Wildling
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Wildling

Wildling
„Wildling“ // Deutschland-Start: 26. Oktober 2018 (DVD/Blu-ray)

Sonderlich ereignisreich war die Kindheit von Anna (Bel Powley) nicht. Eigentlich hat die Jugendliche ihr gesamtes Leben auf dem Dachboden einer Waldhütte verbracht, die ihrem Vater (Brad Dourif) gehört. Raus ins Freie darf sie nicht, durfte sie nie, denn da draußen treiben grausame Monster ihr Unwesen, die er Wildling nennt. Erst mit 16, nach einem traumatischen Zwischenfall, lernt sie die Welt kennen, als die Polizei sie in der Hütte aufgreift. Einfach ist das neue Leben jedoch nicht, und das obwohl sie bei Sheriff Ellen Cooper (Liv Tyler) und dessen jüngeren Bruder Ray (Collin Kelly-Sordelet) ein behütetes Zuhause findet. Denn etwas ist anders bei der Jugendlichen, wie sie bald feststellen muss.

So ein Leben als junger Mensch, das kann ganz schön grausam sein, von verwirrend ganz zu schweigen. Diese Erfahrung dürften die meisten von uns irgendwann einmal machen. Wir dürfen sie aber auch sehen, in zahlreichen Filmen, in denen Regisseure und Regisseurinnen diese Erfahrungen verarbeiten. Die meisten wählen dafür das Coming-of-Age-Drama, versuchen zumindest, auf eine möglichst realistische Weise von der wohl prägendsten und kompliziertesten Zeit im Leben eines Menschen zu erzählen. Schließlich sollen sich die Zuschauer ja auch irgendwo darin wiederfinden.

Körper, was machst du?
In den letzten Jahren hat es aber auch eine ganze Reihe von Beispielen gegeben, die den unheimlichen Aspekt des Aufwachsens und Aufwachens in einen Horror-Kontext verpacken. Ob es nun der Werwolf-Albtraum When Animals Dream ist oder das hoch gelobte Schweizer Meerjungfrauen-Drama Blue My Mind, das Monströse und das Menschliche gehen dabei Hand in Hand. Mit Wildling kommt nun weiterer Nachschub dieser sehr speziellen Form des Coming-of-Age-Films, wenn Anna im Laufe von anderthalb Stunden erkennen muss, dass ihr Körper sich irgendwie komisch verhält.

Der Deutsche Fritz Böhm, der hier Regie führte und das Drehbuch mitschrieb, versucht dann auch nicht wirklich, sich von obigen Beispielen zu emanzipieren. Die Geschichte von Wildling mag für die Betroffenen mit diversen Überraschungen einhergehen, ein genregeschultes Publikum wird das kaum behaupten wollen. Ganz ohne Wendungen geht es zwar nicht, größere Auswirkungen haben diese aber nicht. Der Beitrag vom Fantasy Filmfest 2018 will Bilder finden für etwas, das wir kennen, nicht für das große Unbekannte.

Verloren in einer fremden Welt
Diese Bilder sind dann auch sehr schön geworden. Abgesehen von den nicht ganz so glücklichen Effekt-Momenten später verlässt sich Böhm allein auf die Stimmung seines Films und auf das Talent seiner Hauptdarstellerin. Dass dieses beträchtlich ist, hat Powley unter anderem in The Diary of a Teenage Girl gezeigt, wo sie eine umwerfende Darstellung einer aufmüpfigen Jugendlichen ablegte, deren Träume ebenso groß sind wie ihre Klappe. In Wildling zeigt sie sich hingegen von einer sehr zurückhaltenden Seite, läuft staunend und misstrauisch durch die Gegend, unschlüssig, was sie von der Welt, den Menschen und sich selbst halten soll.

Ein bisschen erinnert das auch an Die Abenteuer von Brigsby Bär, das ebenfalls mit einem Leben in einem eingesperrten Haus begann und später zu einer Selbstentdeckungsreise wurde. Nur dass es hier keinen Humor gibt, keine Warmherzigkeit, keine skurrilen kleinen Hobbys. Stattdessen ist das Erwachen hier mit Horror verbunden, wenn wir erkennen, dass wir nichts kennen, nicht einmal uns und unseren Körper. Gleichzeitig hat dies auch etwas Tröstliches. Denn wie auch die obigen Beispiele des Coming-of-Age-Albtraums, so erzählt auch Wildling davon, sich selbst zu akzeptieren, wie man ist, in all der Unsicherheit und dem Schrecken. Darin auch etwas Gutes, etwas Schönes zu finden. Das ist weder neu noch subtil, aber doch atmosphärisch umgesetzt, ein insgesamt würdiger Neuzugang in dem stetig wachsenden Subgenre.



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Eine Jugendliche entdeckt mit Schrecken die Welt da draußen und ihren eigenen Körper. Die Kombination aus Coming of Age und monströsen Elementen ist nicht neu, die Gleichsetzung mit dem jugendlichen Erwachen auch nicht sonderlich subtil. Dafür ist „Wildling“ atmosphärisch und in der Hauptrolle brillant besetzt.
7
von 10