Eigentlich hatten sich die drei klammen Schwestern Camila (Vanesa Restrepo), Maria (María Evoli) und Anita (Carla Adell) das ja ganz anders vorgestellt. Ganz einfach vorgestellt. Sie brechen bei Senator José Sánchez-Lermontov (Flavio Medina) ein, nehmen ihn und seine Frau Angélica (Gabriela de la Garza) gefangen, und plündern im Anschluss das Haus. Denn dort soll es jede Menge Geld zu finden geben, heißt es. Stattdessen finden sie aber etwas ganz anderes: Töchterchen Tamara (Natasha Cubria), das im Keller gefesselt wurde. Für die Schwestern steht schnell fest, dass sie da nicht tatenlos zusehen können. Trotz der Warnungen der Eltern machen sie sich deshalb an die Arbeit, das junge Mädchen zu befreien – ohne zu ahnen, was sie damit anrichten werden.
Verbrechen lohnt sich einfach nicht. Zumindest in Filmen ist es so, dass der Versuch, sich auf eine nicht ganz legale Weise zu bereichern, oft in absoluten Katastrophen endet. Lebensgefährlichen Katastrophen. Ob nun Don’t Breathe, The Safe oder kürzlich Bad Samaritan – Im Visier des Killers, jedes Mal führt ein vermeintlich ganz einfacher Beutezug dazu, dass die bösen Protagonisten auf jemanden stoßen – oder etwas –, das noch sehr viel böser ist als sie. Das dürfen auch die drei Schwestern feststellen, die sich bald die Frage stellen müssen: War es das hier wirklich wert?
Kennen wir uns nicht woher?
Das dürfte sich auch der eine oder andere im Publikum fragen. Denn wer sich ein bisschen im Genrekino heimisch fühlt, der wird hier vor lauter Déjà-vu-Erlebnissen nicht mehr wissen, in welchem Film er gerade unterwegs ist. Oder auch in welchem Jahr. Wohlwollend könnte man Regisseur und Drehbuchautor Guillermo Amoedo, der zuvor mit Eli Roth dessen Filme The Green Inferno und Knock Knock geschrieben habt, zugutehalten, dass er sich vergleichbare Werke gut angeschaut und kompetent rekreiert hat. Weniger nachsichtige Zuschauer dürfen aber auch sagen: Irgendwie ist The Inhabitant ein bisschen langweilig.
Das gilt besonders für die zweite Hälfte. Am Anfang spielt der Beitrag vom Fantasy Filmfest 2018 noch ein bisschen mit dem Geheimnis, was genau denn nun mit Tamara nicht stimmt, da die Eltern bemerkenswert unbeholfen um den heißen Brei herumreden. Genreveteranen wissen zwar schnell, was gespielt wird, Titel und Artwork lassen da nicht wirklich viele Schlüsse zu. Aufgrund der guten Umsetzung macht The Inhabitant da aber doch noch Laune, gerade die düsteren Bilder tragen da so einiges zur Atmosphäre bei. Lässt Amoedo aber erst einmal die Katze aus dem Sack, hilft auch das nichts mehr.
Irgendwie egal
Dass der Mexikaner an der Stelle anderweitig um Tiefgang bemüht ist, ehrt ihn. Mittels Flashback sollen die räuberischen Damen ein wenig mehr Profil erhalten, im Idealfall auch Sympathiepunkte sammeln, damit das Publikum sie anfeuert. Richtig viel genützt hat es aber nichts, The Inhabitant verpasst es auch bei der Figurenzeichnung eigene Akzente zu setzen. Wer die nicht braucht und mit der Standardausführung eines solchen Horrorstreifens bereits zufriedengestellt ist, der kann an dem wenn schon nicht inspirierten, dann aber zumindest kompetenten Film seine Freude haben. Angesichts der zahlreichen Konkurrenz fällt einem jedoch kein wirkliches Argument sein, warum man nun ausgerechnet diesen Vertreter anschauen sollte.
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