Seit ihrem 5. Lebensjahr ist Sofia (Natalie Dormer) blind. Durch ihr ausgeprägtes Gespür für Musik ist sie zu einer anerkannten Pianistin geworden, die im Orchester für Filmmusik spielt. Von ihrer Nachbarin Veronique (Emily Ratajkowski) wird sie für eine Gala der Stiftung ihres Vaters Radic (Jan Bijvoet) gebucht. Kurz vor dem Event hört Sofia einen Streit in Veroniques Wohnung, kurz darauf springt diese vom Balkon und ist sofort tot. Ist sie wirklich gesprungen? Was hat ihr Vater, ein jugoslawischer Kriegsverbrecher, damit zu tun? Und wie passt die blinde Sofia in diese Geschichte?
Starker Auftakt, schwach konstruierte Wendungen
In der ersten Szene sehen wir eine Frau mit weit aufgerissenen Augen, welche gerade um ihr Leben kämpft, während kraftvolle Hände versuchen, sie zu strangulieren. Nach einigen Sekunden entpuppt sich die Mordszene als Film im Film – wir sehen das Orchester, welches gerade die passende Filmmusik einspielt. Die blinde Sofia sitzt am Klavier und wir spüren: das hier wird ganz bestimmt ein sehr cooler Film! Das erste Drittel des Films wird dem auch gerecht, Regisseur Anthony Byrne gewährt uns keinerlei Durchblick, er stiftet Verwirrung, Orientierungslosigkeit und baut Spannung auf. Eindringliche Musik, atmosphärische Lichtsetzung und Farbgestaltung greifen schön ineinander. Der Zuschauer bekommt ein Gefühl dafür, wie das Leben für eine blinde junge Frau in der Millionenmetropole London sein muss. Ausgeliefert trifft es auf den Punkt.
Doch schnell wird klar, dass Sofia ihren Alltag mehr als gut meistert und noch eine weitere Facette hinter der blinden Pianistin stecken muss. Sie erhält Nachrichten in Blindenschrift in ihrem Briefkasten, die sie sofort nach Erhalt verbrennt und begibt sich selbst auf die Suche nach der Wahrheit um Veroniques Tod. Ab dann nimmt das Tempo des Films zwar Fahrt auf, wird jedoch nach und nach unglaubwürdiger. Schwach konstruierte Wendungen sollen den Plot komplexer machen, doch der Mix von einer blinden Pianistin und einem jugoslawischen Kriegsverbrecher ergibt keine homogene Masse. Eine bessere Version dieses Films hätte die Comic-ähnlichen Fieslinge womöglich gar nicht gebraucht.
Starker Hauptcharakter, schwach skizzierte Nebendarsteller
Die mit Regisseur Byrne verlobte Hauptdarstellerin Natalie Dormer hat selbst mit am Drehbuch geschrieben und den Beitrag vom Fantasy Filmfest 2018 co-produziert. Sie hat sich in die Rolle der blinden Sofia vollständig eingefunden. Sofia ist kein eingeschüchtertes Mädchen, das auf Hilfe von außen angewiesen ist. Im Laufe des Films zeigt sie ihre Stärke und Willenskraft. Ein starker Charakter, der von seiner Darstellerin überzeugend auf die Leinwand gebracht wurde.
Im Gegensatz zu den Nebendarstellern. Emily Ratajkowski kann dabei vernachlässigt werden, in den zwei, drei Szenen, die sie spielt, sieht sie hauptsächlich gut aus, was für die Rolle der Veronique absolut ausreichend ist. Das geheimnisvolle Geschwisterpaar Alex (Joely Richardson) und Marc (Ed Skrein) werden so oberflächlich behandelt, dass sie selbst wahrscheinlich gar nicht richtig über ihre Rollen bescheid wussten. Wie im Comic wird die Schwester als fiese Hexe und der Bruder als schöner Retter skizziert. Gleiches ist über Radic zu sagen – eben nicht viel – eine nichtssagende Spielrolle ohne Tiefgang. Der ermittelnde Polizist Mills (Neil Maskell) taucht wie ein Hampelmann mal auf, mal ab, ohne jedwede Aufmerksamkeit zu erhaschen.
Abschließend ist zu sagen, dass In Darkness ein cleverer Film mit starker Hauptdarstellerin, spannungsaufbauenden Elementen und toller Filmmusik ist. Für das besondere Filmerlebnis ist er allerdings nicht geeignet, da den Nebendarstellern zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde, die Story viel zu ambitioniert ist und leider vom starken Auftakt in die falsche Richtung abdriftet.
OT: „In Darkness“
Land: USA
Jahr: 2018
Regie: Anthony Byrne
Drehbuch: Anthony Byrne, Natalie Dormer
Musik: Niall Byrne
Kamera: Si Bell
Besetzung: Natalie Dormer, Emily Ratajkowski, Jan Bijvoet, Joely Richardson, Ed Skrein, Neil Maskell
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