Fireworks
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Fireworks – Alles eine Frage der Zeit

Fireworks
„Fireworks – Alles eine Frage der Zeit“ // Deutschland-Start: 19. Oktober 2018 (DVD/Blu-ray)

Eine Frage ist es, welche die drei Schulfreunde Norimichi, Yuusuke und Junichi umtreibt: Sind Feuerwerksblumen von der Seite aus betrachtet rund oder flach? Da sie trotz intensivster Diskussionen auf keine eindeutige Antwort kommen, beschließen sie, sich selbst davon ein Bild zu machen. Und sie wissen auch wie: Wenn das große Feuerwerksfest ansteht, wollen sie auf den Leuchtturm, um von dort aus zuzusehen. So der Plan. Irgendwie will der für Norimichi aber nicht so recht aufgehen. Denn da wäre ja noch Nazuna, die es sich in den Kopf gesetzt hat davonzulaufen. Mit Norimichi. Oder Yuusuke. Was auch nicht klappen will. Aber glücklicherweise ist da ja noch diese eigenartige Kugel, welche den Jugendlichen mehr als eine zweite Chance bietet.

Während Shunji Iwai international durchaus Anerkennung als Regisseur und Autor genießt, ist er hierzulande nur relativ wenigen ein Begriff. Aus gutem Grund: Nur die wenigsten Werke des Japaners schaffen es nach Deutschland, seine letzten beiden Filme The Case of Hana & Alice und A Bride for Rip Van Winkle waren beispielsweise nur auf Festivals zu sehen. Da passt es irgendwie ins Bild, dass nun mit Fireworks – Alles eine Frage der Zeit ausgerechnet ein Remake einer seiner Filme veröffentlicht wird, mit dem er selbst aber nichts zu tun hatte.

Darf’s ein bisschen mehr sein?
Das uns damals vorenthaltene Original stammt aus dem Jahr 1995, wurde eigentlich fürs Fernsehen gedreht und ist gerade mal 50 Minuten lang. Und es schleicht sich das Gefühl ein, dass auch hier eine kürzere Laufzeit der Geschichte angemessener gewesen wäre. So richtig viel Inhalt hat Fireworks – Alles eine Frage der Zeit nämlich nicht. Oder interessante Figuren. Warum Nazuna unbedingt davonlaufen will, das erschließt sich nie so ganz. Auch nicht, wer sie als Mensch ist. Sie gibt zwar vor, worum es in dem Film gehen soll – die verschiedenen Fluchtversuche –, danach hat sie aber nur noch wenig zu tun oder zu sagen. Und auch Norimichi wird darauf beschränkt, der Jugendlichen irgendwie helfen zu wollen.

Das ganz große romantische Gefühl will hier deshalb auch nie aufkommen. Nicht nur, dass die beiden zu wenig Persönlichkeit an den Tag legen, um daraus eine tiefe Liebe zu zimmern. Sie bekommen auch gar nicht die Gelegenheit, aus der Zufallsbegegnung mehr zu machen. Fireworks – Alles eine Frage der Zeit besteht zu weiten Strecken aus Szenen, in denen sie davonlaufen. Ruhige Momente, die es erlauben würden, sich einfach mal ein bisschen kennenzulernen, die sind hier rar gesät. Dafür wird die Handlung immer wieder durch die anderen Jugendlichen unterbrochen, die dem Feuerwerk auf den Grund gehen wollen. Das hat dann durchaus philosophische Anklänge, wenn Fragen der Perspektive und der Gegensatz von Erscheinung und Wahrheit aufkommen. Vertieft wird aber auch das nicht, statt nachdenklicher Momente gibt es hier eher komische.

Nächstes Mal muss es klappen!
Und doch ist das Ganze recht charmant aufbereitet, mit einer leicht traumartigen Atmosphäre. Wenn die mysteriöse Kugel zum Einsatz kommt, welche es Norimichi erlaubt, zu vorherigen Wendepunkten zurückzukehren, dann werden Erinnerungen an Das Mädchen, das durch die Zeit sprang wach. Auch dort hatte eine junge Protagonistin die Fähigkeit, in die Vergangenheit zurückzukehren, um Missgeschicke rückgängig zu machen und eine andere, bessere Zukunft zu suchen. Im direkten Vergleich hat Fireworks trotz der Ähnlichkeiten jedoch das Nachsehen. Während die Sprünge dort mit einer Entwicklung und einem Erkenntnisgewinn einhergingen, ist das hier nicht mehr als folgenloses Trial & Error.

Dafür ist das Ganze sehr schön anzusehen. Animationsstudio Shaft (Puella Magi Madoka Magica: Rebellion, Kizumonogatari I – Blut und Eisen) geht hier geradezu verschwenderisch mit Effekten um, lässt die Kamera herumwirbeln, bis man sich selbst als Teil eines Feuerwerks fühlt. Nicht alles an Fireworks ist visuell geglückt. Manchmal beißt sich der Kontrast zwischen 2D- und 3D-Elementen. An anderen Stellen schmälern außerdem holprige Animationen das Vergnügen. Das erhoffte große Highlight ist der Film damit nicht geworden, es fehlt an zu vielen Stellen der nötige Feinschliff. Animefans sollten sich das Werk dennoch nicht entgehen lassen. Allzu viele Filme erscheinen in dem Bereich ja nicht, vor allem keine, die nicht irgendwie Teil eines Franchises sind. Und das Nachgrübeln über verpasste Gelegenheiten dürfte sicher vielen von der Seele sprechen, wenn wir uns fragen: Was wäre gewesen, wenn …



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„Fireworks – Alles eine Frage der Zeit“ ist gleichzeitig Romanze, ein alternatives Zeitreise-Abenteuer und jugendliche Suche nach Antworten. Das ist als Mischung ungewöhnlich und zudem meistens schön anzuschauen, auch wenn insgesamt doch der nötige Tiefgang fehlt. Ein charmant-traumartiger Film für zwischendurch.
7
von 10