Als Troy Holloway (Steven Ogg) zu sich kommt, bietet sich ihm ein furchtbarer Anblick. Ein Meteorregen hat seine Raumkapsel getroffen und mächtig in Mitleidenschaft gezogen. Die Anlagen sind zerstört, die Kapsel treibt orientierungslos durchs All. Aber am schlimmsten ist, dass außer Troy die komplette Crew bei dem Unglück ums Leben gekommen ist. Ganz auf sich allein gestellt ist er jedoch glücklicherweise nicht: Commander Roberts (Alice Lowe) ist am anderen Ende der Leitung und hilft ihm dabei, die Kapsel wieder funktionstüchtig zu machen, während sie selbst schon auf dem Weg zu ihm sind. Doch die Zeit drängt, denn die Ressourcen sind knapp, und die Gefahren im All werden nicht unbedingt geringer.
Wenn in Filmen Protagonisten durchs All reisen, dann meistens mit dem Ziel, irgendwo anzukommen. Dann und wann wird aber die Reise selbst zum Thema, meistens weil sie mit irgendeinem Problem verbunden ist. Der berühmteste Fall ist natürlich das oscarprämierte Gravity über eine Frau, die nach einem Unfall im Weltraum den Weg zurück zur Erde sucht. Auch in Zero Gravity – Antrieb Überleben ging etwas gehörig schief, weshalb ein Astronaut allein eine dreijährige Reise überstehen muss, ohne dabei seinen Verstand zu verlieren.
Da passiert nicht viel …
Solis geht dabei in eine ganz ähnliche Richtung, kombiniert den Survivalgedanken des ersten Films mit dem klaustrophobischen Setting des zweiten. Hin und wieder mal darf Troy durch die Kapsel kriechen, um irgendwo etwas Neues zu reparieren, provisorisch zumindest. Die meiste Zeit über steckt er aber in dem Hauptraum fest und ist damit beschäftigt, sich seinem Leid zu ergeben oder mit Roberts herumzustreiten, die zwar viele Ratschläge, aber nie passende Antworten hat.
Das ist zwangsweise nicht übermäßig abwechslungsreich. Solis ist ein Low-Budget-Film durch und durch, der sich zwangsläufig stärker mit den Figuren befasst als mit einem Abenteuer, für dessen Inszenierung nicht genügend Geld da ist. Das Ergebnis ist jedoch nur teilweise überzeugend. Ogg gibt sich größte Mühe dabei, jeden einzelnen Moment als Qual erkennbar zu machen. Und Lowe (Sightseers) könnte man ewig dabei zuhören, wie sie erst die strenge Regelpedantin vertont – sie ist kein einziges Mal zu sehen –, nach und nach aber doch ein wenig mehr Wärme mit auf den Weg gibt.
Im Weltall ist kein Platz für Gefühle
Leider spielt das Drehbuch bei diesem Unterfangen jedoch nicht so recht mit. Teilweise verbaut Carl Strathie, der diesen geschrieben und auch Regie geführt hat, zu viele Klischees und neigt zu Wiederholungen. An anderen Stellen macht er hingegen zu viel, will auf Teufel komm raus Brücken zwischen den Figuren bauen, gleichgültig, ob das nun glaubwürdig ist oder nicht. Und auch sonst sind die Dialoge gern mal etwas holprig, klingen nicht unbedingt nach dem, was Menschen so sagen würden – zumal in einer derartigen Ausnahmesituation.
Während der Beitrag vom Fantasy Filmfest 2018 das selbst gesteckte Ziel der Emotionalität nicht erreicht, ist das Drumherum durchaus gelungen. Die schwer beschädigte Kapsel ist stimmungsvoll, es gibt auch den einen oder anderen schönen Einsatz von Licht – Solis gelingt hier der Spagat zwischen Idylle und Inferno. Ob einem das allein ausreichen wird, ist jedoch fraglich. Viele werden sich in dem dialoglastigen, handlungsarmen Film eher langweilen, zumal Strathie ausgerechnet die entscheidenden Momente nicht zeigt. Zumindest aber zeigt der Filmemacher in seinem Langfilmdebüt, dass er doch ein Händchen für die Atmosphäre hat, was ihm in seinem derzeit in Arbeit befindlichen zweiten Sci-Fi-Ausflug Dark Encounter zugutekommen sollte. Er braucht nur die dafür passende Geschichte.
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