Austin Powers
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Austin Powers – Das Schärfste, was Ihre Majestät zu bieten hat

Austin Powers
„Austin Powers“ // Deutschland-Start: 20. November 1997 (Kino) // 7. Dezember 2018 (DVD/Blu-ray)

Ende der 1960er-Jahre gibt es nur noch eine Person, die den finsteren Plänen von Dr. Evil im Wege steht: Austin Powers (beide Mike Myers). Da der Bösewicht dem Spion nicht gewachsen ist, flüchtet er sich kurzerhand ins All, um dort – kryogenisch eingefroren – in aller Ruhe auf eine günstige Gelegenheit zu warten, um zurückzukehren. 1997 ist diese schließlich gekommen. Doch Austin Powers war nach Dr. Evils spektakulärem Abgang nicht untätig: Nachdem er sich selbst einem Einfrierungsprozess unterzog, wartete er abrufbereit im Britischen Verteidigungsministerium auf seinen Einsatz. Bald nach ihrer Reanimation müssen beide Kontrahenten jedoch auf ihre Weise entdecken, dass der Kampf gegen den jeweils anderen von etwas Größerem überschattet wird: Die völlig ungewohnten Gepflogenheiten Ende des 20. Jahrhunderts.

Lange bevor sich Mike Myers mit Ein Kater macht Theater und vor allem Der Love Guru ins Aus schoss, erlangte er mit Saturday Night Live, den beiden Wayne’s World-Filmen und der Reihe Austin Powers größere Bekanntheit. Sicher, die Regie überließ er Jay Roach und die Produktion teilte er sich mit anderen (z. B. Demi Moore), aber er spielte nicht nur die beiden Hauptrollen, sondern steuerte vor allem das Drehbuch bei und brachte das Projekt erst voran. Seine Leidenschaft zu dem Werk ist ihm auch deutlich anzumerken, mit Leichtigkeit bietet er die beste(n) Performance(s) des Films. Da ist es auch verzeihbar, dass Elizabeth Hurley als Vanessa Kensington, Powers’ Spionagepartnerin in der Gegenwart, schauspielerisch nicht mit dem restlichen Cast mithalten kann. Fairerweise muss erwähnt werden, dass es vermutlich dennoch die beste Leistung ihrer Filmographie ist.

Ein Spaß nicht nur für Kenner
Random Task (Joe Son) ist nicht nur dem Namen nach eine hervorragende Parodie auf Oddjob, Goldfingers Scherge im gleichnamigen Bondfilm. Die Auftritte des ehemaligen MMA-Kämpfers, dessen sonstigen „Errungenschaften“ im echten Leben man besser nicht recherchieren sollte, bilden einige der vielen Highlights des Films. Basil Exposition (Michael York) hat als weiterer Charakter einen sprechenden Namen, so sorgt das Äquivalent zu M aus den Bondfilmen dafür, dass nicht nur Austin, sondern auch der Zuschauer stehts auf dem neuesten Stand ist. Das James Bond-Franchise bildet jedoch beleibe nicht die einzige Grundlage der Parodie, daneben müssen auch andere Spionagefilme der 1960er-Jahre dran glauben. Das Wunderbare an Austin Powers hierbei ist, dass der Film auch von Zuschauern genossen und für lustig befunden werden kann, wenn keine einzige der Vorlagen bekannt ist – je mehr aber davon gesehen wurden, desto mehr steigt die Wertschätzung im Auge des geneigten Betrachters. Weiter bereichert wird das Spektakel durch spaßige Gastauftritte, die teilweise gar nicht so leicht als solche zu erkennen sind (so haben nicht unbedingt viele bei der ersten, zweiten oder auch dritten Sichtung erkannt, wer die Gruppentherapeutin verkörpert).

Eine Schwäche muss sich Austin Powers – Das Schärfste, was Ihre Majestät zu bieten hat vorwerfen lassen: Die Gastauftritte, die vielen, sehr vielen einander jagenden Jokes, die abgedrehten Setdesigns, die ausgefallenen Kostüme – das alles ist für sich genommen ein Riesenspaß, doch bleibt bei alldem schlichtweg keine Zeit mehr, um eine innovative Geschichte zu erzählen. Nun ist es nicht so, dass einfach nur einzelne Szenen aneinandergereiht sind. Die Story ist vorhanden und keinesfalls schlecht, aber auch nicht mehr als Standard. Zum Glück sind Komödien mit Ausnahme von Actionfilmen vielleicht das einzige Genre, in dem eine annehmbare Rahmenhandlung völlig ausreicht, wenn der ganze Rest stimmt. Und das tut er hier. Die deutsche Synchronisation ist generell in Ordnung, die Stimmen sind alle passend gewählt; naturgemäß funktionieren manche Witze in der Übersetzung nicht („Du bist eine Perle in der Auster“), andere wurden dafür noch verbessert („Da ‚Sake‘ ich nicht nein.“).

Im Vergleich zum zweiten und dritten Teil wurde Austin Powers – Das Schärfste, was Ihre Majestät zu bieten hat oft vorgeworfen, nicht ganz so lustig zu sein. Der Film ist über 20 Jahre alt und jeder, der diese Ansicht vertritt, sollte sich durch die Neuveröffentlichung dazu ermutigt fühlen, ihn erneut zu sichten. Es mag nicht wenig verwundern, dass viele der Witze aus Teil 2 und 3 überhaupt erst durch das durch den ersten Teil gelegte Fundament funktionieren. Vielleicht, ganz vielleicht, gibt es ja irgendwann doch noch den legendären vierten Teil, der seit 2002 immer mal wieder angeteasert wird. Wünschenswert wäre es.



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Wenn in „Austin Powers – Das Schärfste, was Ihre Majestät zu bieten hat“ ein Spion aus der Zeit der Swingin’ Sixties in den späten 1990er-Jahren aufgetaut wird, um seinen Erzfeind zu bekämpfen, sorgt das nicht nur wegen Mike Myers’ Spielspaß für viele Lacher. Die schrillen Outifts, die bunten Bilder, die fetzige Musik, die offenen oder versteckten Referenzen auf andere Filme sowie die Gastauftritte tun ihr Übriges.
8
von 10