François (Karim Leklou) hat einen großen Traum: Sein kriminelles Leben hinter sich lassen und stattdessen als Eisverkäufer in Nordafrika richtig abräumen! Allerdings hat er auch ein großes Problem: seine Mutter Danny (Isabelle Adjani). Die verwaltet nämlich das Geld, verfügt über noch mehr kriminelle Energie und bekommt das mit dem Glücksspiel nicht so ganz auf die Reihe. Und so ist das brav angesparte Kapital irgendwann futsch. Um doch noch seine Eiskarriere starten zu können, lässt sich François daher drauf ein, ein letztes großes Ding zu drehen. Das hört sich gut an, geht aber gleich zu Beginn mächtig in die Hose – was wiederum Mama Danny auf den Plan ruft.
Und da ist er wieder, der berühmte letzte Coup, den Generationen von Filmverbrechern noch erledigen müssen, bevor sie endlich wieder ein normales Leben führen können. Oder zumindest eines ohne tägliche Gefahr. Dieser Wunsch wird meist durch private Überlegungen angetrieben, oft ist da irgendwo eine Frau im Spiel. Nicht so bei Die Welt gehört dir. Zwar gibt es auch hier eine Frau, an der François ein gesteigertes Interesse hat. Doch Lamya (Oulaya Amamra) ist ihrerseits der Unterwelt nicht ganz abgeneigt. Vielmehr ist es hier der etwas kuriose Karrierewunsch des Kleinkriminellen, eine bestimmte Eismarke vertreiben zu wollen, die der Anfang vom Ende ist.
Das meint ihr nicht ernst, oder?
Schon diese Abwandlung des Szenarios zeigt, dass Regisseur und Co-Autor Romain Gavras hier keinen gewöhnlichen Genrevertreter drehen wollte. Die Welt gehört dir, das in der Directors’ Fortnight in Cannes 2018 Premiere feierte und nun auf Netflix verfügbar ist, ist dann auch viel eher Komödie als Thriller. Das hat ebenso mit der wendungsreichen, turbulenten Geschichte wie auch mit den Figuren zu tun, die hier so herumlaufen. Eine davon ist Henry (Vincent Cassel), ein Bandenmitglied von François, der seinerseits etwas eigenartigen Träumen hinterherläuft, wenn er sich nicht gerade seiner Paranoia hingibt.
Gavras geht aber nie so weit, daraus eine mit Idioten überlaufene Parodie des Gangsterfilms zu machen. Es gibt auch keinen Schenkelklopferhumor, keine übertriebenen Slapstickmomente, Vielmehr erinnert Die Welt gehört dir an die Kollegen aus England, die gerne mal Feuergefechte mit skurrilen Charakteren sowie schwarzem Humor mischen. Und jeder Menge Chaos natürlich. Von Letzterem gibt es hier dann auch genug, wenn eigentlich kein Plan je so aufgeht wie gedacht, ständig improvisiert werden muss. Mit ebenfalls fragwürdigem Ergebnis natürlich, die Teilzeitverbrecher sollen ja ordentlich was zu tun bekommen.
Wenig Neues, viel Spaß
Das ist dann auch alles tatsächlich recht launig ausgefallen. Es gibt schöne Locations zu bestaunen, zwischen Strandidylle und Gangsterghetto, der Soundtrack ist schmissig, das Tempo ist hoch genug. Dann und wann wird Die Welt gehört dir auch schön absurd, der diversen angeknacksten Figuren sei Dank. Das Genre des Gangsterkinos wird der französische Beitrag kaum revolutionieren oder zu einem ähnlichen Klassiker zu werden wie die offensichtlichen britischen Vorbilder. Er schafft es nicht einmal, ihm eine eigene, typisch französische Note zu geben. Der Film kommt aber auch ohne ganz gut aus, ist kurzweilig und insgesamt auch einer der besseren Titel, die sich Netflix zuletzt einverleibt hat.
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