Errementari Netflix
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Errementari: Der Schmied und der Teufel

Errementari Netflix
„Errementari: Der Schmied und der Teufel“ // Deutschland-Start: 12. Oktober 2018 (Netflix)

Spanien, Mitte des 19. Jahrhunderts: Etwas abgelegen von den andere lebt der Schmied Patxi (Kandido Uranga), der nicht nur aufgrund seines massigen Körperbaus eine unheimliche Gestalt ist. Gerüchte besagen nämlich, dass er mit dunklen Kräften in Verbindung stehen soll. Die kleine Usue (Uma Bracaglia) wagt sich dennoch auf sein Grundstück, da dort doch der Kopf ihrer Puppe liegt, ihr wertvollster Besitz. Die Geschichten über den grimmigen Schmied scheinen auch nicht übertrieben zu sein, wie sie feststellt: So hält der grausame Mann doch einen kleinen Jungen in einem Käfig gefangen. Als Usue diesen befreit, muss sie jedoch erkennen, dass es sich hierbei mitnichten um einen Menschen handelt. Vielmehr hielt Patxi den Dämon Sartael (Eneko Sagardoy) gefangen, mit dem ihm eine gemeinsame Vergangenheit verbindet.

Halloween steht vor der Tür! Davon ist bei Temperaturen jenseits der 20-Grad-Marke zwar noch wenig zu spüren. Dennoch feuert Netflix derzeit einen unheimlichen Titel nach dem anderen heraus, um für die dunkle Jahreszeit bestens vorbereitet zu sein. Allein diese Woche sind es neben der Ausnahmeserie Spuk in Hill House gleich drei Spielfilme, die mit schrecklichen Geschichten und düsterem Ambiente um die Gunst des Publikums buhlen, in der Hoffnung, dass dieses dann auch brav zu Hause bleibt und sich die Sachen auch anschaut.

Bewährter Horror oder altes Eisen?
Errementari: Der Schmied und der Teufel ist dabei schon ein bisschen älter. Die französisch-spanische Coproduktion war schon auf einer Reihe von Festivals zu Gast, darunter das altehrwürdige Sitges Filmfest, bevor es nun dank des Streamingdienstes auch auf den Rest losgelassen wird. Das klang im Vorfeld eigentlich ganz vielversprechend. Zum einen sind Werke, die Netflix auf Filmfesten aufgabelt, meist von einer höheren Qualität. Zum anderen machte der Streifen neugierig, indem er sich bei alter baskischer Folklore bedient. Und wie oft bekommt man das schon zu sehen?

Fürs Auge wird hier auch tatsächlich einiges geboten. Gerade zu Beginn macht Errementari: Der Schmied und der Teufel richtig Laune, wenn wir durch einen alten Wald stapfen, historische Kulissen des Dorfes nebst passender Kleidung bewundern dürfen. Dazu das fahle Licht und ein leichter Nebel, der auf dem hügeligen Gelände liegt. Dringend anzuraten wäre zwecks Atmosphäre, sich die untertitelte Originalfassung auf Baskisch anzuschauen. Denn die deutsche Synchronisation, die ist hier wirklich zum Fürchten – auf eine sehr unpassende Weise.

Spiel mit den bekannten Regeln
Leider wird sich später herausstellen: Sie ist auch das einzige, das hier wirklich zum Fürchten ist. Es ist schon ein sehr seltsamer Film, den der Regisseur und Co-Autor Paul Urkijo Alijo hier gedreht hat. Dass ein Dämon hier der Gefangene eines Menschen ist, das ist eine interessante Abkehr von dem, was wir sonst im Horrorgenre gewohnt ist. Es ist nur nicht sehr förderlich, wenn es um das Generieren von Spannung geht. Zu keinem Zeitpunkt hat man hier das Gefühl, dass Sartael eine echte Bedrohung darstellen könnte. Stattdessen besteht ein großer Teil von Errementari darin, dass die drei Protagonisten miteinander reden, teilweise miteinander feilschen. Wirklich viel passieren tut dabei nicht.

Nun können Horrorfilme auch einfach durch ihre düstere Atmosphäre überzeugen, müssen nicht zwangsweise mit Jump Scares arbeiten. Zumal man sich auch darüber streiten kann, inwiefern das hier überhaupt Horror sein soll, denn der Vergleich zu Pans Labyrinth liegt deutlich näher. Es ist eher düsteres Märchen als blanker Horror, soll es zumindest sein. Zudem befasst sich der Film auch mit Aspekten der Moralität, wenn religiöse Überzeugungen des Mittelalters hinterfragt werden. Der Feind trägt nicht zwangsweise immer Hörner, der Mensch reicht als Monster manchmal aus.

Alles und nichts
Ein Problem bleibt jedoch: Auch wenn Errementari immer wieder von Abgründen spricht, von Folter, der Hölle und verlorenen Seelen, es überträgt sich nicht wirklich auf die Stimmung. Die ist zwischendurch komisch, geradezu grotesk – was eben auch an Sartael und dessen Design hängt. Gleiches gilt für einen späteren Szenenwechsel, wenn doch mal die Schmiede verlassen wird und das Budget nicht mit den Ambitionen Schritt halten kann. Die einzelnen Elemente greifen nicht so gut ineinander über, wie sie es sollten, aus dem Mischmasch aus Folklore, Religionskritik, Comedy, persönlichem Drama und Horror wird kein stimmiges Ganzes. Und das ist schade, denn im Vergleich zu vielen völlig austauschbaren Horrorfilmen, mit denen Netflix das Publikum quält, ist dieser hier tatsächlich mal anders. Aber anders bedeutet eben nicht zwangsläufig gut.



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Ein Horrorfilm, bei dem das Böse nichts zu sagen hat? Das ist zumindest ungewöhnlich. Da auch das Setting und die anfängliche Umsetzung gelungen sind, können Genrefreunde in diesen folkloristischen Vertreter mal reinschauen. Wirklich gut ist „Errementari: Der Schmied und der Teufel“ deswegen aber nicht, vor allem die fehlende Spannung und das mangelnde Zusammenspiel der einzelnen Elemente macht dem Film doch arg zu schaffen.
5
von 10