Ballon
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Ballon
„Ballon“ // Deutschland-Start: 27. September 2018 (Kino)

Jahrelang haben sie auf diesen einen Tag hingearbeitet, sich im Geheimen vorbereitet. Jetzt ist es endlich so weit: Peter (Friedrich Mücke) und Doris Strelzyk (Karoline Schuch) wollen zusammen mit dem befreundeten Ehepaar Günter (David Kross) und Petra Wetzel (Alicia von Rittberg) an Bord eines selbst gebastelten Heißluftballons endlich die DDR verlassen. Die Ausrüstung ist bereit, die Wetterbedingungen sind günstig. Doch dann geht alles schief. Erst machen die Wetzels einen Rückzieher. Und als Familie Strelzyk alleine den Versuch startet, stürzt sie nur wenige Hundert Meter vor der Grenze ab. Jetzt erst recht, lautet die Devise, ein anderer Fluchtplan muss her. Schließlich sind ihnen schon Oberstleutnant Seidel (Thomas Kretschmann) und die Stasi auf den Fersen, die die Landesverräter unbedingt fassen und hart bestrafen wollen.

Die Gründe waren unterschiedlichster Natur, waren mal politisch, mal persönlich. Aber sie alle erhofften es sich ein besseres Leben durch die Flucht aus der DDR. Etwa 235.000 soll es gelungen sein, zwischen 1961 – dem Bau der Mauer – und Ende 1988 zu entkommen, trotz großer Gefahren. Denn je mehr dem sozialistischen Staat den Rücken kehren wollten, umso rabiater versuchte dieser das zu verhindern, wenn es sein muss dann durch Erschießung. Einer der spektakulärsten Fälle für eine erfolgreiche Flucht war die der Familien Strelzyk und Wetzel, die 1979 einen einfachen, selbst gebastelten Heißluftballon verwendeten.

Aus Spaß wird Ernst
Über die genauen Hintergründe des Plans schweigt sich Michael Bully Herbig, der nach seinem soliden Comedy-Comeback Bullyparade – Der Film nun den Traum eines eigenen Thrillers erfüllt, dabei aus. Wir erfahren nicht, woher die beiden Familien sich kennen, wie sie auf den irrwitzigen Plan kamen oder ihn auch vorbereiteten. Stattdessen entschließt sich der Regisseur, der mit Der Schuh des Manitu und (T)Raumschiff Surprise – Periode 1 deutsche Filmgeschichte schrieb, direkt mit dem ersten Fluchtversuch einzusteigen. Damit gibt er vor, was das Publikum in den gut zwei Stunden erwarten kann: Es geht gut zur Sache, Introspektion steht jedoch nicht auf dem Programm.

Während einige der obigen Auslassungen nicht allzu schwer ins Gewicht fallen, ist die persönliche Komponente schon ein größeres Versäumnis. Warum die beiden Familien um jeden Preis das Land verlassen wollen, wird zu keiner Zeit thematisiert. Dass dies normal ist, selbst bei akuter Lebensgefahr für die jungen Kinder, das wird einfach vorausgesetzt. Ohnehin sind die Figuren nicht gerade eine Stärke von Herbig. Wohl auch durch seinen Comedy-Background, der auf Parodien beruht, nicht auf entwickelten Charakteren, mag dazu beigetragen haben. Schade ist es aber schon, dass man hier letztendlich so gar keine Ahnung hat, wer denn nun die Personen sind, die das Wagnis eingehen. Auf der Gegenseite sieht es nicht sehr viel besser aus. Thomas Kretschmann (A Taxi Driver) als eiskalter Militär, der sich in die Sache verbeißt, macht ebenso Spaß wie Ronald Kukulies (Frau Temme sucht das Glück), der einen etwas unbedarften Stasi-Nachbarn spielen darf. Viel mehr als Klischees sind die beiden jedoch nicht.

Ein Ausbruchsthriller, der keine Gefangenen macht
Herbig, so viel wird deutlich, ist kein Freund des Subtilen. Er will unterhalten, ganz klassisch. Das gelingt ihm auch. Selbst wenn die Geschichte um die zwei flüchtenden Familien bekannt ist, 1981 sogar schon mal von Disney verfilmt wurde, so herrscht hier doch ständige Hochspannung. Momente der Ruhe sind selten, weder gefühlt noch real. Indem Ballon die Vorbereitungen auf den zweiten Fluchtversuch an die Verfolgung durch die Stasi koppelt, entsteht ein konstanter Zeitdruck, der durch die Paranoia der Strelzyks noch verstärkt wird. In jeder Begegnung, jedem Blick von Passanten vermuten sie einen ihrer Häscher, schließlich sind Geheimdienst und Denunzianten überall.

So effektiv das auch ist, manchmal hätte man sich schon gewünscht, Ballon wäre nicht ganz so dick aufgetragen. Wenn wirklich der kleinste Moment zu einer großen Bedrohung aufgebauscht wird, kontinuierlich, es an Gegenpolen fehlt, dann schmälert das auf Dauer dann doch die Wirkung. Wer sich beispielsweise in Filmen darüber aufregt, dass Bomben immer erst eine Sekunde vor der Explosion entschärft werden, sollte hierum einen großen Bogen machen. Der Film breitet dieses Prinzip auf zwei Stunden aus, wird dabei auch noch von einer penetrant dramatischen Musik verfolgt. Wer sich daran nicht stört, der darf sich aber auf eine packende Geschichtsstunde freuen, die zwar nichts Neues erzählt, aber auch wegen der schönen Ausstattung genug Stoff für einen etwas altmodischen Kinoabend liefert.



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Die Geschichte um eine DDR-Flucht an Bord eines Heißluftballons ging damals um die Welt. „Ballon“ interessiert sich weniger für die Einzelheiten oder auch die Figuren, setzt vielmehr auf kontinuierliche Spannung. Das gelingt dem Thriller ganz gut, selbst wenn manche Zuspitzungen und die Musik dann doch mehr Zurückhaltung hätten vertragen können.
6
von 10