Das Leben von Tabaluga stand von Anfang an unter keinem guten Stern. Noch bevor er aus seinem Ei geschlüpft ist, sind seine Eltern dem fiesen Schneemann Arktos zum Opfer gefallen. Er selbst konnte diesem Schicksal jedoch entkommen, da der Rabe Kolk, ein alter Freund der Familie, sich seiner annahm. Unter seiner Obhut wuchs der kleine Drache im friedlichen Grünland heran, fand auch viele Freunde. Eines fand er jedoch nicht: sein Feuer. Enttäuscht, dass er noch immer nicht Feuer speien kann, macht er sich mit seinem Freund, dem Glückskäfer Bully, auf ins ferne Eisland, wo er der schönen Lilli begegnet. Die schlägt ihm daraufhin vor, zum Eispalast zu gehen, wo Tabaluga bestimmt geholfen werden kann. Doch bei dessen
Herrscher handelt es sich ausgerechnet um Arktos, der einen ganz eigenen Plan für den Jungdrachen hat …
Eigentlich ist es ja ein wenig seltsam, dass es so lange gedauert. Nachdem Tabaluga 1983 als gemeinsames Kind des Rocksängers Peter Maffay, des Autors Gregor Rottschalk und des Liedermachers Rolf Zuckowski geboren wurde, ließ der Erfolg nicht lange auf sich warten. Das erste Konzeptalbum Tabaluga oder die Reise zur Vernunft verkaufte sich über 500.000 Mal, eine Reihe weiterer Alben, eine Zeichentrickserie und ein Musical folgten – unter anderem. Doch erst 35 Jahre nach dem Debüt verschlägt es den Helden diverser Musikmärchen auf die große Leinwand.
Best of Tabaluga
Dafür gibt es dort dann ein Wiedersehen und Wiederhöhen mit vielen alten Bekannten. Das betrifft die Musik, die eine Reihe von Liedern aus den bisherigen Alben verwendet. Das betrifft die berühmten Sprecher, zu denen unter anderem Wincent Weiss, Yvonne Catterfeld und Michael Herbig gehören. Und es betrifft den Inhalt, der viele der über Jahrzehnte angesammelten Elemente zusammenrührt, um daraus ein Abenteuer zu machen. Doch auch wenn eine Armada aus Drehbuchautoren hier mitgewirkt hat, darunter illustre Namen wie Toby Genkel (Oops! Die Arche ist weg) und Marco Petry (Meine teuflisch gute Freundin), kaum einer würde wohl behaupten wollen, dass die Geschichte etwas Besonderes geworden ist.
Im Grunde läuft es auf den ewigen Kampf zwischen gut und böse hinaus. Und wer zu welcher Seite gehört, das macht Tabaluga sehr schnell klar, ohne jegliche Nuancen oder Zwischentöne. Der Film verrät sogar gleich zu Beginn, wer der Schurke der Geschichte ist, gibt dem Publikum auf diese Weise einen Wissensvorsprung. Und auch sonst versuchen die Autoren, den Inhalt so einfach und verständlich wie möglich zu halten, aus Rücksicht auf das junge Zielpublikum. Im Kontrast dazu stehen aber überraschend düstere Elemente, die nicht so ganz in das Heilewelt-Drumherum passen.
Ein Land voller komischer Gestalten
Auch der Humor trägt dazu bei, dass man als Erwachsener hier trotz der sehr kindlichen Anmutung nicht völlig fehl am Platz ist. Anspruchsvoll ist der sicher nicht, es gibt weder einfallsreiche Anspielungen noch clevere Wortakrobatik. Meistens läuft es auf Slapstick oder komische Figuren hinaus. Letztere sind dann aber auch tatsächlich komisch. Vor allem Arktos’ Sidekick, ein Pinguin, der gern furchtbar finster und respekteinflößend wäre, ist doch immer wieder für kleine amüsante Momente gut. Und auch Käfer Bully und der einfach gestrickte Eisbär Limbo helfen dabei, dass der Unterhaltungsfaktor auf einem ordentlichen Niveau mitspielt.
Das gilt gleichermaßen für die Optik, zumindest wenn man mit einem nationalen, sprich niedrigeren Anspruch ans Werk geht. Die Figuren selbst sind einfach gestrickt, was oft auch mit der Vorlage zusammenhängt. Vor allem aber Grünland ist auffallend hübsch geworden, wirkt wirklich wie ein kleines Märchenland. Von dem hätte Tabaluga gern noch mehr zeigen dürfen, der Aufenthalt dort ist recht kurz, man erfährt so gut wie nichts über das Land und die Bewohner. Aber vielleicht kommt das ja noch in einer Fortsetzung, die dann hoffentlich nicht wieder mehr als 30 Jahre brauchen wird. Außerdem dürfte dort dann gern auch etwas mehr Gefühl in die Musik investiert werden, die hier zwar aus bekannten Liedern der Tabaluga-Historie besteht, aber zu einem glatten, undifferenzierten Pop-Instantbrei vermischt wurde.
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