Der Dolmetscher
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Der Dolmetscher
„Der Dolmetscher“ // Deutschland-Start: 22. November 2018 (Kino) // 26. März 2021 (DVD)

Ein bisschen überrascht ist Georg (Peter Simonischek) ja schon, als er die Tür aufmacht. Wenn nicht gar vor den Kopf gestoßen. Denn da steht Ali (Jiri Menzel) und erklärt, seine Eltern wären durch Georgs Vater während des Holocaust umgebracht worden. Nach einem etwas unglücklichen Start stellt sich die Situation aber auch als Chance heraus. Warum nicht mit dem älteren Herrn als Dolmetscher in die Slowakei fahren? Dann könnten die beiden doch gemeinsam herausfinden, was sich damals wirklich zugetragen hat. Ali stimmt zu, gegen ein entsprechendes Honorar, zusammen nehmen die beiden Senioren die lange Reise, beginnen auf diese Weise, ihre Vergangenheit aufzuarbeiten, und kommen sich auch freundschaftlich näher.

Wenn zwei Menschen in Filmen eine gemeinsame Reise antreten, dann meistens nur, damit sie sich näherkommen und ihre Differenzen überwinden können. Oft betrifft das entfremdete Verwandte – Vater und Sohn in Helle Nächte und Kodachrome, Brüder in Wer ist Daddy? und 25 km/h, Großvater und Enkelin in Leanders letzte Reise. Es dürfen aber auch einander Unbekannte sein, wie das Beispiel in Camino a La Paz zeigt, in dem ein gläubiger Muslim und ein zielloser Hobby-Taxifahrer eine auch spirituelle Reise antreten. Hauptsache der Kontrast ist groß genug, damit es zu Spannungen und einer Aussöhnung kommt.

Oh, das kann ja heiter werden …
Insofern befindet sich Martin Sulík, der hier Regie führte und am Drehbuch mitschrieb, eigentlich in guter Gesellschaft, wenn er auf das ebenso bewährte wie beliebte Buddy-Roadmovie-Prinzip zurückgreift. Wobei die Geschichte, die er in Der Dolmetscher erzählt, noch ein wenig mehr Brisanz hat als die der Kollegen. Ein Mann, der seine Eltern verloren hat, begibt sich auf eine Reise mit dem Sohn des Mörders? Das ist schon ein harter Tobak, der viele heftige Auseinandersetzungen und Blicke in die Abgründe der menschlichen Seele verspricht.

Irgendwie ist der Film aber ganz anders geworden. Von Anfang an ist der Ton sehr viel heiterer, als man erwarten könnte. Da stehen sich zwei Männer gegenüber, die sich eigentlich jede Menge zu sagen hätten, das aber nicht tun, weil ihnen nichts Passendes einfällt. Also werfen sie sich Beleidigungen an den Kopf, die ganz offensichtlich improvisiert sind, eine Notlösung. Hauptsache, man sagt überhaupt etwas. Das gilt dann auch für spätere Dialoge, die oft etwas unbeholfen sind, man redet, ohne wirklich etwas zu sagen.

Vergangenheit sieht anders aus
Was nicht heißen soll, dass Der Dolmetscher nicht auch von der Aufarbeitung vergangener Gräueltaten handelt. Aber die fällt dann doch eher genügsam aus, stattdessen gibt es die bei Roadmovies ebenfalls oft benutzten skurrilen Zwischenfälle. Vor allem Peter Simonischek, einem größeren Publikum dank Toni Erdmann bekannt, darf hier sein Talent ausspielen als kauzig-dreister Genussmensch. Wenn ihm Ali irgendwann vorwirft, er hätte viel zu viel Spaß bei der Sache, dann fällt es schwer, ihm da zu widersprechen. So schön es ist, wenn auch mal unverkrampft und ohne bleischwere Betroffenheit das Thema Holocaust angegangen wird, ein bisschen befremdlich ist es ja schon, wie unwichtig dieses zwischendurch mal wird.

Richtig befriedigend ist der Beitrag der Berlinale 2018 deshalb auch nicht. Er wird nie so bewegend und persönlich, wie es das Thema verdienen würde. Er wird aber auch nie so lustig, wie es der heitere Ton vorgibt. Stattdessen schlingert Der Dolmetscher unschlüssig in der Gegend herum, lässt die zwei wie erwartet näherkommen, ohne dass dies wirklich nachvollziehbar wäre. Das ist insgesamt nett, bei einigen Auseinandersetzungen zwischen den beiden Senioren noch ein bisschen mehr als das. Irgendwie hätte man sich bei diesem Szenario aber doch einen etwas weniger banalen Film gewünscht.



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Der Sohn von Nazi-Opfern trifft auf den Sohn von deren Mörder und geht mit ihm auf eine Reise in die Vergangenheit: Das Szenario von „Der Dolmetscher“ ist sicher spannend, der Film selbst ist es nicht. Der Film sucht die Balance aus Komik und Ernst, findet aber beides nicht so wirklich und ist am Ende viel banaler, als es das Thema verdient hätte.
5
von 10