Wer Urlaub in Afrika macht, tut das oft in der Hoffnung, wilde, exotische Tiere in ihrem heimischen Umfeld zu sehen, die man ansonsten nur aus dem Fernsehen oder dem Zoo kennt. Manchen Besuchern reicht das bloße Anschauen jedoch nicht aus. Sie wollen eine Art Mitbringsel, gekoppelt an ein bisschen Nervenkitzel. Das ist profitabel, zumindest für die Einheimischen, 50.000 Dollar soll der US-Zahnarzt Walter Palmer seinerzeit für die Lizenz zum Töten eines Löwen gezahlt haben. Der Fall machte weltweit Schlagzeilen, nicht nur weil er sich als Opfer das beliebte Park-Maskottchen Cecile ausgesucht hatte. Auch die grausamen Details zu dessen Tod und die illegale Vorgeschichte – der Löwe wurde zuvor aus dem Park gelockt, um ihn außerhalb töten zu können –, brachten dem Hobbyjäger jede Menge Hassbotschaften ein.
Sprach- und kommentarlos
Vergleichbar bekannt ist Aaron sicher nicht, einer der Hobbyjäger, die uns King of Beasts vorstellt. Aber auch er muss sich mit Hassnachrichten herumplagen, die ihm einen langsamen, qualvollen Tod wünschen. Ob ein solcher Gewaltaufruf die angemessene Reaktion auf diesen etwas anderen Zeitvertreib ist, das sei mal dahingestellt. Allgemein hält sich der Dokumentarfilm auffallend zurück, wenn es um die Beurteilung dieser hochpreisigen Jagden geht. Zum Schluss bauen die beiden Regisseure Tomer Almagor und Nadav Harel einen Kommentar als Texttafel ein. Das war es aber mehr oder weniger auch schon.
Ein Großteil des Films besteht stattdessen darin, dass wir Aaron und einigen Waffenbrüdern bei ihrer Arbeit zusehen. Wobei die Jagdszenen, vielleicht aus Rücksicht auf das Publikum, gar nicht so zahlreich sind, viele explizite Momente ausgenommen werden. Zu Tode kommen dennoch einige Tiere. Ein majestätischer Löwe. Ein Nilpferd, das im falschen Moment den Kopf aus dem Wasser hob, nur um dann stilecht mit Pfeil und Bogen erschossen zu werden. Man mag es eben ein wenig traditioneller, die Jagd ist Ausdruck eines archaischen Bedürfnisses, dem die Männer hier nachgehen. Mensch gegen Natur.
Ein Biest mit Munition
Das darf man peinlich finden oder verstörend, umso mehr, da dies mit äußerst fragwürdigen Aussagen einhergeht. Wenn einer sich bei der Rechtfertigung für das Hobby auf Gott beruft, der ihm diese Möglichkeit ja gegeben habe, dann ist das ebenso kurios wie die Behauptung, man müsse den schönen Tieren mit Respekt begegnen. Zu dem Zeitpunkt sind einige Filmminuten vergangen seit dem Vorfall mit dem Nilpferd, auf dem die Jäger anschließend feixend durchs Wasser schwammen. Und auch die Erklärung, ohne das Geld der Jäger würde es dem Land sehr viel schlechter gehen, muss erst einmal verkraftet werden.
Ganz klar: Der Dokumentarfilm, der auf dem Filmfest Oldenburg 2018 seine Weltpremiere feiert, ist ein harter Brocken, der außerhalb der Hobbyjägerzunft für Unverständnis sorgen wird. Oder eben Wut. Dass sich Almagor und Harel aus der Diskussion heraushalten, schmälert die Wirkung nicht. Sie brauchen nicht mehr zu tun, als ihren Protagonisten das Wort zu überlassen, die sich keiner Schuld bewusst sind und wie eine Karikatur des waffenwütigen US-Amis wirken, der nicht ohne Gewehr, Stars’n’Stripes-Aufnäher und Gottesbekenntnis aus dem Haus geht. Schließlich gibt es immer etwas oder jemanden, den man abknallen und sich als Trophäe zu Hause aufhängen kann.
(Anzeige)