Zehn Jahre sind bereits vergangen seit der gewaltigen Explosion, die so viele Menschenleben gefordert hat. Doch noch immer ist das Leben nicht zum Alltag zurückgekehrt. Aus gutem Grund: Immer wieder tauchen die Bilder der Verstorbenen auf, meist nur wenige Sekunden, als wären sie in der Vergangenheit eingefroren. Auch die junge Veronica (Bella Thorne) kann die Jenseitigen sehen, allen voran ihren Vater, der nach wie vor am Frühstückstisch sitzt, als wäre nichts geschehen. Wirklich unheimlich wird es jedoch, als eines Tages ein neuer Geist namens Brian (Thomas Elms) vor ihr auftaucht. Voller Furcht, dass die seltsame Erscheinung es auf sie abgesehen haben könnte, sucht Veronica zuerst Hilfe bei ihrem Lehrer August Bittner (Dermot Mulroney) und anschließend dem neuen Mitschüler Kirk (Richard Harmon) – denn der scheint geradezu besessen von dem Thema der Geister zu sein.
Wir alle sehen sie mal oder spüren sie in irgendeiner Form: die Geister derjenigen, die nicht mehr bei uns sind. Wenn wir an bekannten Plätzen vorbeigehen, Tätigkeiten ausüben, die wir mit den anderen verbinden, dann kann es schon einmal so wirken, als wären die Leute nie fortgegangen. Eine gewisse Grundemotionalität ist deshalb bei I Still See You immer vorhanden, wenn Veronica und andere ihre Erinnerungen mit sich herumtragen. Wenn sie nicht loslassen können, sich nicht verabschieden können. Wie auch, wenn Daddy, der so plötzlich starb, immer noch bei ihnen ist und gemütlich Zeitung liest?
Sie sind überall!
Das Szenario ist interessant, zeigt uns eine Welt, in der die Menschen im großen Maße von Geistern begleitet werden. Schatten der Vergangenheit, die nicht zwangsläufig böse sind, wie sonst üblich in Horrorfilmen, sondern einfach nur nicht verblassen konnten. Eine Mischung aus Frighteners und Sixth Sense, wenn man so will. Anders als bei diesen Filmen oder den meisten Geisterwerken ist es bei I Still See You aber gar nicht so einfach zu entscheiden, was das hier eigentlich sein soll. Was genau beabsichtigt wird. Welches Genre man hier abliefern wollte.
Das Thema Geister legt natürlich Horror nahe. Bis auf wenige Schreck-Stellen gibt es aber nichts, was tatsächlich für das Genre sprechen würde. Stattdessen ist die Verfilmung des Romans Break My Heart 1000 Times von Daniel Waters irgendwo zwischen Krimi und Thriller angesiedelt, nur eben im Fantasy-Bereich. Da wäre die Spurensuche, wenn Veronica und Kirk gemeinsam die Vergangenheit der Stadt recherchieren. Denn dass da mehr dran ist am Thema, als ihnen gesagt wird, das wird relativ schnell klar. Und natürlich gibt es noch den unheimlichen Brian, von dem keiner genau sagen kann, warum er denn nun die Schülerin verfolgt. Und auch, warum er plötzlich auftaucht, so viel später als alle anderen Geister.
Alles, was das Teenie-Herz begehrt
Irgendwie hat Scott Speer aber auch ein Teeniedrama gedreht – was angesichts der letzten Filme des Regisseurs (Midnight Sun – Alles für dich, Appgefahren) nicht sonderlich überrascht. Es geht um Vergangenheitsbewältigung, Außenseiter, Unsicherheiten … und natürlich die große Liebe. Dass mit letzterer an einer Stelle äußert zynisch umgegangen wird, nicht ganz klar ist, ob die Szene ernst gemeint ist oder ein Witz sein soll, das passt nicht so ganz zu dem Herzschmerzgehabe. Was wiederum zu einem Film passt, der irgendwie lieblos zusammengestückelt würde.
Da treffen atmosphärisch-unheimliche Passagen auf Momente der Idiotie, eine schöne Mystery-Stimmung auf Pathos und ausgedehnten Kitsch, clevere Details auf stinkfaule Klischees. Dass vieles keinen Sinn ergibt, manche Handlungsfäden sofort wieder ergebnislos fallengelassen werden und die Figuren mal wieder frei von Persönlichkeit sind, kommt da noch erschwerend hinzu. Und das ist durchaus schade, wenn nicht gar ärgerlich, denn irgendwo hinter diesem unausgegorenen Teenie-Mystery-Fantasy-Drama ist eine gute Geschichte versteckt mit diversen interessanten Einfällen. Die schlampige Ausführung verhindert aber, dass I Still See You sein Potenzial auch ausnutzt: Das Ergebnis überzeugt weder als Genrebeitrag noch als emotionaler Ausflug in eine schwierige Jugend.
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