Es gibt mehrere Gründe, warum man einen anderen Menschen aufschneiden könnte. Im Idealfall geschieht dies natürlich, um ihm zu helfen, bei einer Operation zum Beispiel. Weniger schön ist der Anlass der Autopsie, um im Nachhinein die Todesursache festzustellen. Und dann soll es wiederum Leute geben, die einfach nur Spaß dabei empfinden, wenn sie andere aufschnippeln können – so zumindest behaupten Horrorfilme immer mal wieder gerne, in denen Sadisten das Sagen und das Messer haben.
Wie in einem solchen fühlt man sich in The Subject zuweilen. Die sehnsuchtsvolle Musik hätte sicherlich etwas düsterer sein können, das machen die Bilder aber mehr als wett. Ein Mann liegt auf dem Tisch, während ein anderer ihn seziert, mal mehr, mal weniger erfolgreich. Im Inneren des Körpers warten jedoch nicht die zu erwartenden Organe, kein Herz, keine Lunge, sondern Gegenstände metallischer Art.
Der surreale Körper
Die Stimmung ist äußerst surreal, der von Junk Head nicht unähnlich, auch weil beide Filme in der Stop-Motion-Technik umgesetzt wurden und in einer dreckig-unterirdischen Welt spielen. Und weil beide Filme es nicht so mit Dialogen haben. Genauer verzichtet der Kanadier Patrick Bouchard, der hier Regie führte und das Drehbuch schrieb, völlig auf jegliche Sprache. Still ist es in The Subject jedoch nicht: Neben der etwas unpassenden Musik untermalen viele Geräusche das rätselhaft-morbide Geschehen.
Der Kurzfilm, der auf der Directors’ Fortnight in Cannes 2018 Premiere feierte, steht dabei symbolisch für den Schaffensprozess eines Künstlers. In diesem Fall Bouchard. Nicht die Suche nach menschlichen Innereien stehen dabei im Mittelpunkt, sondern die Suche nach dem eigenen Inneren. Die Suche nach Antworten während eines kreativen Prozesses. Antworten, die ebenso individuell sind wie die Leute, die nach ihnen suchen, und dabei in ein höchst individuelles Werk gepackt wurden.
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