Zwei Sachen gibt es, die George Beard und Harold Hutchins über alles lieben: Comics und Streiche. Mit Letzteren machen sie sich nicht allzu viele Freunde, vor allem ihr strenger Rektor Mr. Krupp wartet nur auf den Moment, dass er die zwei endlich von der Schule verweisen kann. Was er dabei nicht ahnt: Er ist gleichzeitig deren größte Hilfe. Schließlich haben die beiden ihn einmal hypnotisiert, mit dem Ergebnis, dass er sich auf Fingerschnippen in den Superhelden Captain Underpants verwandelt. Und dessen Fähigkeiten können die zwei gut gebrauchen. Denn irgendwie haben sie diese Gabe, dass ihre eigenen Comicgeschichten immer wahr werden – mit verheerenden Folgen für die Menschheit.
Während Netflix bislang leider nur sehr wenig in eigene Animationsfilme investiert, so ist zumindest der Serienbereich recht produktiv. Einer der Gründe: DreamWorks Animation. Mehr als ein Dutzend gemeinsam produzierter Werke ist bereits beim Streamingdienst online, weitere sind schon in Planung. Besonders beliebt bei dieser Kooperation ist die Fortführung bekannter Filme des Animationsstudios, etwa The Boss Baby: Wieder im Geschäft. Das steigert die Chance auf Zuschauer. Etwas unerwartet kam hingegen Die Abenteuer des Captain Underpants. Denn auch wenn die Kinderbuchvorlage von Dav Pilkey jede Menge Material für weitere Geschichten bietet, so war die Filmadaption im Vergleich zu anderen Filmen des Studios ein ziemlicher Flop.
Stimmige Optik
Die Überraschung ist dabei zum Glück freudiger Natur. Nicht nur, dass Captain Underpants – Der supertolle erste Film zu den besten Filmen von DreamWorks Animation seit langem gehört. Die Serie steht diesem nicht wirklich nach. Anders als bei The Boss Baby wurde hier nicht versucht, den Look des Films mit deutlich weniger Budget nachzustellen. Stattdessen verwendet Die Abenteuer des Captain Underpants eine 2D-Flash-Optik im Stil von Zeichentrickserien. Oder eben von Comics, was passend ist in einer Serie, in der andauernd Comics vorkommen.
Die gehören dann auch zu den Höhepunkten. Wenn George und Harold sich abstruse Geschichten ausdenken, von bizarren Monstern und Schurken mit bescheuerten Fähigkeiten, dann sind das wunderbar enthusiastische Kinderfantasien. Die haben mit der Realität oder jeglicher Form von Logik nichts zu tun, sind dafür aber ein Beispiel ungehemmter – und ungenierter – Kreativität. Bescheuert? Ja, und wie! Aber eben auch lustig, wer eine Schwäche für Comics von anno dazumal hat, als man noch mit vollem Ernst den größten Blödsinn verzapfen konnte, dem wird hier das Herz übergehen.
Ein Humor nicht nur für Kinder
Allgemein ist Die Abenteuer des Captain Underpants stärker als andere Serien von DreamWorks Animation auch für Erwachsene geeignet. Denn wie schon beim Film, so wird auch hier ganz gerne mal auf die Metaebene gewechselt. Mal wird das Publikum miteinbezogen, mal gibt es Kommentare über das Geschehen – ein Running Gag ist, dass die besonders gewalttätigen Kämpfe nicht gezeigt werden dürfen, weshalb die Macher auf alternative Methoden zurückgreifen müssen. Und diese sind mindestens ebenso absurd wie der Inhalt der Geschichten.
Auf Dauer bietet die Serie nicht so wahnsinnig viel Abwechslung, da die 13 Folgen einem recht starren Schema folgen. Und eine wirkliche Entwicklung gibt es bei derartigen Comedy-Ausflügen ja ohnehin nur selten, von positiven Lebensweisheiten ganz zu schweigen. Aber die Kreativität, mit der hier immer wieder derselbe Unsinn betrieben wird, gerade auch bei der optischen Umsetzung, der verdient Respekt. Er verdient regelmäßige Lacher. Und er verdient eine zweite Staffel, die zum Ende hin auch angedeutet wird, wenn die Abenteuer auf eine überraschend ambivalente Weise enden.
(Anzeige)