Dass Stephen King in seinen Werken gerne mal kleinere Querverweise einbaut, ist hinlänglich bekannt. Und auch in den Adaptionen der Werke kommt es häufiger mal vor, dass Elemente anderer Stoffe aufgegriffen werden. Das bekannteste Beispiel ist die dieses Jahr gestartete Serie Castle Rock, welche mehrere Bücher des Horror-Altmeisters zusammenführt. Aber auch Katzenauge zeigte schon 1985, dass die Geschichten des Autors ikonisch genug sind, um Gastauftritte zu ermöglichen: Christine und Cujo geben sich hier zu Beginn die Ehre, ohne etwas mit der eigentlichen Geschichte zu tun zu haben.
Lewis Teague, der auch schon Letzteren inszeniert hatte, schnappte sich hier zwei Kurzgeschichten von King und ergänzte diese um eine dritte Episode, die vom Meister des Schreckens eigens für den Film geschrieben wurde. Einen wirklichen Zusammenhang gibt es bei den drei Episoden daher nicht. Zwar taucht in allen dreien eine Katze auf – daher der Titel –, ansonsten ist Katzenauge aber eine klassische Anthologie. Wobei, eine Gemeinsamkeit gibt es aber: Die drei Mini-Filme sind alle vergleichsweise humorvoll, anders als viele andere King-Adaptionen.
Albtraum Abhängigkeit
Spaßig geht es schon los: Quitters, Inc. erzählt die Geschichte von Dick (James Woods), der es endlich einmal schaffen möchte, mit dem Qualmen aufzuhören. Nachdem das von allein irgendwie nicht hinhaut, sucht er sich professionelle Hilfe bei Dr. Vinnie Donatti (Alan King). Der hat ganz eigene Methoden, um die Leute zu ihrem Glück zu zwingen. Methoden, die durchaus wirksam sind, dabei aber herrlich gemein. Zumindest aus Sicht eines unbeteiligten Zuschauers, der sich daran erfreuen darf, wie Dick in zunehmend bizarrere und eben gemeinere Situationen gerät.
Auch Der Mauervorsprung ist von einem verspielten Sadismus geprägt. Dieses Mal dreht sich alles um Johnny Norris (Robert Hays), der sich mit der falschen Frau eingelassen hat. Genauer handelt es sich dabei um die Frau von Cressner (Kenneth McMillan), der so gar nicht über diese Affäre glücklich ist. Ein Unmensch ist er jedoch nicht. Er gibt dem Rivalen eine Chance: Umrundet er einmal den Mauervorsprung des obersten Stockwerkes eines Hochhauses, dann kommt er frei. Dumm nur, dass Norris unter Höhenangst leidet. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, warten unterwegs noch ein paar fiese Hindernisse.
Katze vs. Kobold
Die dritte Geschichte, das eigens für den Film geschriebene Der General, ist die ernsthafteste der drei. Darin dürfen wir der jungen Amanda (Drew Barrymore) Gesellschaft, die sich mit einem bösartigen Kobold herumplagt und dabei Unterstützung durch die titelgebende Katze erhält. Aber auch das ist nicht ganz frei von Humor, der Endkampf gegen den winzigen Eindringling ginge auch als Slapstick durch und erinnert etwas an Critters. Insgesamt unterscheidet sich der dritte Teil der Anthologie deutlich von den beiden anderen, weshalb er bei Kritikern – je nach Geschmack – auch als beste oder schlechteste Episode hervorgehoben wird.
Ganz auf der Höhe der Zeit sind alle drei Folgen nicht, besonders bei den Spezialeffekten ist das hier schon deutlich in die Jahre gekommen. Aber das verleiht Katzenauge gleichzeitig auch einen nostalgischen Charme, gerade auch weil der Film sich selbst nicht übermäßig ernst nimmt. Spannend sind die drei Geschichten weniger, wer bei einem King-Film Horror mit nachwirkender Albtraumwirkung erwartet, für den ist das hier weniger geeignet. Spaß macht die Anthologie aber und ist dank einer kürzlich erschienenen Box zusammen mit Manchmal kommen sie wieder und Werwolf von Tarker Mills auch recht günstig zu bekommen.
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