Eigentlich wollten Goku und Vegeta nur ein bisschen auf der einsamen Insel trainieren. Der Zeitpunkt dafür war günstig, schließlich herrschte nach dem Turnier der Kraft gerade Frieden auf der Erde. Doch damit ist es bald vorbei, denn Freezer treibt mal wieder sein Unwesen. Genauer haben es seine Schergen geschafft, gleich sechs der mächtigen Dragon Balls einzuheimsen, die selbst die unwahrscheinlichsten Wünsche erfüllen sollen. Also bleibt ihnen nichts anderes übrig, als die Reise in die Antarktis anzutreten, wo der siebte und letzte Dragon Ball versteckt sein soll. Dabei bekommen es die Helden nicht nur mit Freezer und seinen Männern zu tun. Auch Broly taucht dort auf, mit denen die zwei eine lange Geschichte verbindet – ohne es zu ahnen.
Als Außenstehender bzw. Quereinsteiger kann es ja schon eine gewisse Herausforderung sein, bei den vielen Veröffentlichungen rund um Dragon Ball durchzublicken. Neben dem Original-Manga und dessen Fortsetzung Dragon Ball Z, die alle von Akira Toriyama stammen, gibt es den reinen Anime-Nachfolger Dragon Ball GT sowie Dragon Ball Z Kai, eine neu geschnittene Fassung von Dragon Ball Z, die sich stärker an der Manga-Vorlage orientiert. Neues Mitglied in der kontinuierlich wachsenden Franchise-Familie ist Dragon Ball Super, das sich als offizieller Nachfolger von Dragon Ball Z versteht und bei dem Toriyama wieder selbst mit am Ball ist.
Alter Bekannter in neuer offizieller Funktion
Das gilt auch für Dragon Ball Super: Broly, den ersten Kinofilm dieses neuen Ablegers und der insgesamt 20. aus dem Dragon Ball-Universum. Und um das Ganze noch verwirrender zu machen: Gegenspieler Broly, der hier neu eingeführt wird, ist eigentlich ein alter Bekannter, der schon in den 1990ern in mehreren Filmen auftrat und schnell zum Fanliebling avancierte. Nur waren die nie Teil des offiziellen Kanons, weshalb Toriyama, der hier das Drehbuch schrieb, einfach so tut, als hätte es die alten Begegnungen nie gegeben. Dragon Ball Super: Broly erzählt die Geschichte um den Bösewicht neu, gibt ihm erstmals so etwas wie einen richtigen Hintergrund.
Das wird vor allem Langzeitfans freuen. Grundsätzlich ist der Film zwar auch für Einsteiger geeignet, da er im Gegensatz zu den letzten beiden Kinoausflügen Kampf der Götter und Resurrection ‚F‚ weniger Vorwissen voraussetzt – schließlich ist das hier eine Art Origin Story. Dennoch haben alte Begleiter naturgemäß mehr von der Geschichte, da Toriyama hier wirklich nur das Nötigste erzählt. Vor allem die Nebenfiguren werden nicht vorgestellt, wer noch nie Dragon Ball gesehen hat, wird sich wundern, wen die denn da alle im Schlepptau haben. Auch zu den Kugeln erfährt man praktisch nichts, nur dass sie eben Wünsche erfüllen – und Freezer einen etwas komischen Wunsch in sich trägt.
Lasst uns kämpfen!
Humor kommt allgemein immer mal wieder vor, wenn auch recht sparsam dosiert. Meistens betrifft das die Interaktionen zwischen den einzelnen Charakteren, etwa beim etwas speziellen Verhältnis von Goku und Vegeta. Teilweise schleicht sich auch etwas Drama hinein, gerade die Vorgeschichte von Broly wurde mit einer Extraportion Tragik ausgestattet, um dem Kampf ein bisschen mehr emotionale Wucht zu verleihen. Diesem gilt dann auch das eigentliche Augenmerk. Knapp ein Drittel des gesamten Films wurde dem Finale reserviert, in dem kaum gesprochen, dafür umso mehr geschlagen wird. Alles, was davor geschieht, dient letztendlich nur der Vorbereitung. Wie viel Spaß man an Broly hat, hängt dann auch maßgeblich davon ab, wie sehr das eigene Herz für solche Actionszenen schlägt. Wer Filme der Geschichte wegen schaut, der ist hier fehl am Platz: Trotz der kleineren Versuche der Charakterisierung, der Inhalt ist schon sehr dünn.
Der Kampf an sich ist aber schon schick inszeniert, fängt klein an, wird größer und größer, bis er sich – wie es sich für Dragon Ball gehört – völlig over the top gibt und ein Superlativ nach dem anderen um sich wirft. Aber auch in den ruhigeren Momenten hat das Traditionsstudio Toei Animation (One Piece: Gold) beachtliche Arbeit geleistet. Die Animationen sind flüssig, das Zusammenspiel von 2D- und 3D-Elementen funktioniert meistens, an vielen Stellen wirkt der Anime so, als wäre er in den 80ern entstanden. Wo die beiden Vorgänger noch leer wirkten, da wurde hier deutlich mehr Arbeit in die Hintergründe investiert. Wer sich mit den notorisch ähnlichen Designs abfinden kann, die schon leuchtende Haarfarben brauchen, um sich voneinander abzusetzen, der darf sich auf einen launigen Anime freuen, der Lust auf weitere Abenteuer macht.
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