Es kehrt einfach keine Ruhe ein im Leben von Kommissarin Candice Renoir (Cécile Bois). Der Schock und der Schmerz sitzt tief, dass ihr Partner durch eine Bombe gestorben ist, die für sie gedacht war. Zwar versuchen ihre Kollegen Antoine (Raphaël Lenglet), Chrystelle (Gaya Verneuil) und Meddhi (Ali Marhyar), ihr beizustehen. So richtig klappen will das aber nicht, zumal auch ihre Kinder sich schon zu sehr an den Mann an ihrer Seite gewöhnt hatten. Und dann gibt es auch noch ständig Ärger mit ihrer Chefin,
die so gar nichts mit Candice und ihren etwas eigenen Ermittlungsmethoden anzufangen weiß.
In der Flut an Krimiserien, die nach wie vor weltweit produziert werden, braucht es schon ein Alleinstellungsmerkmal, um nicht unterzugehen. Bei Candice Renoir war dies von Anfang an die Titelfigur. Wo andere Genrekollegen mit erfahrenen alten Männern auf Verbrecherjagd gehen, alternativ verkappte Models, deren größtes Gut das Aussehen ist, da ging hier eine Frau im mittleren Alter an den Start. Eine geschiedene Frau mit vier Kindern, die nach langer Pause dringend das Geld braucht, um über die Runden zu kommen. Eine Frau zudem, die so aussah wie eine Barbie und zunächst auch immer wieder als solche belächelt wurde.
Ein bisschen Spaß muss sein!
Der zweite große Unterschied war der Ton. Krimis sind normalerweise sehr ernst, schließlich geht es hier um Mord und Totschlag. Candice Renoir war da anders, spielte zum einen mit dem Kontrast zwischen pink gekleidetem Blondchen und echten Kerlen, die sich ihr unterordnen mussten. Außerdem waren ihre Ermittlungsmethoden etwas unorthodox. Immer wieder griff sie auf Hausfrauenweisheiten zurück oder löste ihre Fälle durch geistige Transferleistungen. Eines ihrer Kinder sagt etwas in einem alltäglichen Kontext et voilà, schon haben wir den Täter.
Seit der vierten Staffel ist damit aber Schluss. Vielleicht auch weil die Macher erkannt hatten, dass die Serie zu formelhaft geworden war, die Folgen kaum noch voneinander zu unterscheiden waren, gab es den großen Richtungswechsel. Von dem Humor der ersten Staffeln war nur noch wenig zu sehen, die Leichtigkeit wurde zugunsten eines größeren Dramaanteils aufgegeben. Im Mittelpunkt standen nicht mehr locker-leichte Ermittlungen mit südfranzösischem Charme, sondern schwere Krisen und persönliche Probleme.
Stör mich nicht, ich leide!
In der fünften Staffel geht es da nahtlos weiter. Viele der Abgründe sind dabei reine Fortsetzungen von dem, was zuvor geschehen ist. Die Trauer von Candice sowie ihr allgemeines Pech mit Männern. Antoine, der im Begriff ist, Vater zu werden, dessen Beziehung aber mindestens holprig ist – woran Candice ihren Anteil hat. Allgemein verschwimmen mal wieder kräftig die Grenzen zwischen dem Privaten und dem Berufsleben. Candice und Co sind dann doch in erster Linie Menschen, nur in zweiter professionelle Ermittler. Reinen Krimifans wird das vielleicht weniger gefallen, auch der Verlust der Leichtigkeit dürfte den einen oder anderen verschrecken.
In Frankreich blieb die Neuausrichtung jedoch ohne größere Auswirkungen. Die Serie ist dort so erfolgreich wie eh und je, steigert die Zuschauerzahlen sogar immer leicht von Staffel zu Staffel. Und das, obwohl inzwischen jede Menge Vorkenntnisse nötig sind, um sämtliche Verstrickungen verstehen zu können. Aber es spricht auch für Candice Renoir, wie hier im Laufe der Zeit Figuren mit einem echten Wiedererkennungswert geschaffen wurden, von denen man einfach wissen will, wie es ihnen ergeht. Dann und wann ist dazwischen sogar noch Zeit, ein paar Fälle zu lösen, die zwar nicht mit den besten der Serie aus Staffel 3 konkurrieren können, aber doch die kleinen grauen Zellen für 50 Minuten auf Trab halten.
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