Bislang hat das mit der Karriere von Amber (Rose McIver) ja nicht so gut geklappt. Klar, sie darf Texte anderer redigieren, teils sogar komplett neu schreiben. Doch die Lorbeeren heimsen immer die anderen ein. Da erhält die ambitionierte Journalistin die einmalige Chance, sich selbst zu beweisen und unter ihrem eigenen Namen einen Artikel zu verfassen. Genauer soll sie in das ferne Königreich Aldovia reisen, um dort einen Beitrag über den skandalumwitterten Prinzen Richard (Ben Lamb) zu verfassen. Als der erste Anlauf im Rahmen einer Pressekonferenz schiefgeht, bewirbt sie sich als Lehrerin von Prinzessin Emily (Honor Kneafsey). Tatsächlich klappt die kleine Scharade, sie kann nun unter falscher Identität jede Menge pikanter Infos sammeln. Nur muss sie dabei feststellen, dass der Prinz entgegen seines Images eigentlich ein sehr netter Mensch ist.
Eines muss man Netflix ja lassen: Sie schaffen es, aus Titeln, die kein Kritiker eines Blickes würdigen würde, richtige Hits zu machen – zumindest bei den Abonnenten. Beispiel A Christmas Prince. Als die romantische Komödie rechtzeitig zur heißeren Phase der Weihnachtszeit 2017 online ging, wären wohl selbst die optimistischsten Programmchefs des Streaminganbieters nicht von einem derartigen Erfolg ausgegangen. Die Geschichte um eine Journalistin, die sich in einen Prinzen verliebt, wurde sogar zu einem der meistgeschauten Filme im Katalog und wird nun mit A Christmas Prince: Royal Wedding fortgeführt.
Der Erfolg des Standards
Warum ausgerechnet die Geschichte um eine Undercover-Journalistin und einen Prinzen so viele Fans fand, das dürfte nicht einmal Netflix so genau wissen. Denn eigentlich bietet sie wirklich nichts, was man nicht in den unzähligen Fernseh-Weihnachts-Romanzen findet, die unentwegt produziert werden. Dass mit Alex Zamm ein Regisseur das Sagen hat, der zuvor eben lauter solche inszeniert hat, das ist dann kein besonders großer Zufall. Vielmehr ist A Christmas Prince das reine Abhaken von Klischees und obligatorischen Zutaten: ein bisschen Adel, ein bisschen Zwietracht, dazwischen ein Kind und düstere Geheimnisse.
Es ist noch nicht einmal so, dass das Paar, welches hier im Mittelpunkt steht, so wahnsinnig überzeugend wäre. Attraktiv sind Rose McIver und Ben Lamb sicherlich. Eine wirkliche Chemie entsteht zwischen ihnen deswegen aber nicht, die anfangs noch negativ eingestellte Amber wechselt urplötzlich die Gefühlsrichtung, ohne dass man genau wüsste warum. Richards Uminterpretierung wurde ebenfalls nicht gerade mit einer feinen Spitze geschrieben. Und den beiden Darstellern fehlen die Mittel, die Leerstellen mit eigenem Leben oder Charme auszufüllen. Am meisten überzeugt im Ensemble noch die junge Honor Kneafsey (Das krumme Haus), die als Schwester des Prinzen ein bisschen Schwung in das komatöse Königshaus bringt.
Hach, ist das tragisch!
Allerdings wurden auch ihr furchtbar tragische Hintergründe angedichtet. Nicht nur, dass sie wie Richard unter dem Tod ihres Vaters leidet, sie ist zudem auf Krücken und Rollstuhl angewiesen – da wird nicht einmal versucht, die emotionale Manipulation zu kaschieren. Da schneit es Kitsch in jeder Szene, kleine Gesten müssen großem Bombast Platz machen. Und obendrauf gibt es noch ein bisschen Weihnachtsdeko, die mit der Geschichte überhaupt nichts zu tun hat und nur ein bisschen die Gefühlslage verstärken soll.
Beim Zielpublikum funktioniert das offensichtlich gut: A Christmas Prince ist süßliche Romantik ohne jegliche Ansprüche oder Ambitionen. Etwas, das man sich anschauen kann, wenn man selbst nicht gefordert werden will. Das filmische Pendant zu einem Fertiggericht, das man abends noch schnell einschiebt. Ganz so ärgerlich wie das kürzliche Prinzessinnentausch ist das nicht, aber mindestens genauso langweilig.
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