Der große Traum von Abby Sutton (Kat Graham) war es immer, einmal eine große Fotografin zu sein. Bislang ist sie diesem Traum aber nicht sonderlich nahegekommen, die Arbeit in dem Fotostudio ist sowohl schlecht bezahlt als auch unbefriedigend. Immerhin, Weihnachten steht vor der Tür, und damit einige echte Überraschungen. So ist ihr bester Freund Josh (Quincy Brown) wieder zurück, der monatelang als Reiseblogger unterwegs war. Und auch der antike Adventskalender, den ihr Großvater Stutton (Ron Cephas Jones) ihr schenkt, sorgt für jede Menge Trubel. Denn in dem scheint noch mehr als Schokolade und kleine Spielzeuge zu stecken …
Halloween ist vorbei, das bedeutet jetzt mit Volldampf ins Weihnachtsgeschäft. Das gilt nicht nur für die Läden in der Stadt, die eiligst Kürbisse und Fledermäuse gegen Mistelzweige und Sterne austauschen. Auch an Netflix geht der Wandel nicht spurlos vorüber. Und so gibt es nach der Horrorschwemme im Oktober (u.a. Spuk in Hill House und Chilling Adventures of Sabrina) pünktlich zum neuen Monat den ersten Weihnachtstitel. Das mag für den einen oder anderen vielleicht noch etwas früh sein. Andererseits, anders als Süßspeisen oder andere weihnachtliche Verlockungen werden Filme ja nicht schlecht. Also kann man ja schon ein bisschen was horten, für später.
Eine Geschichte, älter als die Zeit
Das Problem bei The Holiday Calendar, mit dem die zweimonatige Festsaison eingeleitet wird: So richtig frisch ist das hier schon zum Start nicht mehr. Die weihnachtliche Liebeskomödie ist einer dieser Filme, über die man ganz viel sagen kann. Die aber eigentlich nicht viel Anlass dafür bieten. Eine Frau, die seit Ewigkeiten allein ist, lernt einen attraktiven Mann kennen, ist dabei aber eigentlich Seelenpartner ihres Jugendfreundes, der pünktlich zeitgleich in ihr Leben zurückkehrt. Dass sie ganz tiefe Gefühle hat, will sie aber nicht wahrhaben, jeder Hinweis darauf, dass sie doch ein Paar sein sollten, schiebt sie schnell beiseite.
Das Publikum weiß jedoch: Da geht noch was. Wer füreinander bestimmt ist, der hat am Ende einer Romanze auch gefälligst zusammenzukommen. Besonders an Weihnachten. Und wenn es ein klein wenig Magie braucht. Die Idee eines Adventskalenders, der die Zukunft vorhersagen kann, die ist schon nett, verleiht The Holiday Calendar auch eine leicht altmodische Note. So richtig relevant ist er für die Geschichte aber nicht. Dafür sind die Hinweise zu schwammig – Tannenbaum, Weihnachtself und Schnee sind nun nicht gerade sonderlich aussagekräftige Bilder. Am Ende dient der Kalender lediglich dazu, einen Streit vom Zaun zu brechen.
Der Mensch, das unergründliche Wesen
Das passiert hier übrigens des Öfteren, teilweise aus den nichtigsten Gründen. Das kennen wir zugegeben auch aus dem wahren Leben: Manchmal braucht es nur eine Kleinigkeit, damit sich alle in den Haaren liegen. Bei The Holiday Calendar wird aber schnell offensichtlich, dass es Drehbuchautor Amyn Kaderali nicht darum ging, die Realität abzubilden. Anders gesagt: Das unrealistischste Element des Films ist nicht der magische Kalender, sondern die Art und Weise, wie die Figuren sich verhalten, wie sie sprechen, wie immer zufällig genau das passiert, was die Dramaturgie gerade braucht. Wichtig ist hier nur, was am Ende dabei herauskommt, der Weg dorthin, das interessiert niemanden.
Nun erwartet sicher keiner von Weihnachtsfilmen ausgearbeitete Plots oder tiefgründige Figuren. The Holiday Calendar hat auch gar nicht den Anspruch, mehr als süßliche Berieselung zu sein, die im Hintergrund läuft, während man gerade Geschenke verpackt oder Plätzchen backt. Zumindest diesen Zweck erfüllt die Liebeskomödie dann auch: Zwar ist hier einiges doch recht fragwürdig, aber nicht ganz so schlimm, dass es tatsächlich weh tun würde. Das meiste ist gleich wieder vergessen. Und zumindest hin und wieder ist es ja auch ganz nett hier. Quincy Brown und Ron Cephas Jones sind charismatisch, eine unglückliche Tannenbaum-Begegnung ist mit einigen tatsächlich witzigen Dialogzeilen verbunden. Der Geist von Weihnachten ist jedoch noch in weiter Ferne. Da bleibt nur auf Besserung von der kommenden Netflix-Lawine zu hoffen oder stattdessen im Kino Charles Dickens – Der Mann der Weihnachten erfand anzuschauen, der sowohl in punkto Humor wie auch beim Charme deutlich mehr vorgelegt hat.
(Anzeige)