Nicht erst seit der Wortschöpfung Smombie gibt es allgemeine Warnungen vor der Smartphonesucht. Viele Leute verlassen sich immer mehr auf die kleinen Helfer – soziale Medien, E-Mails, etliche Apps, alles an einem Platz. Das kann nützlich sein, zu leicht aber unbemerkt zu einer Abhängigkeit werden. Besonders bedenklich ist es, wenn man Apps installiert, die man erstens nicht kennt und zu denen man zweitens von einer verstorbenen Freundin eingeladen wird. Genau das passiert Alice (Saxon Sharbino), der Protagonistin von Bedeviled: Das Böse geht online: Nikki (Alexis G. Zall) erlag vor einigen Tagen aus dem Nichts einem Herzinfarkt und nun blinkt eine Einladung von ihr für die App Mr. Bedevil auf den Handys ihrer Freunde auf. Mr. Bedevil übernimmt bald nicht nur die Smartphones, sondern auch das Leben der Jugendlichen.
Der Horror, der aus der Maschine kam
Die Idee, den Horror von der Technik ausgehen zu lassen, ist nicht neu. Geht es um Überwachungssoftware, hätten wir Die Echelon-Verschwörung. Soziale Medien wurden ebenfalls bereits aufgegriffen, beispielsweise in Unfriend (der im Original Friend Request heißt) oder Unknown User (der im Original Unfriended heißt – in diese Liste unkreativer Titel reiht sich auch Bedeviled ein, ob ohne Zusatz im Original oder mit im deutschsprachigen Raum). Aber auch eine App als Übeltäter wurde unlängst in der grottigen Webserie Wishlist inszenatorisch benutzt.
Bedeviled erfindet das Rad also nicht neu, aber wandelt auf einem trotz allem noch recht unerschlossenen Pfad, um den Weg für kommende Filme zu ebnen. Die Story bietet keine großen Überraschungen, verprellt den Zuschauer aber auch nicht. Einige Horrorfilm-Klischees werden in Bedeviled gekonnt vermieden: Der Schwarze stirbt nicht zuerst, die attraktive Protagonistin wird nicht auf ihr Äußeres reduziert. Sonderlich tiefgründig ist sie zwar nicht angelegt, aber die oberflächliche Charakterisierung findet sich durch den ganzen Film hindurch bei allen Figuren.
Trotz einiger Klischees solide
Andere Klischees werden hingegen regelrecht zelebriert: Der Film scheint ein riesiges Jumpscarefest zu sein. Dadurch werden diese zwar schnell vorhersehbar, sind aber tontechnisch durchweg sehr atmosphärisch untermalt. Auch handelt es sich überwiegend um „gute“ Jumpscares – sie werden meist dann eingesetzt, wenn es wirklich etwas zu fürchten gibt. Ein paar in die Irre führende Jumpscares gibt es zwar, sie bleiben jedoch die Ausnahme. Kameratechnisch bewegt sich der Film auf gehobenem Durchschnitt, wobei vor allem eine Sequenz in einem Parkhaus positiv heraussticht, die Lust auf mehr macht und von einem hohen Verständnis für Bildgestaltung zeugt.
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