40 Jahre sind vergangen, seitdem Laurie Strode (Jamie Lee Curtis) mit knapper Not dem Serienmörder Michael Myers entkommen ist. Doch vergessen kann sie die Erfahrung von damals nicht. Fest entschlossen, das nächste Mal dem Monster von damals gewachsen zu sein, hat sie ihr Leben damit verbracht, sich auf den Tag vorzubereiten, wenn er wieder freikommt. Als Myers tatsächlich nach vielen Jahren aus seiner Gefangenschaft flieht, bedeutet das für sie die Chance, Rache zu üben an dem Mann, der ihr Leben zerstört hat, aber auch die zu schützen, die ihr wichtig sind: ihre entfremdete Tochter Karen (Judy Greer) und Enkelin Allyson (Andi Matichak), die nun ebenfalls ins Visier des Killers geraten.
Dass Hollywood im Zweifelsfall gern auf Bewährtes zurückgreift in der Hoffnung auf leicht verdientes Geld, das gehört zum Allgemeinwissen. Vor allem der Horrorbereich lässt einen oft daran zweifeln, welches Jahr wir gerade haben. Oder welches Jahrzehnt: Ob Blair Witch oder Rings, Predator – Upgrade oder Jigsaw – in den letzten zwei Jahren gab es eine ganze Reihe von Genreklassikern, die eine Fortsetzung oder Neuinterpretation erfahren haben. Mit teils namhaften Regisseuren sogar. Aber auch mit meist überschaubarem Erfolg.
Alles auf Anfang
Nun soll Halloween den Fluch brechen und die Reihe, die 1978 zur Blaupause für Slasherfilme wurde, zu den ruhmreichen Anfängen zurückzuführen. Dafür setzt David Gordon Green, bislang für Komödien (Ananas Express) und Dramen (Joe – Die Rache ist sein) bekannt, in erster Linie auf Altbewährtes. Nicht nur dass Jamie Lee Curtis wie schon 1998 in Halloween H20 ihre alte Rolle übernimmt. Green und seine Co-Autoren beschlossen, sich von all den Filmen zu lösen, die nach dem ersten Teil kamen. Soll heißen: Alles was im Anschluss in den vielen Sequels geschehen ist, wurde gestrichen, der neue Film schließt 40 Jahre nach dem Original an dieses an.
Und auch sonst ist Halloween, das beim Toronto International Film Festival 2018 Premiere feierte, irgendwie wohltuend altmodisch. Anfängliche Befürchtungen, der Film könnte sich zu sehr darauf versteifen wollen, hip und modern zu sein – die Geschichte beginnt mit zwei Podcastern, die Michael Myers interviewen wollen –, stellen sich bald als unbegründet heraus. Es gibt einen ebenso treffend komischen wie schmerzhaften Kommentar dazu, wie sehr wir uns heute an Gewalt gewöhnt haben. Das war es aber auch schon. Was folgt, ist klassisches und zeitloses Slasherkino, wenn der Killer sich zu der bekannten Melodie von John Carpenter durch die Kleinstadt metzelt.
Derselbe Blödsinn wie eh und je
Nennenswerte Neuerungen sollte das Publikum nicht erwarten oder auch jegliche Form von Logik. Michael Myers wird hier zu einer Art Übermensch, der an allen Orten gleichzeitig sein kann und nicht durch herkömmliche Waffen zu töten ist. Spannend ist das nur teilweise: Hier geht es nicht um den Kampf gut gegen böse, sondern darum, wer der Guten wohl als nächstes draufgehen wird. Und auf welche Weise. Manchmal ist Halloween dabei erstaunlich brutal, geht bis ins Trashige hinein. An anderen Stellen genügt es Green, wenn er das Ergebnis zeigt. Das Potenzial wird dabei nur manchmal genutzt, nach einem vielversprechenden Beginn orientiert sich die Neuauflage zu sehr an Genrestandards, verpasst es, dem Jubiläumstitel etwas Besonderes mit auf den Weg zu geben. Etwas, das ein zwingender Grund wäre, in 20 Jahren einen weiteren Jubiläumstitel zu drehen.
Am interessantesten – und spaßigsten – ist dabei noch Curtis, die Original Scream Queen. Schreien tut sie hier kaum, dafür ist sie eine spannende Mischung aus Rambo-Oma und zutiefst gestörtem Opfer, das auch vier Jahrzehnte nach der Horrornacht nicht über die Ereignisse hinwegkommt. Die vielversprechende Richtung, die in Halloween eingeschlagen wird, wenn von Wechselwirkungen zwischen Tätern und Opfern die Rede ist, wird leider nur halbwegs verfolgt. Das Spiel mit den Abgründen hätte noch deutlich mehr vertragen. Und auch das mit der langen Vorbereitung von Lorie sieht man ihr nicht immer an, ist nicht konsequent genug durchgezogen. Aber ein bisschen dämlich verhalten sich bei dieser Art Film ja alle. Und zumindest ist dieser dabei unterhaltsam genug, dass die Rückkehr in die Kinos durchaus Lust auf weitere Teile macht, was man von so manchem Horror-Rückkehrer beim besten Willen nicht behaupten kann.
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