Entspannung, am Strand liegen, die Sonne genießen, das Essen genießen, sich ein bisschen verwöhnen lassen – mehr verlangt Sascha (Victoria Carmen Sonne) ja gar nicht, als sie mit ihrem Freund Michael (Lai Yde) und seinen Leuten in die Türkei fliegt. Urlaub eben. Das klappt meistens ganz gut, Geld spielt keine Rolle. Michael bekommt, was er will. Aber irgendwie, so ganz reicht das dann doch nicht. Als Sascha im Eisladen den charmanten Thomas (Thijs Romer) kennenlernt, findet sie auch an ihm Gefallen, beginnt sich hinter dem Rücken von Michael mit ihm zu treffen – ohne zu ahnen, was sie damit anrichtet.
Die Urlaubssaison geht inzwischen langsam zu Ende, Zeit sich von Sonne, Strand und Meer zu verabschieden. Das ist einerseits schade, andererseits macht es einem Holiday – Sonne, Schmerz und Sinnlichkeit ziemlich einfach, sich dem Alltag wieder zuzuwenden. Denn was hier so vor sich geht, das weckt nicht unbedingt die Lust, es den Protagonisten gleichzutun. An der Kulisse liegt das weniger. Die ist schön, irgendwo zwischen Luxus und Clubreise, eine gewaltige Villa trifft auf die übliche Mischung aus Restaurants, Shopping Tour und Strandliegen.
Ein Albtraum namens Urlaub
Ähnlich zu dem mexikanischen Kollegen Time Share, der ebenfalls auf dem Sundance Film Festival 2018 Premiere feierte, verbirgt sich hinter der makellosen, leicht kitschigen Urlaubsfassade jedoch ein so gar nicht schöner Abgrund. Zunächst merkt man davon jedoch herzlich wenig. Regisseurin und Co-Autorin Isabella Eklöf lässt sich lange nicht in die Karten schauen, worauf sie mit ihrem Film eigentlich hinaus will. Sie verrät allgemein sehr wenig, stellt uns die Protagonisten nie so richtig vor. Einiges wird sich später klären. Doch so manche Frage bleibt offen.
Unstrittig ist jedoch eines: Michael und seine Kumpanen sind sehr unangenehme Menschen, die andere beschimpfen, keine Rücksicht nehmen, für die sich alles im Leben nur um sie selbst dreht. Typische Urlaubsproleten also. Nur eben welche mit Geld. Dass dieses Geld nicht unbedingt auf reguläre und legale Weise verdient wurde, das schimmert bald durch. Wie skrupellos die Bande ist, das erfahren wir jedoch erst, wenn es praktisch schon zu spät ist. In Szenen, die aus dem Nichts kommen, auch deshalb so verstören, weil Eklöf das Publikum weder schont, noch vorbereitet.
Ein echter Schockstoß
Es ist dieser starke Kontrast aus den belanglosen Urlaubsmomenten, von denen es sehr viele in Holiday gibt, mit solchen, in denen es richtig zur Sache geht, die den Film so besonders machen, so unangenehm auch. Ein Tempo, das dem Faulenzen auf der Sonnenliege recht nahe kommt, gewaltsam unterbrochen durch sehr hässliche und explizite Bilder. Ein Thriller, der gar nicht durchgängig spannend ist, es wohl auch nicht sein soll, und dadurch so viel Wirkung hinterlässt. Wie ein Urlaub eben, in dem etwas Katastrophales geschieht.
Genrefreunde dürfen sich daher darauf freuen, dass die europäische Coproduktion im Rahmen des Filmfests Oldenburg bei ihrer Weltreise auch in Deutschland einen Zwischenstopp einlegt. Es ist ein sehr spezieller Film, den die schwedische Filmemacherin, die auch am Drehbuch von Border mitschrieb, da als Debüt abgeliefert hat. Ein böser Film auch, der gerade auf der Zielgerade keine Gefangenen mehr macht und dafür sorgt, dass es einen selbst bei den hohen Temperaturen und strahlendem Sonnenschein eiskalt den Rücken hinunterläuft.
(Anzeige)