Als der britische Zauberer Newt Scamander (Eddie Redmayne) im Jahr 1926 nach New York reist, dann um seine Sammlung magischer Kreaturen zu erweitern. Heimlich natürlich, da die Welt der Menschen nicht davon erfahren darf, dass es diese Wesen gibt – oder auch Magie. Doch genau dies droht nun zu geschehen: Immer wieder kommt es zu Zwischenfällen, welche die Existenz von diesen Tieren, Hexen und Zauberern verraten. Während die MACUSA alles daran setzt, die Katastrophe zu verhindern, geraten auch Newt, der ahnungslose Mensch Jacob Kowalski (Dan Fogler) und die kürzlich degradierte Tina Goldstein (Katherine Waterston) ins Fadenkreuz der Ermittlungen.
Über 500 Millionen Exemplare wurden von den sieben Büchern rund um den Nachwuchszauberer Harry Potter verkauft, was sie zu der erfolgreichsten Romanreihe aller Zeiten macht. Die acht darauf basierenden Filme wiederum spielten weltweit zusammen 7,7 Milliarden Dollar ein, was nach dem Marvel Cinematic Universe und Star Wars immerhin noch für Platz drei der erfolgreichsten Filmreihe aller Zeiten reichte. Dass eine solche Goldmine auch im Anschluss bearbeitet würde, daran hatte keiner wirklich Zweifel. Die Frage war nur: Wie machen wir das, wenn es keine Potter-Bücher mehr gibt?
Pflichtlektüre als Filmdebüt
Die Antwort lieferte J. K. Rowling selbst, wenn auch unter einem anderen Namen. Unter dem Pseudonym Newt Scamander veröffentlichte sie bereits 2001 ein Bändlein mit dem Titel Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind, in dem sie allerlei magische Kreaturen beschrieb. Eine Geschichte erzählte sie darin nicht, vielmehr stellte das Buch ein Begleitwerk dar, das die Mythologie der Reihe etwas erweiterte und dabei ein Element des ersten Potter-Romans aufgriff: Harry Potter und der Stein der Weisen erwähnte bereits den besagten Band, der zur Pflichtlektüre des jungen Zauberers gehörte. Inspiriert davon schrieb Rowling das Drehbuch für einen neuen Film, der eine ganze Spin-off-Reihe starten sollte.
Für Fans der Bücher bzw. der Filme bedeutete das eine ziemliche Umstellung: Nicht nur, dass Harry weit und breit nicht zu sehen ist, ebenso wenig andere Figuren seiner Abenteuer, es nicht einmal eine Anspielung auf ihn gibt. Zusätzlich wurde die Geschichte auch in die 1920er und in die USA verlegt, was dazu führt, dass nicht einmal die Terminologie gleichgeblieben ist. Aber das muss ja alles kein Problem sein, eröffnet sogar die Möglichkeit für Quereinsteiger, hier reinzuschauen – wo es kaum inhaltliche Verbindungen gibt, braucht es auch keine Vorkenntnisse. Wer beispielsweise Fantasy mag, aber kein Interesse daran hatte, einer Gruppe von Knirpsen zu folgen, der kann es stattdessen auch hiermit versuchen.
Komische Kreaturen in Dauerschleife
Wobei Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind zumindest teilweise noch die jüngere Zielgruppe von Potter fest im Blick hat. Das zeigt sich vor allem an den Kreaturen, die ganz gerne auch mal zu reinen Slapstickzwecken ihren Weg in den Film finden. Ohnehin hat man des Öfteren den Eindruck, Rowling wäre es hier in erster Linie darum gegangen, so viele und so eigenartige Wesen wie möglich in zwei Stunden zu pressen. Die machen dann auch tatsächlich Laune, reichen von süß bis furchteinflößend, von fantasievoll bis humorvoll. Es fehlt aber an einer überzeugenden Idee, wie man all diese Wesen auch sinnvoll zusammenbringt. So wie das zugrundeliegende Buch ist das Abenteuer im Grunde eine Art Enzyklopädie, die viel sagt und zeigt, sich aber nicht um Zusammenhänge kümmert.
Handlungsstränge gibt es natürlich, mehrere sogar. Sie bleiben aber auf eine seltsame Weise unwichtig. So unwichtig, dass bei Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind gar nicht klar ist, welche Geschichte eigentlich erzählt werden soll. Zum Schluss bemüht sich Rowling zwar, all die Fäden wieder zusammenzuführen. Aber das geschieht zu spät und zu notdürftig, der Film ist so sehr mit seinem Dekor und der Etablierung von Elementen beschäftigt, dass er dabei vergisst, ein wirklich narratives Medium zu sein. Spaß macht das Spin-off aber auch ohne eine nennenswerte Geschichte. Die Besetzung ist gut, der Optik sieht man das hohe Budget an, auch wenn sie teilweise recht künstlich wirkt, das New York der 1920er verleiht dem Ganzen auch eine schöne Atmosphäre. Und ein bisschen Zeit ist ja noch, um die dramaturgischen Daumenschrauben anzulegen, schließlich ist das hier nur der erste von insgesamt fünf geplanten Filmen.
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