Im Jahr 2017 ist es um die persönliche Freiheit in den USA nicht mehr sonderlich gut gestellt. Oder auch den Wohlstand: Millionen von Menschen leiden Hunger, greifen zu immer verzweifelteren Mitteln, um noch an etwas zu essen zu kommen. Um von der Misere abzulenken, setzt der Staat auf eine Mischung aus Unterdrückung und Unterhaltung. Vor allem die Sendung „Running Man“ erfreut sich großer Beliebtheit, in der Verbrecher von bewaffneten Männern gejagt werden. Einer dieser Verbrecher ist Ben Richards (Arnold Schwarzenegger), der eigentlich als Helikopter-Polizist auf der Seite des Rechts stand – bevor er sich weigerte, an der Bevölkerung ein Massaker zu veranstalten. Mit der Teilnahme an der Sendung soll er die Chance erhalten, für seine Taten zu büßen. Das zumindest ist es, was dem Publikum erzählt wird. Dabei verfolgen die Macher ein ganz anderes Ziel hierbei …
Running Man ist einer dieser Filme, die so fest in ihrer Zeit verankert sind, dass sie in der Form zu keiner anderen hätten entstehen können. Ein Film, der gleichzeitig aber auch geradezu prophetisch dafür war, was viele Jahre später passieren sollte. Wenn wir hier eine Gesellschaft vorfinden, in der immer mehr Menschen vom Wohlstand ausgeschlossen werden und durch TV-Gehirnwäsche der gröbste Blödsinn erzählt wird, dann ist das den tatsächlichen USA der Gegenwart sehr viel näher, als es einem lieb sein kann. Dass der Streifen zwischen 2017 und 2019 spielt, macht es auch nicht unbedingt einfacher, die Parallelen zur Trump-Ära zu ziehen.
Die bekannte TV-Hölle
Dabei war die zugrundeliegende Geschichte ursprünglich noch ein ganzes Stück finsterer. Stephen King, der den Roman Menschenjagd 1982 unter seinem Pseudonym Richard Bachman veröffentlicht hatte, entwarf darin eine Gesellschaft am Abgrund. Eine Gesellschaft, in der die Menschen aus purer Verzweiflung an den lebensgefährlichen Fernsehshows teilnahmen – schließlich gab es keine Alternativen. Das erinnert an spätere dystopische Werke, allen voran natürlich den Kassenschlager Die Tribute von Panem – The Hunger Games. Eine Unterdrückung des einfachen Volkes, ein grelles Spektakel, die Manipulation der Massen, dazu ungenierte Lügen und Versprechungen – doch, davon kommt einem einiges bekannt vor.
Diese gesellschaftskritischen bis satirischen Elemente wurden in der Filmfassung jedoch abgeschwächt, wenn nicht gar völlig gestrichen. Ein Grund: Arnold Schwarzenegger. Der war durch Filme wie Conan – Der Barbar und Terminator zu einem der größten und bestbezahlten Stars des Action-Kinos aufgestiegen. Und dieser Ruf wollte natürlich verteidigt werden. Die finsteren Passagen der Richards aus dem Buch wurden deshalb umgeschrieben, auch das Ende ist völlig neu. Das Nihilistische von Kings Vision musste einem sehr viel massentauglicheren Spektakel weichen.
Spaßige Zeitreise
Zu einem wirklichen Klassiker hat das dann zwar gereicht. Vor allem in Deutschland blieb ein größerer Erfolg zwangsweise erspart: Von 1989 bis 2014 stand der Film auf dem Index. Von diesem Makel befreit, ist Running Man inzwischen wieder frei erhältlich, unter anderem in einer gewohnt schönen Aufmachung als Mediabook. Und zumindest teilweise lohnt es sich auch, mit diesem wieder in die Vergangenheit zu reisen, um eine dreißig Jahre alte Zukunftsvision zu sehen. Denn einiges macht immer noch Spaß.
Sicher, die Effekte sind erwartungsgemäß nicht unbedingt in Würde gealtert. Teilweise sieht das hier schon recht trashig aus. Außerdem hält sich die Spannung in Grenzen, wenn Running Man immer mal wieder krachende Action durch Komik ausbremst – mal freiwillig, mal weniger. Zumal der Ablauf der Geschichte keine großen Geheimnisse bereithält: Wie ein Schwarzenegger-Film ausgeht, das braucht man nicht erst groß zu raten. Dafür gibt es hier jede Menge 80er-Jahre-Charme, der sich in kuriosen Klamotten und dem Score des Kultkomponisten Harold Faltermeyer versteckt, sowie einige schön bescheuerte Nebenfiguren.
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