So ganz normal ist die Familie von Yasaburō Shimogamo ja nicht. Aber wie sollte auch? Als Vertreter der stolzen Tanuki-Rasse haben sie nicht nur die Fähigkeit, sich beliebig zu verwandeln. Sie haben darüber hinaus auch das Talent, immer wieder in blöde Situationen zu geraten. Yasaburōs Vater beispielsweise landete in einem Eintopf und wurde von Menschen gefuttert. Stress gibt es aber nicht nur mit dem sogenannten Freitagabendclub, der diese spezielle kulinarische Vorliebe pflegt. Auch andere Tanukis sorgen immer wieder für Ärger. Von den Tengus ganz zu schweigen, einer weiteren mächtigen Fabelwesenart, die es sich in Kyoto gemütlich gemacht hat.
Nicht nur hierzulande wird der Tanuki ja ganz gern mal mit einem Waschbären verwechselt. Das ist verständlich, sehen sie denen doch zum Verwechseln ähnlich. Genau genommen handelt es sich dabei jedoch nur um eine zufällige Laune der Natur, das Tier ist in Wahrheit eine besondere Form des Marderhundes. Aber das macht nichts. Wie wir schon in Pom Poko gelernt haben: So ein Tanuki ist nicht nur wahnsinnig verspielt und verfressen. Er verwandelt sich auch gerne mal und nimmt die Gestalt anderer an. So zumindest besagt eine japanische Legende.
Der gewöhnliche Alltag einer ungewöhnlichen Familie
Doch The Eccentric Family will weder Geschichtsstunde noch Einführung in die fernöstliche Mythologie sein. Der Anime geht davon aus, dass das Publikum mit den berühmten Sagengestalten vertraut ist. Stattdessen widmet sich die Adaption des gleichnamigen Romans von Tomohiko Morimi (The Tatami Galaxy) in erster Linie der Familie, die – wie der Titel bereits verrät – reichlich verschroben ist. So gibt es beispielsweise einen Bruder, der sich mal in einen Frosch verwandelte und nun schon so lange in dieser Gestalt steckt, dass er nicht mehr weiß, wie er den Zauber rückgängig machen soll.
Wer viele solcher Verwandlungskünste erhofft, wird jedoch ein wenig enttäuscht, ein Pedant zu dem spektakulären Umzug bei Pom Poko gibt es hier nicht. Stattdessen ist es bemerkenswert, wie alltäglich so ein Leben von Fabelwesen ist. Wie gewöhnlich fast. Hin und wieder gibt es zwar ein bisschen Culture Clash à la The Devil Is A Part-Timer!, wenn die übernatürlichen Kreaturen mit den Widrigkeiten des Menschenalltags kämpfen, in den sie sich integrieren wollen. Ansonsten gibt es aber viele Streitigkeiten und chaotische Situationen, wie sie in den besten Familien vorkommen können. Selbst so exzentrischen wie dieser hier.
Eine Geschichte ohne klares Ziel
Eine durchgängige Geschichte erzählen die 13 Folgen der ersten Staffel dabei nicht. Einzelne Elemente tauchen zwar wiederholt auf, darunter der Tod des Vaters und die Konflikte mit den anderen Tanukis. Aber erst zum Ende hin findet The Eccentric Family ihren Fokus, will mehr sein als nur klassisches Slice of Life. Und auch beim Ton mag sich der Anime nicht ganz festlegen, kombiniert komische mit ernsten Szenen, ist in einem Moment albern bis absurd, nur um im nächsten dann doch die Herzen des Publikums in Angriff zu nehmen.
Die Serie ist dabei sogar recht erfolgreich, die verschrobene Rasselbande und das nicht minder skurrile Umfeld sind sympathisch. Man schaut ihnen einfach gerne zu, wie sie ihren Alltag verrichten, selbst wenn sie dabei nicht sehr kompetent sind. Vor allem wenn sie dabei nicht kompetent sind. Und auch die Umsetzung durch das Animationsstudio P.A. Works (Another, Professor Layton und die ewige Diva) ist ganz ansehnlich geworden. Das große Effektgewitter bleibt zwar aus, die Kyoto entnommenen Hintergründe und die Figurendesigns sind aber angenehm anzusehen. Das ist zwar alles nicht aufregend, bis auf das etwas zugespitzte Finale vielleicht, hält aber gut bei Laune.
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