Syd March (Caleb Landry Jones) arbeitet in der Lucas Clinic, die sich darauf spezialisiert hat, obsessiven Fans die Viren und Krankheitserreger ihrer Lieblingsstars zu verkaufen und zu injizieren. Syd verabreicht sich die Erreger selbst, um sie aus dem Klinikgebäude schmuggeln und sie an fragwürdige Händler weiter verkaufen zu können. Erst als er sich das Virus spritzt, das im Nachhinein zum Tod von Megastar Hannah Geist (Sarah Gadon) führt und ihn deswegen zum Objekt der Begierde von gefährlichen Unternehmern macht, wird ihm die Tragweite seines Unterfangens bewusst und der Kampf ums Überleben beginnt.
Die ultimative Star-Fan-Connection
Stell dir vor, dein großes Idol würde dich küssen – direkt auf den Mund – eine traumhafte Vorstellung… und dich in diesem unbeschreiblichen Moment voller Glück und Liebe mit Herpes anstecken … wie bitte? Ekelhafte Vorstellung… Ganz genau so wird es wohl den meisten von uns gehen, doch ja, tatsächlich hat Antiviral dieses Thema zum Leben erweckt. Ob diese Idee eine sinnvolle ist, bleibt noch abzuwarten. Ob die Fanliebe jemals so weit gehen könnte, die gleichen Krankheiten eines geliebten Superstars durchleben zu wollen, um ihm so nahe wie möglich zu sein – wer weiß?! Wer hätte vor 20 Jahren gedacht, dass uns das Internet zu „Followern“ von fremden Menschen macht? Skurril ist diese Idee allemal und genau so ist der komplette Film; eine ca. 100-minütige Skurrilität.
Die Idee zum Film kam Brandon Cronenberg, Regisseur und Autor, während eines Fiebertraumes. Die Vorstellung, Krankheitserreger in sich zu tragen, die von einem anderen Körper kamen, fand er so grotesk, dass er sich die Frage stellte, ob es Menschen gäbe, die sich daran bereichern – wenn, dann besessene Fans! Manifestiert hat sich dann diese Fan-Promi-Idee, als er eine Folge von Jimmy Kimmel Live! schaute, in der die Schauspielerin Sarah Michelle Gellar sagte, sie sei krank, und dass sie alle Zuschauer anstecken würde, die daraufhin laut jubelten. Aus der durchaus interessanten Idee ließ sichaber leider nur eine bröckelige Story aufbauen.
Wie muss ein Mensch sein, der so weit geht?
Was für ein Leben führt er? Was macht es mit ihm, wenn er mit dem gleichen Herpes-Geschwür wie sein Superstar aufwacht? Diese Fragen werden nicht richtig beantwortet, sie scheinen absolute Nebensache zu sein. Oder hat Brandon Cronenberg keine zufriedenstellenden Antworten darauf gefunden? Die Story wirkt dadurch, als wäre sie nicht zu Ende gedacht worden. Zu wenig Action, unausgeglichenes Tempo und zeitweise Langatmigkeit tragen auch nicht dazu bei, den Film zu mögen. Außerdem lädt Charakter Syd March nicht unbedingt dazu ein, ihn zu mögen. Er ist weder sympathisch, noch zieht er Ekel oder Hass auf sich. Seine Mimik bewegt sich zwischen eingefroren und beleidigt; okay manchmal ist er sogar etwas angepisst, was wohl jeder wäre, wenn er sich tagtäglich mit neuen Krankheiten anstecken müsste. Vielleicht ist es so gewollt, aber zu ihm lässt sich keine Connection finden, weder auf positive noch auf negative Art. Zum sterilen und cleanen Stil des Films passt’s jedenfalls. Kahle Wände und kaltweißes Licht dominieren die Szenerie.
Nicht nur die Krankheiten der Stars werden verkauft, in Metzgereien werden Hannah-Geist-Steaks verkauft, die aus ihrer DNA hergestellt wurden. Dies wird noch weiter gesponnen bis hin zum perfekten Klon, was das Fass dann doch zum Überlaufen bringt und den Rahmen des Filmes sprengt. Aus Skurrilität wird gegen Ende Übertreibung, die man der Story nicht mehr abkaufen möchte. Der Film kurbelt die Fantasie an, lässt sie aber mitten auf dem Weg im Regen stehen. Einigen wir uns darauf, dass Antiviral ein respektabler Film ist, nicht mehr und nicht weniger.
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