Der mächtige Löwe Leo und seine Familie wachen über den Dschungel und dessen Bewohner, achten darauf, dass niemand von ihnen zu Schaden kommt. Doch vom anderen Ende der Welt nähert sich eine Gefahr, mit der keiner der Tiere gerechnet hatte. Eine Expedition von Menschen ist auf dem Weg, um dort nach einem Mondstein zu suchen, der die Energiekrise beenden soll. Zunächst bedeutet dies jedoch eine große Krise für die Tiere, die von Teilen der Gruppe verfolgt und getötet werden, während immer mehr von ihrem geliebten Dschungel zerstört wird. Und das ist nicht das einzige Problem, das ihnen zu schaffen macht: Eine eigenartige Krankheit breitet sich aus und bringt allen den Tod.
Mission abgeschlossen: Nachdem sich hiesige Fans von dem großen Manga- und Anime-Löwen Kimba bzw. Leo schon über die Veröffentlichung der diversen Serie freuen durften, steht nun auch der Kinofilm aus dem Jahr 1997 in den deutschen Läden. Dieser basiert auf dem zweiten Teil von Osamu Tezukas Mangavorlage aus den 1950ern und befasst sich mit der Zeit, wenn Leo bereits ausgewachsen ist und zum König der Tiere ernannt wurde. Von seiner jugendlichen Unbekümmertheit ist dort nicht mehr viel zu sehen, höchstens über Umwege: Sein ebenfalls schneeweißer Sohn Lune ist ihm aus dem Gesicht geschnitten und hat auch dessen Vorliebe für Abenteuer geerbt.
Kampf um die Natur
Dieses Mal stehen aber weniger die Tiere im Mittelpunkt der Geschichte. Vielmehr befasst sich Jungle Emperor Leo mit dem Verhältnis von Menschen und Tieren, das oft kein glückliches ist. Angesprochen wurde dieses Thema schon in früheren Adaptionen, schließlich war die Vermittlung zwischen beiden Seiten immer eine Herzensangelegheit des Löwen gewesen. So konsequent durchgezogen wie hier wurde das zuvor jedoch nicht: Der Film ist gleichzeitig Abenteuer wie auch Ökofabel, vereint den Nervenkitzel der brisanten Ereignisse mit einem gut gemeinten Plädoyer, die Natur zu respektieren und zu schützen.
Das geht natürlich nicht ganz ohne Pathos, vor allem zum Ende hin soll das Publikum emotional kräftig durch die Mangel genommen werden. Und doch ist es erstaunlich, wie düster Jungle Emperor Leo teilweise wird. Wie hart der Kampf zwischen Mensch und Tier ausgetragen wird. Wer die Geschichte um den weißen Löwen vor allem für die kindliche Fassung kennt, wird hier an einigen Stellen doch etwas größere Augen machen. Denn geschont wird hier niemand, ein Leben kann hier durchaus etwas früher enden als vorgesehen.
Düstere Geschichte, schöne Bilder
Aber auch ganz unabhängig von den düsteren Passagen bekommen die Augen genug zu tun. Tezuka Productions (Das Leben des Budori Gusko, Space Firebird 2772), das alteingesessene Hausstudio des Manga-Gottes, hat hier schon einiges in die Optik gesteckt. Wie immer gibt es bei den Animationen Abstriche, vor allem wenn es um das Laufen geht. Aber die schönen Hintergründe, einige Effektspielereien und die gute Umsetzung der so typischen Designs des Altmeisters machen den Anime durchaus zu einem sehenswerten Stück Arbeit. Ein würdiger Abschluss des Klassikers ist es sowieso, auch wenn sich Regisseur und Drehbuchautor Yoshio Takeuchi (Harlock Saga: Der Ring des Nibelungen) doch die eine oder andere Freiheit herausgenommen hat und zwischendrin die Geschichte durch eine Parallelhandlung etwas unnötig zerfasert.
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