Im Leben des Polizisten Baaba Keita (Omar Sy) geht es gerade mal wieder sehr turbulent zu. So gibt es immer wieder Knatsch mit seiner Freundin Lin (Diem Ngyen), weil er das mit der gemeinsamen Wohnung immer weiter aufschiebt. Und auch seine Mutter Zohra (Biyouna) macht unentwegt Ärger, weil sie meint, sich in seine Ermittlungen einmischen zu müssen. Als auch noch sein bester Freund ermordet wird, der gerade einem Drogendeal auf der Spur war, steht endgültig alles Kopf. Gemeinsam mit Mama reist er nach Miami, woher besagte Drogen kommen sollen, und soll dort nun mit dem US-Kollegen Ricardo (Luis Guzman) der Sache auf den Grund gehen – worauf Letzterer aber so gar keine Lust hat.
Man kann Rachid Bouchareb, der bei Belleville Cop Regie führt und auf den auch die Idee zurückgeht, hier einiges vorwerfen. Eines sicher nicht: seine Inspirationsquellen zu verschweigen. Die offensichtlichste ist natürlich Beverly Hills Cop, an das das hier nicht nur vom Titel und der Hauptfigur her erinnert. Auch das Plakat ist direkt abgekupfert, vom zweiten Teil des erfolgreichen Vorbilds. Und das ist nicht das einzige Zitat, das der Franzose einbaut. Ob nun Miami Vice, Bad Boys oder Dirty Harry, hier darf alles noch einmal ausgegraben werden, was das amerikanische Cop-Kino so hergibt. In den meisten Fällen werden die Filme sogar namentlich genannt.
Zitatensammlung ohne Flair und Witz
Nun ist es erst einmal durchaus legitim, sich an Klassikern zu erfreuen und sich von denen inspirieren zu lassen. Problematisch wird es jedoch, wenn es eben nichts gibt, was auch nur im Entferntesten das Wort Inspiration rechtfertigen würde. Anstatt beispielsweise Elemente der obigen Titel zu nehmen und in einen neuen Kontext zu stellen, zu modernisieren oder auch ironisch umzudeuten, gibt es hier eben nur das Zitat. Der Film ist etwa so, als würde jemand einen Einkaufszettel als literarisches Werk verkaufen wollen.
Ohnehin wäre es ein unverdientes Kompliment, das Drehbuch als faul zu bezeichnen. Obwohl sich Bouchareb gleich doppelte Hilfe holt, um seine Vision eines französisch-amerikanischen Buddy Movies in Worte und Szene zu fassen, ist Belleville Cop ein Stückwerk, das in dieser Form nie hätte verfilmt werden dürfen. Die Ermittlungen beispielsweise bestehen aus lauter willkürlich zusammengeklebten Szenen, die sich nie auseinander ergeben. Hinweise tauchen aus dem Nichts auf, andere Elemente verschwinden ebenso urplötzlich. Dass sich beispielsweise Mama Zohra als Hobbydetektivin betätigt, wird kaum in Miami angekommen wieder vergessen, nur um für eine Szene aktiviert zu werden. Und das auch nur, damit der Sohn weiß, wo er als nächstes hin muss. Viele treten als solche Stichwortgeber auf, man hat hier einfach nie das Gefühl, dass da Polizisten unterwegs sind und einen Fall lösen wollen.
Ich grinse, also bin ich
Die Figuren sind eine ebenso große Katastrophe, ein Mix der verschiedensten Klischees. Wenn man schon Omar Sy (Ziemlich beste Freunde) für seine Hauptrolle gewinnen kann, dann sollte man doch meinen, ihm auch was zu tun geben zu können. Von einer anfänglichen Actionszene einmal abgesehen, die auch eher wegen der kuriosen Kleidung als der Choreografie hervorsticht, besteht seine Aufgabe im Film lediglich darin, mit einem Dauergrinsen durch die Gegend zu laufen. Nichts hören, nichts sagen, nichts denken. Wobei er dabei immerhin Hawaiihemden der unterschiedlichsten Färbung tragen darf. Dabei geht es seinem Kompagnon Luis Guzman noch schlechter, der nicht einmal optisch etwas beizutragen hat.
Die Bilder von Miami sind natürlich schön, werden beim einen oder anderen vielleicht Fernweh auslösen – auch wenn nie klar wird, warum Baaba und seine Mutter in einem Luxushäuschen abgesetzt werden und einen eigenen Chauffeur bekommen. Immerhin darf man sich dann eben mit ein bisschen Sightseeing und Wundern angesichts der zahlreichen fehlenden Szenen, die aus dem Ganzen etwas Sinnvolles machen könnten, die Zeit vertreiben. Der Film selbst gibt einem nur wenig Anlass dazu. Der Humor ist schwach, als Krimi ist Belleville Cop nicht zu gebrauchen. Da einem die Figuren zudem in Windeseile auf die Nerven gehen, ist die französische Actionkomödie eine völlig missratene Hommage an frühere Filme, die allenfalls Lust weckt, noch einmal die Originale auszupacken.
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