Als Europäer schaut man ja zuweilen etwas hilflos, verwirrt bis schockiert, wenn aus den USA mal wieder Nachrichten von Gewaltverbrechen die Runde machen. Vor allem die regelmäßigen Amokläufe und die Apathie der Politik lassen einen zuverlässig mit dem Kopf schütteln. Einer dieser Amokläufe trug sich in der kleinen Gemeinde Newtown zu, wo im Dezember 2012 20 Schüler und sechs Lehrer getötet wurden. Ohne nennenswerte Auswirkungen auf die Gesetzgebung, ohne dass in Folge solche Taten verhindert wurden – mehr als 1.600 Massenschießereien folgten bislang.
Austausch von zwei Leidgenossen
Regisseur Kim A. Snyder hatte sich dieses Vorfalls schon einmal angenommen, in der 2016 veröffentlichten Dokumentation Newtown. In dem nun folgenden Erkenntnisse aus einem Schulmassaker: Briefe aus Dunblane berichtet er von einem Briefaustausch zwischen zwei Priestern: Bob Weiss, der für die Bestattung von acht dieser Kinder zuständig war, und Basil O’Sullivan aus dem schottischen Ort Dunblane, wo sich 1996 ein ähnliches Massaker zugetragen hat. Dieses jedoch zog eine deutliche Verschärfung des Waffenrechts im Vereinigten Königreich nach sich.
Der Netflix-Kurzfilm befasst sich jedoch nur wenig mit den politischen oder gesellschaftlichen Unterschieden. Vielmehr steht hier das Persönliche und Geimsame im Vordergrund. Erkenntnisse aus einem Schulmassaker enthält sowohl Auszüge aus der Briefkorrespondenz der beiden, Interviews, aber auch ein Treffen, als der schottische Geistliche seinen Kollegen besucht. Das geht allein schon durch die fehlende Länge – das Ganze dauert nicht einmal 24 Minuten – nicht sonderlich in die Tiefe. Aber es gelingt doch ganz gut, das grundsätzliche Gefühl der Hilflosigkeit aufzuzeigen, der Kampf gegen die Trauer und die Wunden, die beide Vorfälle hinterlassen haben. Und natürlich die Wut gegen die US-Gesetzgeber, die keine Konsequenzen daraus ziehen.
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