Es sah nach einem ganz normalen Tag für die Floristin Cathy (Kelly Reilly) aus. Ein bisschen Yoga, Einkäufe machen, das übliche eben. Doch dann steht plötzlich Lewis (Luke Evans) vor ihr, fesselt sie, ringt sie nieder und zwingt sie ins Auto. Als sie wieder zu sich kommt, ist sie gefangen in einem winzigen Raum, aus dem es kein Entkommen gibt und wo sie niemand hören kann. Außer Lewis natürlich. Der spürte ihr zuvor sehr lange nach, bereitete sich monatelang vor und wartete auf den geeigneten Moment. Doch warum nur? Was könnte der völlig Fremde im Schilde führen?
Man mag Suzi Ewing bei ihrem Regiedebüt so manches vorwerfen, eines sicher nicht: dass sie ihre Geschichte überhastet erzählt. Es geht schon eher gemütlich los, wenn 10×10 das derzeitige Leben von Cathy recht ausführlich demonstriert. Was macht sie so? Wie ist sie so drauf? Das ist einerseits verständlich, schließlich wird sie später nur noch wenige Gelegenheiten haben, ein bisschen was von sich zu zeigen. Es führt aber auch dazu, dass sich die Geschichte doch ein ganzes Stück zieht, mehr als es gebraucht hätte.
Bekomm ich mal eine Antwort?
Und auch später drängt sich der Eindruck auf, dass da jemand einfach etwas Zeit schinden wollte. Immer wieder kommt es zu Wiederholungen oder auch Einschüben, welche auf wenig elegante Weise das Unvermeidliche hinauszögern. Wenn beispielsweise das anfängliche Gespräch zwischen den beiden auch beim dritten Anlauf nicht über dieselbe Frage hinauskommt, dann wächst da doch ein wenig die Ungeduld – bei Lewis wie auch beim Publikum, das sich seinerseits fragt, wann es denn nun endlich mal losgeht mit dem eigentlichen Thema.
Die Sache mit dem Spannungsbogen ist dann sicher auch nicht die große Stärke von 10×10, anstatt nach und nach etwas aufzubauen, verläuft das hier in mehreren Schüben. Und ob das Ende wirklich den Aufwand vorher wert war, darüber darf dann auch noch gestritten werden. Zumal es auch schade ist, dass der Thriller nicht annähernd so klaustrophobisch ist, wie es der Titel vorgibt zu sein. Das kleine Zimmer, in das Cathy gesperrt wird, wird nur zu Teil Schauplatz des Films sein, da werden hier dann doch etwas falsche Erwartungen geweckt.
Frauen an die Macht!
Dafür überzeugt der Film anderweitig. Vor allem Kelly Reilly (L’auberge espagnole – Barcelona für ein Jahr, Am Sonntag bist du tot) ist es zu verdanken, dass das Ergebnis zumindest einen Blick wert ist. Sie schafft es, die verschiedenen Aspekte ihrer Figur gleichermaßen überzeugend zu verkörpern. Schön ist zudem, dass Cathy eben nicht das hilflose Burgfräulein ist, das auf die Rettung durch ihren Prinzen erwartet. Dieses Entführungsopfer nimmt ihr Schicksal auch schon mal gerne selbst in die Hand, selbst wenn sie das nie so konsequent tut, wie es die Situation erfordern würde. Oder der gesunde Menschenverstand.
Luke Evans (No One Lives, Die Schöne und das Biest) wirkt im Gegenzug oft ein klein wenig verloren, und das obwohl er im Genrekino durchaus daheim ist. Denn das Drehbuch hat es nicht besonders gut mit ihm gemeint, kann sich nicht entscheiden, ob es ihn als bedrohlich oder inkompetent darstellen möchte. Trotz des prominenten, zweifelsfrei talentierten Casts: Ewings Film hinterlässt gemischte Gefühle, erfüllt insgesamt durchaus seinen Zweck, hätte irgendwie aber doch deutlich mehr sein sollen als das.
OT: „10×10“
Land: UK
Jahr: 2018
Regie: Suzi Ewing
Drehbuch: Noel Clarke
Musik: Christopher Holmes
Kamera: Aaron Reid
Besetzung: Kelly Reilly, Luke Evans
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