Als alleinerziehende Mutter hat man es ja grundsätzlich nicht leicht. Vor allem dann nicht, wenn auf einen Streich gleich sechs Kinder auf die Welt kommen, die alle bespaßt, beschützt und gefüttert sein wollen. Aber zum Glück ist Maleika ja auch eine besonders mutige, schnelle und starke Mutter. Der Ansicht war zumindest Matto Barfuss. Und der muss es ja wissen, wurde er doch als Gepardenmann bekannt, nachdem er 25 Wochen lang mit einer Gepardenfamilie zusammenlebte. Maleika ist jedoch keine davon. Sie war damals noch nicht einmal auf der Welt. Als er dem Tier begegnete, war er dennoch so fasziniert davon, dass er sich entschloss, ihm und den Jungen zu folgen, mit einer Kamera bewaffnet.
Vier Jahre war er insgesamt an Maleikas Seite, begleitete sie während der kleinen Momente des Glücks wie auch während tragischer Phasen. Denn von letzteren gibt es zwangsweise eine ganze Menge, wenn man in der Wildnis Afrikas unterwegs ist, dabei zwar als Jäger auftritt, aber doch auch eben Feinde hat. Ein großer Teil von Maleika geht dann auch dafür drauf, wie Mama Raubkatze nach frischer Beute sucht, später unterstützt von den Sprösslingen. Sehr viel später, denn zu Beginn des Films ist der Nachwuchs noch unbeholfen, verspielt, keine echte Unterstützung bei der Jagd.
Aus Tier wird Mensch
Das ist natürlich sehr süß, anfangs ist der Film in etwa das Raubtierpendant zu Kedi – Von Katzen und Menschen, das den Straßenkatzen von Istanbul gewidmet war. Allerdings gibt es hier keine Menschen, die mit den Tieren interagieren oder tatsächliche Informationen über die Geparde vermitteln könnten. Also dachte sich Barfuss etwas anderes aus: Er lässt einfach die Geschichte von Max Moor erzählen. Teils packt er das in Worte, was auf dem Bildschirm passiert oder eben auch nicht passiert – als ein Junges verschwindet, wird spekuliert, was wohl geschehen sein könnte.
Teilweise ist das redundant oder auch einfach nichtssagend. Wesentlich störender sind jedoch die völlig hinzugedichteten Elemente. Immer wieder vermenschlicht Maleika die Tiere, indem Gedanken und Gefühle auf sie übertragen werden. Da ist von Narben auf der Seele die Rede oder Déjà-vu-Erlebnissen beim Passieren einer kritischen Stelle. Moor übernimmt sogar die Stimmen der Geparde, tut so, als würde er sich mit den anderen Familienmitgliedern unterhalten. Für ein jüngeres Publikum, auf das der Dokumentarfilm offensichtlich gemünzt ist, mag das passen. Erwachsene rollen bei diesen vielen unseriösen Stellen jedoch schnell mit den Augen. Und ob man Kindern wirklich einen Gefallen damit tut, Tiere zu vermenschlichen, die später sterben müssen, das ist ebenfalls fragwürdig.
Schöne Einblicke mit nur wenig Tiefgang
Dafür sind die Bilder sehr schön geworden. Egal ob Barfuss, der teilweise auch die Kamera bediente, nun ganz nah bei „seiner“ Familie ist, gelegentliche Ausflüge zu anderen Tieren macht oder auch nur die Schönheit der Natur zeigt – zu sehen gibt es in Maleika jede Menge. Und zumindest manchmal gibt der Film ja auch wirkliche Einblicke in das Leben in der Wildnis und das Verhalten von Raubkatzen. Insgesamt hätte der Informationsgehalt aber gern noch ein ganzes Stück größer sein dürfen, als wirkliche Dokumentation der afrikanischen Tierwelt ist das hier weniger geeignet.
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