„Rupert Pupkin. … P-u-p-k-i-n.“ So muss er sich oft vorstellen, auf Nachfrage seinen Nachnamen buchstabierend. Pipkin, Pumpkin – niemand schafft es, den Namen zu behalten. In der stressigen Entertainmentindustrie hat schließlich niemand Zeit für einen Noname, schon gar nicht, wenn er sich selbst für die nächste komödiantische Offenbarung hält. Rupert Pupkin (Robert De Niro) ist jedoch felsenfest überzeugt: Er ist der neue King of Comedy. Als er sich geschickt in den Wagen des landesweit bekannten und beliebten Latenight-Moderators Jerry Langford (Jerry Lewis) stehlen kann und diesen von sich zu überzeugen versucht, scheint die Fernsehgröße ihm tatsächlich eine Chance zu geben: Er solle doch am nächsten Tag seine Sekretärin anrufen und einen Termin vereinbaren. Aufgeregt begibt sich Pupkin am nächsten Tag zum TV-Studio, das für Langfords Show verantwortlich ist, um sich direkt persönlich vorzustellen. Dort wird er zwar abgewiesen, doch weil Pupkin so beharrlich ist, verspricht die Produzentin (Shelley Hack), sich sein Demotape anzuhören. Als er am nächsten Tag erwartungsvoll vor ihr steht, weist sie ihn jedoch ab. Da Pupkin nach wie vor von sich überzeugt ist, greift er zu drastischeren Mitteln: Gemeinsam mit Freundin Masha (Sandra Bernhard), einer glühenden Langford-Verehrerin, entführt er diesen, um sich einen Standup-Auftritt in der Show zu erpressen.
Aller Anfang war schwer
Bekannt, gar berühmt zu werden, das war früher einmal richtig schwierig. Man musste hart und härter arbeiten, man musste talentiert sein und schlussendlich war es immer noch eine Glücksfrage, auch entdeckt zu werden. Heutzutage benötigt man im Grunde nur ein Smartphone, eine Internetverbindung, Schamlosigkeit und genügend unbedarfte zwölfjährige Kinder auf der Suche nach Identifikationsvorbildern, welche den eigenen YouTube-Kanal abonnieren. Schaut man sich an, welche Videomacher auf der Streamingseite populär sind und welche sich kaum durchsetzen können, ließe sich pauschal beinahe sagen, dass Talent mittlerweile geradezu ein Hindernis auf dem Weg zur Bekanntheit geworden ist. Als Comedian der 1980er-Jahre blieb einem hingegen kaum etwas anderes übrig, als die Leute auf den Kleinbühnen verschiedener Clubs zum Lachen zu bringen und immer alles zu geben, in der Hoffnung, von dort irgendwann einmal den Sprung in eine angesagte Latenight-Talkshow zu schaffen, um so einem großen Publikum zugänglich zu werden.
Von dieser langwierigen Prozedur hält Rupert Pupkin allerdings nichts und möchte sie daher überspringen. Er ist so sehr von seinem Talent überzeugt, dass er alles daran setzt, seinen ersten Auftritt überhaupt direkt in Jerry Langfords Show zu haben. Auch wenn er durchaus nicht untalentiert ist und vor allem ein hervorragendes komödiantisches Timing zu bieten hat, stehen seine Ambitionen doch in keinem Verhältnis zu seinem Können. In seinem Charakter offenbart sich letztendlich auch das wahre Wesen des Films, der oberflächlich betrachtet zwar durchaus lustig, bei genauerem Hinsehen jedoch tieftraurig ist. Erst gegen Ende und mithilfe eines Hinweis im Laufe des Films entfaltet sich Pupkins Hintergrundgeschichte, wobei aufgrund der verschwommenen Grenze zwischen Realität und Fantasie natürlich nicht klar ist, ob sie der Wahrheit entspricht. Das Ende an sich hat darüber hinaus ebenfalls Anlass zu Spekulationen gegeben, da es auf zweierlei Weise interpretierbar ist. Regisseur Martin Scorsese lässt hier allerdings bewusst offen statt sich vor einer Auflösung aus der Verantwortung zu ziehen – es lassen sich Argumente für beide Versionen im Film finden. Man muss aber nicht bis zum Ende des Filmes warten, um zu erkennen, dass The King of Comedy ein absoluter Klassiker ist.
Ein rundum gelungener Geheimtipp
Während De Niro als Rupert Pupkin glänzt, ist der eigentliche Star doch der letztes Jahr verstorbene Komiker Jerry Lewis, der in der ungewöhnlich ernsten Rolle brilliert. Neben den offensichtlichen Stärken des Films – namentlich Drehbuch und Schauspiel – überzeugt The King of Comedy vor allem durch Kameraführung, Szenenbild und Kostüme, Ausstattung generell. Pupkins Anzüge und sogar seine Frisur sind genau auf seine Charakter ausgerichtet, die gut bevölkerten Straßen von Manhattan dienen als lebhafter Hintergrund für viele Außenszenen und die Innenräume der verschiedenen Gebäude sind ebenfalls sehr durchdacht aufgebaut. Das alles konnte seinerzeit leider nicht verhindern, dass The King of Comedy ein kolossaler Flop war, nicht einmal ein Sechstel des Budgets konnte er einspielen. Bis heute ist er der unterschätzteste Films Scorseses und leider immer noch nicht mehr als ein Geheimtipp.
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