganze Reihe unglücklicher Ereignisse los. So beschließt Shane, seinen Schwager auszurauben, was der wiederum zum Anlass nimmt, um Colin Keith Threadener (Jemaine Clement) zu engagieren, der ihm das Geld zurückholen soll. Lulu wiederum hat eine ganz eigene Idee, was sich damit anfangen ließe: Sie will unbedingt zum Auftritt des mysteriösen Beverly Luff Linn (Craig Robinson), für den überall schon Werbung gemacht wird.
Das Fantasy Filmfest ist eigentlich nicht dafür bekannt, bei der Auswahl der jährlichen Zusammenstellung größere Skrupel zu haben. Wenn deren Macher dann verkünden, eben solche bei The Greasy Strangler gehabt zu haben, ob der Film nicht doch zu blöd sei, dann will das schon was heißen. Und tatsächlich war das eine ganze Menge, das einem der britische Regisseur und Drehbuchautor Jim Hosking da zumutete, wenn er einen alten Mann in Fett tauchte, um anschließend auf Menschenjagd zu gehen. Ein Filmereignis, das man vielleicht nicht mögen musste, dafür aber großen Eindruck hinterließ.
Skurril mit vielen Bekannten
So groß, dass bei dem zweiten Langfilm von Hosking überraschend viele bekannte Darsteller mitmachen. Gut, Aubrey Plaza ist sich bekanntermaßen für keinen Spaß zu blöde, ist dank Filmen wie The Little Hours und Life after Beth auch einem Genrepublikum vertraut. Dazu gesellen sich Jemaine Clement (5 Zimmer Küche Sarg) und Craig Robinson (Tragedy Girls), die bei dieser etwas deftigeren und abwegigeren Form des Humors selbst keine Fremden sind. Lediglich Emile Hirsch (The Autopsy of Jane Doe) fällt ein wenig aus dem Besetzungsrahmen, ist eigentlich weniger für Komödien bekannt. Vor allem nicht solche. Spaß hatte offensichtlich aber auch er dabei, die Grenzen der Normalität auszutesten.
Wobei An Evening with Beverly Luff Linn im Vergleich zu dem Vorgänger noch vergleichsweise gewöhnlich ist, fast schon Mainstream. So hat Hoskings dieses Mal tatsächlich eine Geschichte zu erzählen. Man muss nur ein bisschen auf sie warten. Bevor der Film auf die Zielgerade einbiegt und mehr darüber verrät, was es mit diesem titelgebenden Herrn mit dem Frauennahmen auf sich hat, wird erst einmal ausführlich um das Geld gebalgt. Das könnte man fast schon als Krimikomödie bezeichnen, wären nur nicht alle Leute hier so schrecklich doof. Ob sie nun gerade damit beschäftigt sind, eigenwillige Tanzbewegungen zu machen oder sich gegenseitig ihre Männlichkeit zu beweisen, hier ist jeder bewusst seltsam bis bescheuert.
Fast schon geschmackvoll zurückhaltend
Apropos Männlichkeit: Man (und frau) sollte besser kein Problem mit einer stärker behaarten Männerbrust haben. Denn die wird oft und gern in die Kamera gehalten. Ansonsten aber zeigt sich An Evening with Beverly Luff Linn sehr viel weniger geschmackauffällig als noch der fettige Serienkiller. Wo Hosking vor zwei Jahren sehr auf den Ekelfaktor setzt, um die minimalistische Geschichte zu übertünchen, lässt er hier ausschließlich seiner schon damals gezeigten Retrovorliebe endgültig freien Lauf. Wann genau der Film spielen soll, das wird zwar nicht verraten. Aber man darf sich angesichts befremdlichen Gesichtshaarschmucks und auffälliger Kleidung schon ein paar Jahrzehnte in die Vergangenheit zurückversetzt fühlen.
Das ist nicht ohne Charme. Und zumindest hin und wieder ist An Evening with Beverly Luff Linn, das auf dem Sundance Film Festival 2018 Premiere feierte, auch tatsächlich lustig in seiner surrealen Anmutung und den lustvoll übertriebenen Darstellungen. Zumal Hosking inzwischen etwas davon abgekommen ist, die Witze ständig zu Tode reiten zu wollen. Ganz ohne Wiederholungen kommt er zwar erneut nicht aus, sie fallen jedoch dieses Mal weniger stark ins Gewicht. Dass die Geschichte eines kaputten Paares zumindest in Teilen sehenswert ist, das verdankt sie natürlich auch Plaza, die hier nicht nur ihr inzwischen perfektioniertes passiv-aggressives Alter Ego zur Schau stellt, sondern auch eine überraschende Emotionalität mitbringt. Das reicht dann zwar immer noch nicht aus, um daraus einen tatsächlich guten Film zu machen, dafür zieht sich das Ganze dann doch zu sehr. Man kann ihn sich aber ganz gut anschauen – wobei unklar ist, ob das nun ein Kompliment oder eine Beleidigung ist.
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