Die Nachricht ist großartig, der Anlass eher weniger: Polizist Mads Schwartz (Golo Euler) wird zur Mordkommission berufen und soll dort einen Todesfall aufklären. Eine Frau ist während der Feier zu ihrem 40. Geburtstag plötzlich verstorben. Der Verdacht fällt schnell auf den Ehemann Dr. Jasper (Ulrich Noethen), doch von Beweisen ist weit und breit keine Spur. Dafür gibt es in anderer Hinsicht Fortschritte: Mads Bruder Andi (Devid Striesow) ist wieder da. Besonders eng war der Verhältnis zwischen den beiden Brüdern nie. Als Andi aber vorübergehend bei Mads und dessen Familie einzieht, gibt ihnen das die Gelegenheit, sich wieder näherzukommen. Doch diese Nähe ist kein Zufall, der Privatdetektiv verfolgt dabei ganz eigene Pläne.
Neue Ermittler braucht das Land! Schön, einen wirklichen Mangel gibt es hierzulande nicht. Neben dem Platzhirsch Tatort in all seinen Varianten gibt es auch so schon unzählige andere Krimis im deutschen Fernsehen. Aber die Hoffnung auf noch mehr Zuschauer treibt die Sendeanstalten dazu, doch immer wieder neue Formate auszuprobieren. Bei Schwartz & Schwartz scheinen die Hoffnungen besonders groß zu sein, immerhin darf sich der Film auf einen Samstagabendslot freuen. Und auch wenn noch nicht klar ist, ob die Zuschauer dem ZDF das auch danken, an einem weiteren Fall wird bereits gearbeitet.
Große Schauspieler, miese Leistung
Sonderlich groß ist die Vorfreude nach dem ersten Fall jedoch nicht, Mein erster Mord ist sogar eine herbe Enttäuschung. Hochkarätig besetzt ist er, mit den Charakterdarstellern Golo Euler (Fado) und Devid Striesow (Ich bin dann mal weg). Aber ihnen gelingt es ebenso wenig wie den Nebendarstellern, aus den Vorlagen etwas Interessantes und Lebensnahes hervorzuholen, die holprigen Dialoge mit menschlichem Fleisch und Blut zu füllen. Besonders irritierend ist hierbei Brigitte Hobmeier, sonst eigentlich immer wieder gern gesehen, die als Kollegin von Mads eine bizarre Soziopathin mimt, von der nicht klar ist, was genau sie bei der Polizei zu suchen hat.
Das ist auch deshalb tragisch, weil Mein erster Mord als Krimi so gar nicht zu gebrauchen ist. Wer der Täter ist, darum wird kein Geheimnis gemacht, der steht von Anfang an mangels Alternativen fest. Das kann man natürlich machen, auch Columbo fing seinerzeit so an. Während dort die Spannung dann darin lag, auf welche Weise der Detektiv die Wahrheit findet, sind die Ermittlungen hier überaus schlampig und nichtssagend. Wie die Schwartz-Brüder bislang in ihren Lebensunterhalt bestreiten konnten, das wird aus den Taten hier nicht ersichtlich, sie stolpern mal inkompetent, dann wieder heillos übertrieben von einer Situation in die nächste.
Aus Verzweiflung schwach
Was bleibt aber, wenn weder Rätsel, noch Ermittlung Spannung bringen und an den Figuren nichts dran ist? Wenig. Sehr wenig. Der TV-Krimi, der auf dem Filmfest München 2018 Premiere feierte, versucht durch ein bisschen Action die Langeweile zu bekämpfen, dazu noch das Spiel mit seelischen Abgründen. Dr. Jasper ist nicht einfach nur ein Mörder. Er hat noch ganz andere Leichen im Keller begraben. Und so etwas soll nicht versteckt werden, Mein erster Mord protzt damit, durch Szenen, welche die Geschichte nicht voranbringen, aber wohl für Nervenkitzel sorgen sollten.
Tun sie aber nicht. Vielmehr macht sich der Krimi damit lächerlich, wenn die Leute anfangen, sich vollends willkürlich zu verhalten. Mein erster Mord wirkt dann so, als wäre es gleichzeitig auch „Mein erstes Drehbuch“. Und das ist schon richtig schade, denn die Grundsituation zweier sehr unterschiedlicher Brüder – der eine brav Regeln folgend, der andere ein Betrüger –, die hat durchaus Potenzial. Und eben auch die Darsteller, die aus der Konstellation etwas machen könnten. Jetzt fehlt nur noch der dazu passende Inhalt, der den missglückten Auftakt wieder vergessen lässt.
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