Mina (Pegah Ferydoni) und Kian (Hadi Khanjanpour) sind beide auf der Suche nach einem Partner. Unzählige erfolglose Dates lassen die beiden aus dem Iran stammenden Singles auf die traditionelle arrangierte Ehe zurückgreifen und stehen nun, bereits verheiratet, vor ihrem gemeinsamen neuen Leben in Deutschland, wo Kian aufgewachsen ist. Beide könnten nicht unterschiedlicher sein, geben sich aber größte Mühe, eine Beziehung aufzubauen, die ständig zwischen Annäherung und Rückschritt pendelt. Defekt könnte man diese Beziehung nennen, genau wie die Katze, die Mina kauft, um nicht immer so alleine zu sein. Sie lebt mit einem Gendefekt und sieht alles andere als ansehnlich aus. Doch genau diese defekte Katze bringt die beiden nach einer Trennung wieder zusammen.
Zwei Fremde versuchen sich zu lieben
Mina spricht nur ein paar Wörter Deutsch, als sie aus dem Iran zu ihrem Ehemann Kian nach Deutschland zieht. Sie hat studiert, möchte unbedingt eine Arbeit finden. Sie liebt Schwimmen, geht gerne tanzen und steht der Welt offen und lebenslustig gegenüber. Kian hingegen arbeitet als Arzt in der Anästhesie eines Krankenhauses, mag das Kontrollierte, das Zurückhaltende. Wenn Mina morgens aufwacht, ist Kian bereits weg. Manchmal kommt er erst spät abends zurück nach Hause. Die junge Iranerin versucht, sich zu arrangieren, besucht ein Schwimmbad und einen Sprachkurs. Eines Abends sogar geht sie alleine in eine Diskothek, um mal wieder Spaß zu haben. Kian kann damit nicht umgehen, gibt sich aber größte Mühe, um ein liebender Ehemann zu sein.
Beide zeigen den Willen, die Beziehung zum Laufen zu bringen, doch das „Fremde“ lässt sie langsam daran scheitern. Viele unangenehme Momente vertreiben die Romantik. Zwei Menschen, die sich kaum kennen, schlafen gemeinsam in einem Bett, ziehen sich peinlich berührt voreinander um. Sex gehört doch zu den ehelichen Pflichten, doch ohne Romantik und Vertrautheit mag das alles nicht so richtig funktionieren.
Ihre Versuche bleiben nicht ganz erfolglos, es gibt Szenen, in denen man einen kleinen Liebesfunken sprühen sieht. Doch zu groß ist der Druck, den sich beide machen, zu wenig haben sie sich gegenseitig kennenlernen können. Minas defekte Katze treibt Kian zur Weißglut, sie wirft Sachen runter, räumt den Kleiderschrank aus und erleichtert sich am liebsten auf Kians gebügelten Hemden. Eine freiweillig arrangierte Ehe zwischen zwei völlig unterschiedlichen Menschen wird verbildlicht durch eine Katze mit Gendefekt – ebenso defekt wie diese Ehe. So kommt es, dass sich beide dazu entschließen, sich zu trennen. Doch Mina hängt an ihr, an der Katze, und im tiefsten Innern auch an ihrer Ehe. So kommt es, dass gerade die Suche nach der Katze die beiden wieder aufeinander treffen lässt und ein Moment des Neuanfangs, ohne Druck und ohne Zwänge entsteht.
Der Film beantwortet viele Fragen über die arrangierte Ehe
Regisseurin Susan Gordanshekan hat einen neuen Blickwinkel auf das Thema arrangierte Ehe eröffnet. Das junge Paar hat diesen Weg selbst gewählt, um den Partner für den Rest des Lebens zu finden. Der Zwang von außen fällt hier weg, es ist interessant zu erfahren, wie die beiden mit ihrer Entscheidung umgehen und ob ihre Ehe eine Chance hat. Sie spricht die Schwierigkeiten an, denen eine junge Iranerin im fremden Deutschland ausgesetzt ist. Minas Studienabschluss wird in Deutschland nicht anerkannt, es gibt keine Schwimmbäder nur für Frauen, sie findet nur schwer neue Bekanntschaften und die schwierige Sprache, die sie dafür braucht, ist schon Aufgabe genug. Dank an Pegah Ferydoni, die diese unbehaglichen Momente und den inneren Zwist so großartig verkörpert!
Trotzdem kann eine solche Ehe funktionieren. Gordanshekan lässt das Ende zwar offen, doch die letzte Szene, in denen sich die beiden einander vorstellen, als hätten sie sich gerade das erste mal gesehen, lässt auf eine Chance hoffen. Die arrangierte Ehe kann großes Glück bedeuten, für das allerdings hart gekämpft werden muss, von beiden Seiten. So wird aus einer Vernunftentscheidung Liebe und aus einer defekten Katze ein Freund fürs Leben.
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