Die Weihnachtskarte Christmas Inheritance Netflix
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Die Weihnachtskarte

Die Weihnachtskarte Christmas Inheritance Netflix
„Die Weihnachtskarte“ // Deutschland-Start: 15. Dezember 2017 (Netflix)

Besser könnte es für Ellen Langford (Eliza Taylor) derzeit nicht laufen. Schön, der eine peinliche Vorfall bei der Wohltätigkeitsveranstaltung hätte nicht sein müssen. Dafür ist sie aber mit dem umwerfenden Gray Pittman (Michael Xavier) verlobt und soll außerdem bald das erfolgreiche Geschenkeunternehmen ihres Vaters übernehmen. Zuvor soll sie aber nach Snowtown fahren, die alte Heimatstadt ihres Vaters, um dort seinem Geschäftspartner Zeke einen Brief zu geben. Doch irgendwie will dort nichts klappen. Zum einen ist Zeke nicht aufzutreiben, Ellen steckt aufgrund eines Schneesturms in dem Ort fest und dann muss sie auch noch einen Job als Bäckerin annehmen, weil ihr das Geld ausgegangen ist. Glücklicherweise stehen ihr aber der Gastwirt Jake (Jake Lacy) und die Diner-Besitzerin Debbie (Andie MacDowell) hilfreich zur Seite.

Das Praktische an Weihnachten: Es ist so schön berechenbar. Nicht nur, dass es immer in derselben Zeit stattfindet, es gibt jedes Jahr die gleichen Traditionen, die gleichen Lieder und Dekorationen, auch beim Essen verlassen sich viele auf das Altbewährte. Das spiegelt sich auch in den Filmen wieder, die von dieser ganz besonderen Zeit handeln. Die Themen sind oft ähnlich, die Aussagen sowieso, am Ende läuft es praktisch immer darauf hinaus, dass entweder Protagonisten sich wieder darauf besinnen, worauf es im Leben wirklich ankommt, oder zwei verhinderte Verliebte endlich zusammenfinden.

Ich weiß, was du nächstes Weihnachten machst!
In Die Weihnachtskarte ist beides der Fall. Zu Beginn lernen wir Ellen als eine zwar irgendwie wohlmeinende, letztendlich aber völlig weltfremde Erbin kennen. Als die nach Snowford kommt und beim ersten Aufeinandertreffen fast von Jake angefahren wird, begleitet von jeder Menge Spannungen, dann kann man den Film praktisch schon wieder ausschalten. Was in den noch kommenden anderthalb Stunden passieren wird, das weiß das Publikum auch so schon. Dass eigentlich diese beiden füreinander bestimmt sind, das steht von vornherein fest, auch die einzelnen Zwischenschritte stammen aus dem Lehrbuch – einschließlich einer Lüge, die herauskommt, sowie einer tragischen Vorgeschichte.

Aber wer solche Filme anschaut, der tut das ja nicht, um etwas Neues über die Welt zu lernen. Mit der tatsächlichen Welt hat das hier ohnehin nur wenig zu tun, wenngleich Die Weihnachtskarte sich im Vergleich zu den adeligen Netflix-Kollegen A Christmas Prince und Prinzessinnentausch zumindest etwas volksnäher gibt. Letzten Endes will das Publikum nur erneut hören, dass es im Leben nicht auf Geld und Karriere ankommt, dass die kleinen Dinge und das Zwischenmenschliche viel wichtiger sind. Dafür wird dann auch in Kauf genommen, die Großstadt als solche ein wenig zu verteufeln. Die wahren Schätze, so wird hier impliziert, die gibt es nur auf dem Land in kleinen, aber engen Gemeinschaften.

Berechnend besinnlich
Das kann man nun sympathisch finden oder auch langweilig, besinnlich oder schrecklich kitschig. Mehr als Christmas-Fast-Food ist es so oder so nicht, will es gar nicht sein. Das gilt gleichermaßen für die Romanze, die mit dem Erkenntnisgewinn einhergeht. Denn die Frau von Welt braucht einen bodenständigen und grundanständigen Kerl, um überhaupt zu verstehen, dass das ganz anders laufen kann. Anders laufen muss. Und damit auch die Blödeste an der Stelle mitkommt, opfert Jake sich auf eine Weise auf, als wäre er selbst der Weihnachtsmann, ein verletzliches Riesenbaby mit einem ganz großen Herzen.

Mit realen Menschen hat das dann weniger zu tun. Und Logiklöcher haben hier ohnehin niemanden interessiert. Ein Kaff, in dem es keinen Handyempfang gibt, dafür aber einen Apple Store, das kann sich wirklich nur ein Drehbuchautor ausgedacht haben. Oder in dem Fall die Autorin Dinah Eng. Auch bei der rasanten Romanze, die von null auf hundert geht, kümmert sich keiner darum, ob das in irgendeiner Form lebensnah entwickelt wird. Wer das nicht braucht, sondern einfach nur attraktive Menschen sehen mag, die sich am Ende in den Armen liegen und die Welt zu einem besseren Ort machen, der kann es mit Die Weihnachtskarte versuchen. Die Welt wäre ohne diesen Film aber nicht unbedingt ärmer.



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Eine reiche Erbin verschlägt es zu Weihnachten in ein kleines Kaff und trifft dort auf ein herzensgutes Landei, da braucht es nicht viel Fantasie, um den weiteren Fortgang zu erraten. „Die Weihnachtskarte“ macht dann auch nur das Nötigste, liefert besinnlichen Feel-Good-Nonsens, der sich auf die beiden attraktiven Protagonisten konzentriert und dabei weder Wert auf Glaubwürdigkeit legt, noch Ambitionen pflegt.
4
von 10