Heute sind Filmfeste aus dem Bereich LGBT keine Seltenheit mehr, viele größere Städte haben eigene Festivals, in denen sie aus dem bunten, oft nicht einfachen Alltag von Schwulen, Lesben & Co. berichten. 1990 war das noch anders. Damals betraten die Lesbisch Schwulen Filmtage Hamburg noch absolutes Neuland, als aus einem kleinen Filmseminar in Kooperation mit einem kommunalen Kino das erste deutsche Filmfest dieser Art wurde. Inzwischen sind die Filmtage längst eine Institution, die jeden Oktober mehr als 15.000 Besucher anlockt.
Eröffnet wird die 29. Ausgabe am 16. Oktober 2018 von einem Film, der selbst Pionier ist: Rafiki war dieses Jahr der erste kenianische Film, der jemals bei den Filmfestspielen von Cannes lief. Zwischenzeitlich war das Drama über eine verbotene Liebe sogar offizieller Anwärter des Landes beim Rennen um den Oscar für den besten fremdsprachigen Film. Das ist auch deshalb bemerkenswert, da Homosexualität in dem afrikanischen Staat verpönt ist. Der Film war bis vor Kurzem dort sogar verboten. Auch andere Werke handeln von Tabuthemen. Mario beispielsweise zeigt, wie Homosexualität beim Fußball nach wie vor totgeschwiegen und verdrängt wird. In Ungehorsam lernen wir zwei Frauen kennen, für deren Liebe in ihrer jüdischen Gemeinschaft kein Platz ist. Besonders hart wird es in The Miseducation of Cameron Post, wo Jugendliche im Rahmen spezieller Umerziehungscamps auf den rechten Heteropfad zurückgeführt werden sollen.
Andere Filme handeln hingegen von sehr persönlichen Themen. So stellt uns Girl eine 15-Jährige vor, die im falschen Körper geboren wurde und von einer Karriere als Ballettänzerin träumt. Das mitreißende Sorry Angel nimmt uns zurück in das Paris der frühen 90er, in dem ein HIV-Kranker sich in einen jüngeren Mann verliebt. Ganz aktuell ist hingegen Hard Paint, das von zwei Jungs erzählt, die sich über das Internet suchen und ausdrücken. Wer selbst noch auf der Suche ist, sollte eine der diversen Party besuchen, die bei den Filmtagen natürlich nicht fehlen dürfen. Was ihr sonst nicht verpassen solltet und weitere Infos gibt es auf www.lsf-hamburg.de.
Unsere Rezensionen von den Filmtagen 2018
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