Die Vorbehalte sind groß, als Captain Joseph J. Blocker (Christian Bale) im Jahr 1892 aufgetragen wird, den sterbenden Cheyenne-Häuptling Yellow Hawk (Wes Studi) und dessen Familie in seine Heimat zu bringen. Blocker kennt den alten Indianer schließlich nur zu gut, war der doch für den Tod mehrerer Kameraden und Freunde des Offiziers verantwortlich. Widerwillig macht er sich dennoch auf den Weg und begegnet unterwegs Rosalie Quaid (Rosamund Pike), deren komplette Familie kurz zuvor von den Komantschen ermordet wurde. Und der Schrecken ist noch nicht vorbei, denn die Reise quer durch die USA wird die unfreiwillige Truppe noch mit jeder Menge Gefahren konfrontieren.
Zwei Kontrahenten werden durch äußere Umstände dazu gezwungen, gegen ihren Willen zusammenzuarbeiten, und kommen sich so mit der Zeit immer näher: Das ist ein beliebtes Bild in Filmen, wird gerade für Buddy Movies oder auch Roadmovies verwendet. Für das erste reicht es bei Feinde – Hostiles nicht, dafür sind die Gegensätze dann doch zu stark, der Hass zu tief verankert. Die Nähe zu Roadmovies ist aber unverkennbar, selbst wenn es hier keine Straßen gibt, man noch ganz altmodisch mit Pferden unterwegs ist.
Lasst uns Freunde werden!
Sonderlich ausgefallen ist die Geschichte von Feinde dann auch nicht, sofern man sie überhaupt als solche bezeichnen wollte. Die ganzen Abenteuer, welche Blocker und Yellow Hawk unterwegs erleben, sind schließlich nur Mittel zum Zweck: Die beiden Feinde sollen sich annähern, Verständnis für die Lage des anderen entwickeln. Denn auch wenn die Fronten anfangs verhärtet sind, von dem Blut zahlreicher Menschen, welche die beiden auf dem Gewissen haben, so appelliert der Film doch an seine Protagonisten und damit das Publikum da draußen, aufeinander zuzugehen, zuzuhören, sich auszutauschen.
Regisseur und Drehbuchautor Scott Cooper (Black Mass) vermeidet es zu diesem Zweck auch, die Figuren zu einseitig in gut und böse einteilen zu wollen. Mit einem brutalen Überfall der Komantschen beginnt Feinde, der nicht einmal vor unschuldigen Kindern Halt macht. Doch diese Barbarei ist Reaktion auf vorherige Gräueltaten der europäischen Einwanderer, welche die indigene Bevölkerung ebenso brutal aus ihren Gebieten verdrängt haben. Cooper verurteilt dabei weder die einen, noch die anderen, sondern zeigt vielmehr, wie sich beide Seiten gegenseitig während dieser Gewaltspirale bedingen. Wie wichtig es deshalb wäre, sich der eigenen Taten bewusst zu werden.
In der Stille liegt die Kraft
Zu dem Zweck baut Feinde auf einen Mix aus ruhigen und angespannten Szenen. Ruhig ist hier auch durchaus wörtlich zu nehmen, sehr viel gesprochen wird in dem Film nicht. Bale greift auf sein bewährtes Batman-Grummeln zurück, irgendwo zwischen Dialog und Monolog. Der alte Indianer hätte genauso gut auch Silent Hawk genannt werden können. Aber Cooper braucht auch nicht viel Sprache für seinen Film, die Schauspieler ebenso wenig. Die düsteren Bilder in Zusammenhang mit dem unheimlichen Score des deutschen Komponisten Max Richter reichen völlig aus, sorgen regelmäßig für gehobene Spannung.
Ein Actionfeuerwerk sollte man trotz diverser Scharmützel hingegen nicht erwarten. Feinde überzeugt eher durch die angespannte Atmosphäre als befreiende Massaker, ist über weite Strecken ein behutsames Charakterdrama. Eines jedoch, das dabei mit fantastischen Landschaftsaufnahmen der amerikanischen Wildnis belohnt. Gemäß dem Rest des Films ergehen sich diese glücklicherweise keinem Naturkitsch, sondern sind von der gleichen Melancholie und Hoffnungslosigkeit begleitet wie die Männer und Frauen, die sich durch sie hindurchkämpfen.
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