Es ist ein sehr trauriger Anlass, der die beiden Schwestern Alia (Jessica Mila) und Abel (Bianca Hello) wieder zusammengeführt hat: Ihre Eltern sind tot, bei einem schrecklichen Autounfall ums Leben gekommen. Und die nächste Hiobsbotschaft folgt auf dem Fuß. Da ihr aktuelles Haus der Firma ihres Vaters gehört, sind sie gezwungen, in ihr altes Familienhaus zu ziehen. Während Alia und ihr Freund Davin (Denny Sumargo) damit keine Schwierigkeiten haben, ist Abel so gar nicht begeistert von der Idee. Schließlich habe sie als Kind einmal einen Geist darin gesehen. Als sie kurz nach dem Einzug erneut eine seltsame und bedrohliche Erfahrung macht, suchen sie Hilfe bei der Spiritistin Mrs. Windu (Citra Prima), die ihnen erzählt, dass Abel ein drittes Auge hat und so die Toten sehen kann. Um ihre Schwester zu überzeugen, dass das alles völliger Blödsinn ist, lässt sich Alia auf ein gefährliches Experiment ein, das sie schon bald bereuen soll …
Es ist ja schon ein wenig frustrierend: Einerseits darf man Netflix dankbar sein, regelmäßig asiatische Filme und Serien in den Westen zu bringen. Andererseits weigert sich der Streaminganbieter beharrlich, diese auch zu synchronisieren, weshalb Titel wie Us and Them oder Telekinese von vornherein nicht die Chancen anderer Exklusivtitel haben. Dass nun auch Das dritte Auge aus Indonesien auf eine Synchronisation verzichten muss, das verwundert dann aber schon. Ein Horrorfilm mit Untertiteln? Geht das nicht völlig an der Zielgruppe vorbei?
DU MUSST DICH FÜRCHTEN!!
Der Film selbst beruhigt jedoch in der Hinsicht, wenn auch unfreiwillig. Je weniger man von dem Inhalt bei Das dritte Auge mitbekommt, umso besser. Je weniger Leute sich den Film anschauen, umso besser. Denn das, was hier angeboten wird, ist unterirdisch, auf all die Weisen schrecklich, wie es ein solcher Film nicht sein sollte. Das wird nicht jeden überraschen: Indonesien ist zwar dafür bekannt, sehr viele Horrorfilme zu produzieren, nicht aber für eine nennenswerte Qualität. Ein Vorurteil? Vielleicht. Eines jedoch, das hier sehr schnell bestätigt wird.
Dabei fängt Das dritte Auge noch wenig bemerkenswert an, weder in die eine, noch in die andere Richtung. Wir dürfen erfahren, dass Abel schon als Kind unheimliche Gestalten sehen konnte. Von Beginn an wird hier der Ton vorgegeben: Regisseur Rocky Soraya mag es nicht sonderlich subtil. Eine dröhnende Musik verrät früh, dass gleich etwas ganz Schlimmes passieren wird. Außerdem spielt das Wetter mit: Ein wohl unbeabsichtigter Running Gag des Films ist es, dass in Indonesien immer die Sonne scheint, pünktlich zur Geisterstunde aber immer ein Gewitter übers Land zieht. Oder zumindest über das Familienhaus, in dem sich fast alles abspielt.
Ein Horror zum Totlachen
Ohnehin regt Das dritte Auge mit der Zeit immer häufiger zum Lachen an. Ein Grund dafür: die Spezialeffekte. Ein paar der praktischen Effekte sind noch akzeptabel. Doch wann immer die Indonesier den Computer anwerfen, ist das Ergebnis so fürchterlich, dass Gelächter die gesündere Alternative zu dem Ärger ist, sich so etwas im Jahr 2018 noch anschauen zu müssen. Aber auch inhaltlich wird es zunehmend abstruser. Man merkt dem Film an, dass er clever sein wollte und zu dem Zweck eine Reihe von Wendungen einbaute. Nur sind die mal schamlos zusammengeklaut, mal völlig lächerlich oder stümperhaft umgesetzt – oft alle drei Sachen auf einmal.
Nur selten wird es hier tatsächlich atmosphärisch. Dabei ist das Haus selbst noch schön anzusehen, sehr naturbelassen. Man vertraute aber nicht darauf, dass sich hiermit wirklich was anfangen ließ, vielleicht auch weil es nur wenige Zimmer gibt. Also wird draufgeschlagen, was das Zeug hält, und lässt lieber hysterische Geister los, die eher an Zombies als an Wesen einer Zwischenwelt erinnern. Das ist so übertrieben und gleichzeitig so langweilig, dass jeder Ansatz von Spannung schon im Keim erstickt wird. Der furchteinflößendste Moment kommt deshalb auch am Schluss, wenn ein zweiter Teil angedeutet wird. Auf den lässt es sich aber gut verzichten. Wer neugierig ist auf indonesischen Horror, der sollte deshalb lieber auf Satan’s Slaves warten, das trotz des trashigen Titels deutlich stimmiger ist und demnächst nach seinem Festivallauf über das Horrorportal Shudder erscheinen soll.
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