Battle Netflix
© Netflix

Battle

Battle Netflix
„Battle“ // Deutschland-Start: 1. Dezember 2018 (Netflix)

Bis vor Kurzem war die Welt noch in Ordnung für Amalie (Lisa Teige). Unentwegt trainierte die Jugendliche für die Aufnahme an einer renommierten Tanzschule, träumt von der großen Karriere. Aber dann die Hiobsbotschaft: Ihr Vater ist pleite. Sie müssen einen Großteil ihres Besitzes aufgeben, in eine kleine Wohnung ziehen und sich auch sonst mit sehr viel weniger zufriedengeben. Und auch beim Tanzen will das nicht mehr so wirklich klappen. Da lernt sie eines Tages in einem Jugend-Center den Hip-Hop-Tänzer Mikael (Fabian Svegaard Tapia) kennen, mit dem sie sich auf Anhieb versteht. Nun muss sie entscheiden, was sie wirklich von ihrem Leben will. Denn eigentlich ist sie ja noch mit Aksel (Vebjørn Enger) liiert.

Ich tanze, also bin ich! In den letzten Jahren hat es eine ganze Reihe von Filmen gegeben, in denen Jugendliche beim Tanzen ein Ventil finden, um sich selbst auszudrücken und vielleicht auch einen Platz im Leben zu finden. Da ist Battle keine Ausnahme. Nachdem Amalie durch die Änderung der Lebensumstände – bis dato war sie ein typisches Mittelklassemädchen, das sich um nichts wirklich Gedanken machen musste – in eine Sinnkrise gerät, hilft ihr die Begegnung mit Mikael, sich selbst neu zu entdecken.

Geld ist auch nicht alles
Das ist grundsätzlich nicht wirklich etwas Neues, auch wenn der leichte soziale Abstieg für eine zusätzliche Komponente sorgt. Richtig viel wird aus dieser ohnehin nicht gemacht, für Drehbuchautorin Maja Lunde dient das lediglich als Element, um die beiden Tanzrichtungen stärker in den Kontrast zu setzen. Auf der einen Seite das stärker reglementierte Tanzen der vornehmen Schule, das Wert auf Disziplin und formales Training setzt. Auf der anderen der Hip-Hop-Tanz von Mikael, der sich im Spontanen äußert, direkter Ausdruck von Emotionen sein soll, ein Tanz von der Straße.

Oft bedeutet eine solche Gegenüberstellung von klassischem und autodidaktischen Tanzen, dass am Ende die Selbstverwirklicher die Nase vorne haben. Oder auch andere Körperteile. Auch bei Battle wird sich Amalie gegen Ende hin wenig überraschend stärker mit dem freien Tanzen identifizieren können. Wirklich verdammt wird das herkömmliche Konzept deswegen aber nicht. Vielmehr steht der improvisierte Hip-Hop-Tanz einfach sinnbildlich für einen Menschen, der gar nicht so genau weiß, wer er ist oder was er soll.

Will ich die sehen?
Dem Publikum geht das ganz ähnlich, der norwegische Netflix-Film verpasst es völlig, aus Amalie eine aussagekräftige Figur zu machen. Sie tanzt gerne, so viel erfahren wir. Und sie neigt dazu, sich anderen Menschen gegenüber nicht immer ganz nett zu verhalten. Das ist dann auch schon das ungewöhnlichste Merkmal von Battle: Wir haben es hier ausnahmsweise nicht mit einer der üblichen grundguten Vorzeigeprotagonistinnen zu tun. Sie ist nicht einmal sonderlich sympathisch, was zusammen mit der wenig aussagekräftigen Persönlichkeit den Romanze-Teil recht wirkungslos verpuffen lässt.

Dafür sind die Tänze ganz schön anzuschauen. Vor allem später, wenn es – dem Titel entsprechend – zu einen Dance Battles kommt, darf man sich auf die Emotionalität freuen, welche die Geschichte selbst einem vorenthält. Das erinnert ein wenig an die Rap Battles aus Das schönste Mädchen der Welt, nur das hier eben die Körper das ausdrücken müssen, was die Sprache nicht schafft, weil Kommunikation keine besonders weit verbreitete Stärke im Film ist. Ob man sich nur deswegen den gesamten Film anschauen sollte, steht jedoch auf einem anderen Blatt. Insgesamt ist Battle ein seltsam distanziertes Drama, dessen Ausgang wohl nur wenigen wirklich nahe gehen dürfte.



(Anzeige)

Eine Jugendliche muss sich mit dem sozialen Abstieg abfinden, findet dafür eine neue Inspiration im Hip-Hop-Tanz. Die Tänze von „Battle“ sind dann auch wirklich schön anzusehen, inhaltlich überzeugt das Jugenddrama jedoch weniger. Dafür ist die Hauptfigur zu wenig aussagekräftig oder auch sympathisch.
5
von 10