Etwas mehr als zwei Wochen sind es noch, bis Halloween gefeiert ist. Hierzulande interessierte das bis vor einigen Jahren zwar nur wenige. Aber selbst wer keine Lust hat, sich gruselige Verkleidungen überzustülpen und Süßigkeiten en masse zu konsumieren, kommt heute nur noch schwer an dem aus den USA importierten Phänomen dabei. Nicht nur, dass die Läden inzwischen doch ein beachtliches Sortiment an passender Ausrüstung bereithalten. Auch im Kino oder im Fernsehen werden die Stoffe deutlich düsterer. Das lässt sich gerade an Netflix schön beobachten, die offensichtlich fest entschlossen sind, das Maximum aus diesem Tag herauszuholen. Allein dieses Wochenende stellte der Streamingdienst neben der gefeierten Geisterserie Spuk in Hill House gleich drei Horrorfilme ins Programm (Apostle, Errementari: Der Schmied und der Teufel, Kuntilanak).
Aber es gibt noch einen fünften Titel mit Halloween-Bezug, der seit diesem Wochenende online verfügbar ist. Ein Titel, der mit den Werken oben nur wenig gemeinsam hat – oder überhaupt etwas mit Sendungen, so wie wir sie kennen. Im Mittelpunkt von Die kuriosen Kreationen der Christine McConnell steht der gleichnamige Internetstar, der allein bei Instagram knapp 300.000 Follower hat. Ihre Spezialität ist jedoch nicht die Selbstdarstellung in betont alltäglichen Situationen. Vielmehr zeigt sie ein nur wenig alltägliches Talent dafür, geradezu unheimlich detaillierte Süßspeisen zu kreieren.
Halloween-Süßigkeiten für die Ewigkeit
Dieses Talent demonstriert sie auch in ihrer Sendung, wenn sie absurde Hexenhäuser herbeizaubert, aus Bretzeln und Teig Knochen formt oder kleine Zucker-Spinnen zum Verzehr zubereitet. Das meiste davon ist eher morbider Natur, ideal also für ein launiges Halloween-Fest. Wobei diese Kreationen nur teilweise für den Hausgebrauch geeignet sind. Nicht nur dass sie ausgesprochen aufwendig sind, teils Stunden der Vorbereitung sowie sehr spezielles Werkzeug brauchen, von dem man bis dato nicht einmal wusste, dass es das gibt. Vor allem aber überspringt Die kuriosen Kreationen der Christine McConnell ganz gerne einige Schritte bei der Zubereitung, verrät keine benötigten Mengen bei den Zutaten, ist eher Inspiration als Anleitung.
Würde Die kuriosen Kreationen der Christine McConnell an dieser Stelle Halt machen, es wäre eine nur wenig befriedigende Backshow, die zwar Ungewöhnliches hervorbringt, aber nur wenig Nutzen hat. Bemerkenswert wird die Serie aber durch die anderen Elemente. McConnell wohnt nämlich nicht allein in ihrem schicken Haus auf dem Hügel, sondern teilt dieses mit einer Reihe sonderbarer Kreaturen. Da gibt es eine mumifizierte Katze, einen wiederbelebten Stinktiermix, ein großes Fellungeheuer, von dem man nicht weiß, was es sein soll. Ach ja, und im Kühlschrank wohnt ein Wesen, das nur seine Tentakel zeigt, wenn es mal wieder eine Zutat reicht.
Alte Bekannte, so irgendwie
Das erinnert ein wenig an die Muppets, wurde auch von Brian Henson produziert – Sohn vom legendären Puppenspieler Jim Henson. Teilweise ist der Humor den Vorgängern ähnlich, bietet etwas alberne Gags für die Familie. An anderen Stellen werden aber auch die Witze morbide, sparen zudem nicht mit sexuellen Anspielungen, wenn die Stinktierdame Rose sich an alles ranwirft, was auch nur entfernt männlich ist. Die restliche Zeit sind die Bewohner damit beschäftigt, sich gegenseitig kräftig zu beleidigen, auf eine Weise, die nicht unbedingt für Kinderohren gedacht ist. Wenn dann später noch von Serienmördern die Rede ist und Christines geisteskranke Cousine auftaucht, dann hat sich das mit der netten Backshow ohnehin erledigt.
Das Ergebnis ist so kurios, wie der Titel es verspricht. In den sechs Folgen wird alles Mögliche zusammengeworfen, Genres treffen sich, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben. Sogar für Geschichten, die sich über mehrere Episoden ziehen, ist darin noch Platz. Oder auch nicht Platz, denn der Wille zum unbedingten Mischen hat auch einen Nachteil: Keines der Elemente wird richtig ausgearbeitet. Das betrifft nicht nur die besagten Rezepte, die so oberflächlich sind, dass kaum einer etwas damit anfangen kann. Auch beim Rest läuft die Serie wild durch die Gegend, fängt mal hier etwas an, mal dort, ohne sich um Zusammenhänge zu scheren. Das ist so ungewöhnlich und auf eine wahnsinnige Weise charmant, dass jeder einmal hineinschauen sollte, bei einer Dauer von 25 Minuten pro Folge hat man zumindest die erste schnell geschafft. Und sei es nur, um im Freundeskreis damit prahlen zu können, die wohl bizarrste Backsendung aller Zeiten gesehen zu haben.
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