Eigentlich könnte das Leben ja so schön sein! Schließlich hat Lucifer Morningstar (Tom Ellis) als gefallener Engel jede Menge Kräfte, ist beispielsweise unverwundbar und kann Menschen nach Belieben manipulieren. Bis auf eine: Detective Chloe Decker (Lauren German). Nicht nur, dass ihm in ihrer Anwesenheit Wunden zugefügt werden können. Schlimmer noch, sie ist völlig seinen Reizen gegenüber immun! Während er immer noch versucht, hinter dieses Rätsel zu kommen, bereitet ihm noch eine zweite Frau unglaublichere Scherereien. Schließlich ist seine Mutter, die Göttin der Schöpfung, wieder da und hat sich den Körper der verstorbenen Anwältin Charlotte Richards (Tricia Helfer) geschnappt. Das hat Lucifer gerade noch gefehlt, zumal seine Mom Himmel und Hölle in Bewegung setzt, um die Familie wieder zu vereinen.
Teuflischer Seitenwechsel
Originell war das Szenario von Lucifer ja von Anfang an. Sicher, Filme und Serien, in denen der Teufel auftaucht, die sind nicht unbedingt selten. Vor allem der Horrorbereich ist überlaufen mit Geschichten, in denen der Höllenfürst auf der Erde für jede Menge Unglück sorgt. Normalerweise tut er dies jedoch in der Form eines Antagonisten. Die auf einer Comicreihe von Neil Gaiman, Sam Kieth und Mike Dringenberg basierende Serie machte aus ihm vielleicht nicht gerade einen klassischen Helden, wohl aber den Protagonisten einer Geschichte, die irgendwo zwischen Fantasy, Krimi und Komödie angesiedelt war.
Das war von Anfang an spaßig, auch weil der Waliser Tom Ellis mit sichtlicher Freude in der Rolle des unartigen, selbstverliebten Verführers und Bestrafers aufgeht. Die Sache hat nur einen Haken: So witzig das Szenario auch ist, auf Dauer ist es wenig ergiebig. Das wurde der ersten Staffel schnell zum Verhängnis, die noch stark nach dem Crime-of-the-Week-Verfahren vorging. Das tun die 18 Folgen der zweiten Staffel zwar prinzipiell auch, mit nicht immer beglückendem Ergebnis. Einige Fälle stechen ein wenig hervor, weil sie doch mal kurioser sind. Viele sind jedoch reines Füllmaterial, das man schon zur nächsten Episode wieder vergessen hat.
Mutter macht das schon
Dafür investierten die Drehbuchautoren aber deutlich mehr in die Rahmenhandlung. Vor allem die Hinzunahme von Lucifers Mutter sorgt doch für jede Menge neuer Spannungen, wenn die Leute anfangen, sich alle gegenseitig kräftig zu hintergehen. Wer hier was genau plant, geht in der Flut von Intrigen schnell mal unter, zumal die gesamte Gott-Engel-Teufelsfamilie lang anhaltende Grolle pflegen. Zudem gibt es ein paar nette Culture-Clash-Momente, wenn sich nichtirdische Wesen sich mit irdischen Gepflogenheiten auseinandersetzen müssen. Oder schlimmer noch: irdischen Körpern. Ganz wird dieses Potenzial jedoch nicht ausgereizt, das reale Leben von Charlotte Richards wird beispielsweise schnell vergessen.
Der Höhepunkt sind aber ohnehin die Interaktionen zwischen den einzelnen Protagonisten. Dabei ist es nicht nur das schwierige Verhältnis innerhalb der etwas anderen Familie, die für komische wie auch dramatische Momente sorgt. Schön sind auch diverse Nebenfiguren, die jetzt mit einem Dasein zwischen Alltag und Wahnsinn hantieren müssen – so etwa die Dämonin Mazikeen (Lesley-Ann Brandt), die nun als Kopfgeldjägerin arbeitet, oder auch die Psychologin Dr. Linda Martin (Rachael Harris), die hier zunehmend zwischen die Fronten gerät. Da zudem Gott ein Wörtchen mitzureden hat, wenn auch meist nur indirekt, gibt es hier so viele chaotische Entwicklungen, dass man den eher austauschbaren Krimiteil gern vergisst und neugierig darauf ist, was als nächstes passieren mag.
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