Adora und Catra sind Hordak und dessen Truppe treu ergeben, die den Planeten Etheria vor den brutalen Prinzessinnen beschützen wollen. Das bedeutet aber nicht, dass die beiden zwischendurch nicht auch ein wenig Spaß abgeneigt sind. Als die beiden in den verbotenen Wäldern unterwegs sind, stolpert Adora über ein magisches Schwert, welches sie in die mächtige Kriegerin She-Ra verwandelt. Und das ist nicht die einzige verstörende Entdeckung, die sie an diesem Tag macht: Sie muss erkennen, dass Hordak und die anderen sie zeit ihres Lebens belogen haben. Denn sie sind es, die den Planeten unterwerfen wollen, und nur die Prinzessinnen können sie davon noch aufhalten. Während Adora sich nach einigem Zögern der Rebellion anschließt, kehrt Catra zu den Horden zurück und tut alles dafür, um ihre ehemalige beste Freundin für ihren Verrat zu bestrafen.
So schnell kann es manchmal gehen. Seit über zehn Jahren schon wird hinter den Kulissen an einem Reboot von Masters of the Universe gewerkelt, mit ständig wechselnden Regisseuren und Drehbuchautoren, ohne dass bis heute ein vorzeigbares Ergebnis dabei herausgekommen wäre. Und dann kommt wie aus dem Nichts She-Ra und die Rebellen-Prinzessinnen auf Netflix heraus, nur ein knappes Jahr nach der ersten Ankündigung, ohne große Probleme bei der Entwicklung. Und das ist nicht die einzige Überraschung, die Noelle Stevenson für das Publikum bereithält, die Frau hinter der Neuinterpretation. Genauer stieß die unter anderem für Nimona und Lumberjanes bekannte Comickünstlerin Teile des Publikums ganz schön vor den Kopf. Denn die Serie ist keine wirkliche Neuauflage. Vielmehr handelt es sich, vergleichbar zu den Netflix-Kollegen Spuk in Hill House und Chilling Adventures of Sabrina, um eine sehr freie Interpretation der Vorlagen.
Kampf für das größere Kassenglück
Als She-Ra – Prinzessinnen der Macht 1985 an den Start ging, war dies ein wenig subtiler Versuch, die Popularität von Masters of the Universe noch mehr auszuweiten und neue Zielgruppen zu erreichen. Die Idee einer Schwesternserie war geboren – wortwörtlich. Wo He-Man auf dem Planeten Eternia gegen den finsteren Skeletor kämpfte, da gab es plötzlich die Zwillingsschwester She-Ra auf Etheria, die gegen Hordak antrat. Die eine Serie bestand fast ausschließlich aus männlichen Figuren, die andere aus weiblichen. Letztere sollten in erster Linie Mädchen ansprechen, schließlich waren die Zeichentrickproduktionen dazu da, die Spielzeugfiguren an den Mann zu bringen. Und eben an die Frau.
Bei She-Ra und die Rebellen-Prinzessinnen ist das anders. Zwar werden noch immer Figuren rund um die mächtige Prinzessin produziert. Die richten sich aber eher an Sammler und haben mit der neuen Serie nichts zu tun. Das hat auch Auswirkungen auf die Designs: In den 80ern ähnelten sich die Figuren noch recht stark, damit dazu passende Spielzeuge billig hergestellt werden können. Die neuen Designs haben mit den Vorgängerinnen jedoch kaum noch etwas zu tun. She-Ra beispielsweise ist jetzt deutlich jünger, weniger weiblich, weniger glamourös – was in manchen Kreisen zu Kritik führte. Glimmer ist kleiner geworden, ein bisschen moppelig auch. Und ohnehin wurden die Prinzessinnen deutlich vielseitiger und bunter gestaltet, was neben ihrer ethnischen Erscheinung auch die sexuelle Orientierung angeht: Immer wieder kommt es zu kleineren homosexuellen Anspielungen.
So bunt wie der Alltag
Das Schöne dabei ist: Die selbst offen homosexuell lebende Noelle Stevenson macht daraus keine große Sache. Niemand spricht diese Punkte an, es ist einfach Alltag. Das ist gerade für eine Serie, die sich an Kinder richtet, recht ungewöhnlich. Und typisch für She-Ra und die Rebellen-Prinzessinnen, das viele Elemente miteinander kombiniert, die eigentlich nicht zusammenpassen. Im einen Moment ist die Serie sehr kindlich und albern, Figuren wie das fliegende Einhorn werden ausschließlich zu Zwecken der Komik verwendet. Danach kann es aber ausgesprochen düster weitergehen. Typische Kinderserienthemen wie Freundschaft und Mut dürfen nicht fehlen, werden dabei mit komplexeren Beziehungen zwischen den Figuren aufgewertet. Vor allem das Verhältnis zwischen Adora und Catra ist deutlich komplizierter und spannender, als man es bei einer solchen Serie erwarten dürfte.
Gleichzeitig ist das einer der Nachteile der Serie: She-Ra und die Rebellen-Prinzessinnen will zu viel in die 13 Folgen packen, was dazu führt, dass so manches nicht die notwendige Zeit bekommt. Gerade die späteren Figuren werden etwas lieblos in die Geschichte geworfen, sind einfach da, weil das Ensemble noch größer werden musste. Und auch die Optik ist nur teilweise enttäuschend. Die mit DreamWorks Animation (Die Abenteuer des Captain Underpants, The Boss Baby: Wieder im Geschäft) produzierte Serie sieht an vielen Stellen eher billig aus. Die Animationen lassen beispielsweise zu wünschen übrig, die Proportionen sind manchmal eigenartig, alles wirkt irgendwie klein, gerade auch die Actionszenen lassen die notwendige Wucht vermissen. Doch trotz der diversen Mängel, die Neuinterpretation ist sehr nett geworden, teilweise witzig, und legt den Grundstein für weitere spannende Abenteuer.
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