Champagner und Macarons
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Champagner & Macarons – Ein unvergessliches Gartenfest

Champagner und Macarons
„Champagner & Macarons – Ein unvergessliches Gartenfest“ // Deutschland-Start: 18. Oktober 2018 (Kino)

Der Anlass war eigentlich ganz nett. Nathalie (Léa Drucker) hat ein neues, schönes Haus außerhalb bezogen und lädt dazu Familie, Freunde und Kollegen ein. Auch ihre Schwester Hélène (Agnès Jaoui) und deren Ex-Mann Castro (Jean-Pierre Bacri) – ein Moderator, der schon mal erfolgreichere Tage gesehen hat –, zählen zu den Gästen. Zu sagen haben sich die beiden schon länger nicht mehr. Eine Sache eint sie jedoch: Ihre Tochter Nina (Nina Meurisse) hat ein Buch geschrieben und dabei pikante Details aus dem Leben ihrer Eltern verraten. Aber auch andere kleine Zwischenfälle tragen dazu bei, dass die Gartenfeier nicht ganz so harmonisch verläuft, wie im Vorfeld erhofft.

Dass Agnès Jaoui wie gemacht ist für Filme, die sich mit dem Leben befassen, gleichzeitig unterhaltsam und emotional sind, das hat sie vor einigen Monaten erst in Madame Aurora und der Duft von Frühling bewiesen, wo sie eine werdende Großmutter im Umbruch spielte. Weniger bekannt hierzulande ist, dass die Französin gerne hin und wieder auch mal hinter die Kamera tritt, sowie Drehbücher schreibt. Bei Champagner & Macarons ist es wieder so weit, gemeinsam mit ihrem langjährigen Partner Jean-Pierre Bacri zeichnet sie sich für Inhalt und Inszenierung verantwortlich. Zudem übernahmen sie auch die Hauptrollen.

Wenn Exe zusammenkommen …
Letzteres ist besonders pikant, wenn die ursprünglich auch privat liierten Künstler zwei Ex-Partner spielen, die einiges vor der Kamera aufzuarbeiten haben. Ein reines Beziehungsdrama ist der Film jedoch nicht. Das liegt zum einen an den diversen anderen Personen, die immer wieder durchs Bild laufen. Neben anderen Familienmitgliedern tauchen unter anderem Castros Chauffeur (Kévin Azaïs) und ein Internetstar auf. Von den Nachbarn ganz zu schweigen, die sich als Running Gag regelmäßig über die Lautstärke beschweren.

Zu lachen gibt es dann auch einiges bei dem französischen Film. Oder sagen wir besser: Es gibt etwas zu schmunzeln. Jaoui und Bacri sind vergleichsweise zurückhalten bei ihrem Humor, setzen lieber auf leise Töne anstatt auf Schenkelklopfer. Und auch die Figuren sind relativ geerdet. Sicher, Castro ist ein Egomane. Aber keiner, der sonderlich aus dem Rahmen fallen würde, richtig verschrobene Charaktere gibt es in Champagner & Macarons nicht. Der Film ist damit einem Familientreffen mit Hindernissen näher als der Hochzeitsgroteske Das Leben ist ein Fest, um zwei ähnliche Fest-Ensemble-Filme zu nennen, welche die Grande Nation in den letzten Jahren produziert hat.

Der nette Streit von nebenan
Das bedeutet, dass es hier eher subtile Beobachtungen gibt, beispielsweise zu Medienkonsum oder auch einer Elite, die sich selbst nicht als solche wahrnimmt. An manchen Stellen wäre es nicht verkehrt gewesen, da noch etwas zuzuspitzen. Champagner & Macarons neigt dazu, sich so sehr zurückzunehmen, dass der Film etwas vor sich hinplätschert. So unvergesslich wie der deutsche Untertitel tut, sind die Ereignisse nicht. Viele Konflikte oder auch Ereignisse kennt man dann doch aus anderen Filmen oder auch dem eigenen Leben.

Was der Tragikomödie aber an Schauwerten fehlt, das macht sie durch viel natürlichen Charme wieder wett. Dass die meisten Figuren hier nicht unbedingt Vorbildcharakter haben, stört nicht weiter, man muss ja nicht immer idealen Superhelden zusehen. Und doch macht es irgendwie Spaß, mit ihnen das Glas zu heben, vielleicht ein bisschen zu viel trinken und dann all das loswerden, was schon länger in einem rumort. Das macht die Welt nicht besser, aber doch ein klein wenig erträglicher. Bei Champagner & Macarons darf man sich damit trösten, dass andere genauso bescheuert sind und trotz schicker Wagen irgendwie auch nichts wirklich auf die Reihe bekommen.



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Der deutsche Untertitel mag etwas übertrieben sein, „Champagner & Macarons – Ein unvergessliches Gartenfest“ ist aber eine durchaus charmante Tragikomödie über eine Reihe von Leuten, die sich auf einer Feier in die Haare bekommen. Statt Schenkelklopfern ist hier leiser Humor angesagt, der Film verzichtet auf zugespitzte Höhepunkte.
6
von 10