Richtig gut ist das Verhältnis zwischen Menschen und Hexen schon lange nicht mehr, seit einem sehr hässlichen Zwischenfall. Doch mit der Zeit wurde es immer schlimmer: Wenn es nach den Menschen ginge, sie würden all die ausrotten, die mit ihrer Zauberei so viel Unheil gebracht haben. Einfach ist das jedoch nicht. Nicht nur, dass Hexen sehr mächtig sein können, sie halten sich meistens auch versteckt. Umso überraschter ist der Söldner, halb Mensch, halb Bestie, als er eines Tages im Wald über eine stolpert. Aus dieser Zufallsbegegnung wird bald eine Zweckgemeinschaft. Denn wenn er es schafft, die junge Zero auf der Suche nach einem geheimnisvollen Buch zu beschützen und sicher ans Ziel zu bringen, dann will sie ihm seinen größten Wunsch erfüllen und ihn in einen Menschen verwandeln.
Dem großen Erfolg des Dauerbrenners Game of Thrones zum Trotz: Im Westen hat mittelalterlich geprägte Fantasy ihre beste Zeit schon hinter sich. Nur selten noch wagen sich in Kino und Fernsehen Leute daran, Geschichten von Drachen, Hexen und Elfen zu erzählen. In Japan sieht es da schon anders aus. Ob nun als Light Novel, Manga oder Anime, im Land der aufgehenden Sonne werden nach wie vor fleißig neue Werke produziert. Das kostet natürlich auch deutlich weniger als Live-Action-Varianten. Zusammen mit einer treuen Zielgruppe reicht das aus, um regelmäßig für Nachschub zu sorgen.
Fantasy von der Stange
Der Nachteil dieser Abo-Abenteuer: Man begegnet nur noch selten Titeln, die auch wirklich die Bezeichnung Fantasy verdienen. Die etwas tun, um aus der Masse hervorzustechen. Grimoire of Zero, so wird schnell klar, ist keiner dieser Titel. Kakeru Kobashiri, der die zugrundeliegende Light-Novel-Reihe geschrieben hat, war nicht nur bei den Rassen sehr genügsam – seine Welt ist ausschließlich von Menschen, Hexen und Halbtieren bevölkert. Ihm fehlte auch die Idee, bei Handlung oder Figuren irgendetwas zu entwerfen, an das es sich zu erinnern lohnte.
Dass sich beispielsweise die drei Völker feindlich gegenüberstehen, Hexen und Biester Ziel von Rassismus sind, das ist Standard in Fantasy japanischer Machart. Sich zumindest indirekt gegen Diskriminierung zu richten, ist zwar sympathisch. Das alleine reicht aber nicht für eine gute Geschichte. Vor allem nicht, wenn auch drumherum nur Klischees abgearbeitet werden, die so abgestanden sind, dass man schon während des Anschauens vergisst, welche Serie eigentlich gerade da auf dem Bildschirm zu sehen ist. Dass aus der Zweckgemeinschaft mehr wird, das steht schließlich schon von der ersten der zwölf Folgen fest. Und auch später sind Überraschungen sehr rar, trotz einer Wendung später, die Figuren tun immer genau das, was man von ihnen erwartet.
Visuell solide Umsetzung
Das kann man natürlich mögen, zumal das Animationsstudio White Fox (Katanagatari, The Devil Is A Part-Timer!) auch gewohnt ordentliche Arbeit abliefert. Den Charakterdesigns und den Schauplätzen fehlt zwar ebenfalls eine nennenswerte Identität, die Effekte sind aber gut anzuschauen. Wer sich nicht daran stört, dass hier nur Altbekanntes wiederverwendet wird und ein Faible für magische Welten hat, kann es hiermit versuchen. Grimoire of Zero kopiert so ungeniert Standards, dass hier nichts wirklich verkehrt ist. Denn wer kein Risiko eingeht, der riskiert auch nichts. Sonderlich spannend ist das Ergebnis jedoch kaum, eher typisches Light-Novel-Fast-Food, mit dem man die Zeit totschlagen kann, es aber sicher nicht muss.
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