Einmal im Jahr wird die Hauptstadt Deutschland auch zur Hauptstadt des internationalen Films. Dann nämlich lädt die Berlinale, neben Cannes und Venedig das bedeutendste Filmfest der Welt, dazu ein, Werke aus dem In- und Ausland kennenzulernen. Sehr viele Werke sogar: Ca. 400 Filme wollen während der zehn Tage gesehen werden, die meisten davon sind Welt-, internationale oder Europa-Premieren. Dabei ist für alle Formen des Films Platz, vom wenige Minuten dauernden Kurzfilm bis zum mehrstündigen Monumentalstreifen.
Unterteilt werden die traditionell in mehrere Sektionen. Das Hauptaugenmerk der meisten liegt dabei auf dem offiziellen Wettbewerb, in dem dieses Jahr 17 Filme im Kampf um den Goldenen bzw. Silbernen Bären antreten. Darunter befinden sich neue Werke von Deutschlands Aushängeschild Fatih Akin (Der Goldene Handschuh) und der polnischen Regie-Legende Agnieszka Holland (Mr. Jones). Auch François Ozon ist mit seinem neuen Film By the Grace of God vertreten. Eröffnet wird das Festival von dem Wettbewerbsbeitrag The Kindness of Strangers der dänischen Filmemacherin Lone Scherfig über vier Menschen, die Lebenskrisen durchmachen.
Solche gibt es in anderen Sektionen natürlich auch. So sind in der Kinder- und Jugendsektion Generation traditionell Coming-of-Age-Geschichten ein fester Bestandteil. A Colony beispielsweise ist ein wunderbares, leises Drama über eine 12-jährige Kanadierin, die ihren Weg im Leben sucht. Der Dokumentarfilm The Magic Life of V wiederum stellt uns eine junge Finnin vor, die mithilfe von Live-Rollenspielen einer traurigen Familiengeschichte entkam und sich nun ihrer Vergangenheit stellt. Animationsfans wiederum dürfen auf keinen Fall Louis & Luca – Mission to the Moon verpassen, den dritten Teil der liebevollen Stop-Motion-Reihe aus Norwegen.
Auch bei der Sektion Panorama stehen die Zeichen auf Ausbruch bzw. Aufbruch. Denn dort lernen wir Menschen kennen, die sich mal mehr, mal weniger erfolgreich aus der Fremdbestimmung lösen wollen oder anderweitig Neuland betraten. Unbedingt empfehlenswert ist hier beispielsweise Mid90s, das Regiedebüt des als Komikers bekannten Jonah Hill, über eine Skaterclique in den 90ern. Im Dokumentarfilm What She Said – The Art of Pauline Kael lernen wir die gleichnamige Filmkritikerin kennen, die sich auf durchaus kontroverse Weise in einem Männergeschäft durchsetzte. Apropos kontrovers: Das mit Sci-Fi- und Fantasy-Elementen angereicherte Endzeit-Drama Jessica Forever stieß schon in Toronto Menschen vor den Kopf. Nun dürfen sich auch experimentierfreudige Zuschauer hierzulande auf einen Film einlassen, der sich klarer Grenzen verweigert.
Grenzüberschreitungen sind bei der Sektion Forum ohnehin Ehrensache, in der sich traditionell die eigenwilligsten Beiträge der Berlinale tummeln. Sehr vielversprechend hören sich hier beispielsweise der Horror-Heimatfilm Die Kinder der Toten oder auch Mother, I Am Suffocating. This Is My Last Film About You an, ein persönlich-trauriger Abgesang auf das Heimatland Lesotho. Abgerundet wird das filmische Großaufgebot durch Perspektive Deutsches Kino, den Kurzfilm-Bereich Berlinale Shorts sowie Kulinarisches Kino, das visuelle mit anderen Sinnesfreuden kombiniert. Dazu gibt es wieder zahlreiche Klassiker in den Sektionen Retrospektive oder auch Hommage, welche dieses Jahr der englischen Schauspielerin Charlotte Rampling (45 Years) gewidmet ist.
Das vollständige Programm und weitere Infos findet ihr auf www.berlinale.de.
Unsere Rezensionen von der Berlinale 2019
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