Auch wenn Lilo Maertens (Christiane Hörbiger) als Herausgeberin einer feministischen Zeitschrift zeitlebens für die Rechte der Frauen gekämpft hat, gegen gutes Aussehen hat auch sie nichts einzuwenden. Und so lässt sich die rüstige Ikone kurz vor ihrem 80. Geburtstag die Augen lasern, um weniger alt zu wirken. Das Ergebnis lässt jedoch zu wünschen übrig, zwei Wochen lang wird sie auf ihr Augenlicht verzichten müssen. Und was jetzt? Nach längerem hin und her nistet sie sich bei ihrem Sohn Ruben (Sebastian Bezzel), dessen Frau Jutta (Julia Brendler) und dem 15-jährigen Enkel Finn (Michelangelo Fortuzzi) ein – und bringt bald das komplette Familienleben durcheinander.
Ach ja, die liebe Familie. Da gibt es so viele Möglichkeiten, den anderen das Leben zur Hölle zu machen. Zu viel Distanz zum Beispiel. Zu wenig Distanz. Ein Kampf von Weltansichten. Und manchmal streitet man, ohne so recht zu wissen weshalb. Bei den Maertens zum Beispiel wird nie ganz klar, warum das Verhältnis so schwierig ist. Sicher, die eine oder andere Erklärung taucht hier schon auf. So hatte Lilo von Anfang an nichts für Jutta übrig, hätte lieber jemand anderen an der Seite ihres Sohnes gesehen. Ruben hingegen fühlte sich vernachlässigt. Das passt nicht so ganz zusammen. Muss aber auch nicht.
Die Komik einer kaputten Familie
Einmal Sohn, immer Sohn will ja gar kein realistisches Bild einer Familie zeichnen. Hier darf es schon etwas skurriler zugehen, der Unterhaltungswert ist es, auf den es hier ankommt. Das Mittel zum Zweck: Humor. Anfangs wird noch Lilos Blindheit genutzt, um den einen oder anderen Lacher abzustauben, etwa wenn sie die Arbeit ihres Sohnes ungewollt und unwissentlich zerstört. Später darf es dann das angespannte Verhältnis zwischen der älteren Dame und ihrer Schwiegertochter sein, ebenso das zwischen ihr und ihrer Chefredakteurin Angela Heinrich (Jasmin Gerat), welches für Erheiterung sorgen soll.
Das funktioniert im Großen und Ganzen schon, Einmal Sohn, immer Sohn ist nette Abendunterhaltung. Die ganz großen Lacher bleiben hier aus, es ist eher Schmunzeln als Schenkelklopfen angesagt. Das ist vor allem Christiane Hörbiger zu verdanken, die als biestige Altfeministin die dankbarste Rolle hat. Sebastian Bezzel, dank seiner bayerischen Krimikomödienreihe (Dampfnudelblues) inzwischen auch einem größeren Kinopublikum geläufig, hat da das Nachsehen. Er darf nur etwas träge danebenstehen, während andere das Sagen haben. Einerseits ist es sympathisch, wenn hier Frauen mal die Hosen anhaben. Ein bisschen mehr Reibungsfläche hätten dem Sprössling aber auch gut getan.
Wird schon alles gut gehen
Allgemein fehlt Einmal Sohn, immer Sohn so der Biss. Oder wirkliche Höhepunkte. Dass sich am Ende alle um den Hals fallen, jeder etwas dazu gelernt und sich gegenseitig lieb hat, das ist hier von Anfang an einkalkuliert. Schließlich sind solche Wohlfühlenden in Filmen über grantige Alte Pflicht – siehe St. Vincent oder Zu guter Letzt. Es geht hier jedoch ein bisschen sehr schnell. Der Sinneswandel wird hier vorausgesetzt, weniger erarbeitet und gezeigt. Für einen Film, der dafür plädiert, einander mehr zuzuhören, ist das hier ein bisschen wenig Liebe zum Detail, das süßliche Ende ist nicht recht verdient. Aber es reicht für einen Abend, der ein bisschen amüsieren, ein bisschen seufzen will, und im Anschluss gleich wieder vergessen ist.
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