Die Situation in dem magischen Land Katolis ist seit vielen Jahren schon angespannt, besonders zwischen dem Reich der Menschen und dem der Elfen und Drachen. Doch nun stehen die Zeichen endgültig auf Krieg: Eine Gruppe von Elfen-Attentätern wurde entsandt, um den Menschenkönig Harrow und seinen Sohn Ezram zu töten – als Rache für den Tod des Drachenkönigs und die Zerstörung von dessen Ei. Doch es kommt anders. Ausgerechnet die Assassine Rayla und die Prinzen Ezram und Callum schließen sich zusammen, um auf ein gemeinsames Abenteuer zu gehen und die Welt vielleicht doch noch vor ihrem Untergang zu schützen. Was nicht einfach wird, denn nun werden sie von beiden Seiten verfolgt.
Nicht kleckern, sondern klotzen, heißt es derzeit ja bei Netflix. Nicht nur, dass der Streaminganbieter derzeit produziert wie blöde, um auch ja keine Lücke im täglichen Programm zu lassen. Es wird auch kräftig in große Namen investiert, sowohl im Blockbuster- wie auch im potenziellen Award-Segment. Bislang hatte der Animationsbereich da das Nachsehen. Zwar gibt es auch hier massig an neuem Material. Man merkte aber schon, dass hier kein sonderlicher Fokus drauf lag, man bis auf wenige Ausnahmen, wie etwas die Kooperationen mit DreamWorks Animation, vor allem auf unbekanntere und billigere Partner setzte.
Es geht voran im Animationsland
2018 scheint sich aber auch hier endlich mal ein wenig zu bewegen. So veröffentlichte Netflix Anfang des Jahres mit Devilman Crybaby eine Exklusivserie des Anime-Kultregisseur Masaaki Yuasa. Vor Kurzem folgte Disenchantment, das neue Baby von Simpsons-Erfinder Matt Groening. Und nun darf auch Aaron Ehasz dem erlesenen Club beitreten und mit Der Prinz der Drachen auf große Abenteuerreise gehen. Der Name wird vielleicht weniger Zuschauern etwas sagen. Aber wenn der Head Writer von Avatar – Der Herr der Elemente eine neue Geschichte zu erzählen hat, dann stehen viele Ohren bereit, um ihm dabei zuzuhören.
Im Vorfeld hatte Der Prinz der Drachen jedoch erst einmal die Aufmerksamkeit der Augen auf sich gezogen, aus einem weniger schönen Anlass. Die am Computer erstellte Serie setzt nämlich auf eine auffallend niedrige Bildwiederholungsrate – angeblich, um so dem Look früherer Zeichentrickserien zu entsprechen. Ob das der tatsächliche Grund ist oder man hiermit nicht einfach nur Produktionskosten einsparen wollte, das sei einmal dahingestellt. Gewöhnungsbedürftig ist es aber schon, wenn die Abenteuer des Öfteren zu einem ruckelnden Daumenkino verkommen. Wenn nicht gar eine Zumutung. Und es ist schade, weil damit andere Arbeit, wie die ordentlichen Designs, unnötig torpediert werden. Unverständlich ist auch, dass einer der großen Vorteile von Computeranimation – die dynamische Kamera – so wenig genutzt wird. Nur selten dürfen wir hier einmal den Blick schweifen lassen, mehr von der großen Welt sehen. Stattdessen bestimmen starre Szenen das Bild.
Fantasy ohne echte Fantasie
Aber auch inhaltlich ist Der Prinz der Drachen etwas enttäuschend eingeschränkt. Mal wieder setzt sich eine Fantasyserie nur aus den üblichen Zutaten zusammen, wenn Menschen, Elfen und Drachen in einer mittelalterlichen Welt zusammenleben. Man reitet auf Pferden, begegnet Wölfen, kämpft mit Schwertern, zwischendurch gibt es die üblichen elementaren Zauber (Blitz, Wind). Ehasz, der zusammen mit Justin Richmond das Konzept entwickelte, traut sich so gar nicht aus der üblichen Komfortzone hinaus. Dass eine grummelige Kröte mit Chamäleon-Eigenschaften als tierischer Sidekick fungiert, ist da schon der Gipfel der Fantasie. Es wird zwar anfangs viel Zeit darauf verwendet, die Welt vorzustellen, bis das eigentliche Abenteuer beginnt, vergehen schon einige Folgen. Was viel ist bei gerade mal neun Folgen. Einen eigenständigen Charakter erhält die Welt dadurch jedoch nicht, Katolis ist Fantasy aus dem Katalog.
Zudem sollte sich das Publikum darauf gefasst machen, dass Der Prinz der Drachen in erster Linie jüngere Zuschauer im Blick hat. Düstere Elemente, darunter die schwarze Magie der Menschen, werden oft nur angedeutet, explizite Szenen vermieden. Während dies nicht übermäßig stört, ist der sehr kindliche Humor durchaus irritierend. Wenn gefährliche Reisen für unbedeutende Momente unterbrochen werden, damit mal wieder ein Pupswitz losgelassen wird, dann will kein rechtes Abenteuergefühl aufkommen. Da hatte der Anime-Oldie Record of Lodoss War deutlich mehr zu bieten. Die Netflix-Serie ist eher die nette Variante davon, teilweise etwas süßlich, mit ein bisschen Teeniedrama. Das kann man sich durchaus anschauen, zumal die Aussicht besteht, dass im Anschluss noch deutlich mehr geschehen wird. Das erhoffte Highlight ist das hier jedoch bislang nicht.
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