So richtig überraschend war das Kinojahr 2018 ja nicht, zumindest wer sich die oberen Plätze der internationalen Charts ansah. Gleich fünf Comic-Verfilmungen tummeln sich da, angeführt vom 2-Milliarden-Gipfeltreffen Avengers: Infinity War, zusätzlich diverse Fortsetzungen (Die Unglaublichen 2, Mission: Impossible – Fallout). Ein paar Überraschungen hielt das Jahr aber dennoch bereit. So räumten ein paar Musikfilme mächtig ab, allen voran das Queen-Biopic Bohemian Rhapsody. China knackte praktisch im Alleingang beinahe die Top 10 mit diversen Heimproduktionen. Dafür war Solo: A Star Wars Story ein enormes Verlustgeschäft.
Aber Einspielergebnisse und Qualität haben bekanntlich höchstens zufällig mal etwas miteinander zu tun. Wer auch über die begrenzte Blockbusterwelt hinaus schauen wollte, der konnte jede Menge interessanter Sachen entdecken. Ob nun im Kino, im Handel, auf Festivals oder auch den immer forscher auftretenden Video-on-Demand-Plattformen, noch nie war es so einfach, sich mit Filmen einzudecken. Es ist schon fast zu einfach, bei diesem Überangebot noch den Überblick zu behalten, das ist eine echte Herkulesaufgabe. Wie schon die vergangenen Jahre blicken wir deshalb auch dieses Mal zurück, um euch zu sagen, was uns 2018 erfreut, was geärgert hat, und was wir 2019 gerne schon heute gesehen hätten.
Top 10 Filme
1. Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen
Gleich zweimal lockte es mich als Harry Potter Fan ins Kino, um keines der unzähligen Details übersehen zu haben. Der zweite Teil der Reihe macht alle Schwächen des Vorgängers wett und zieht einen tiefer in seinen magischen Bann. Der „phantastische“ Soundtrack läuft seitdem in der Dauerschleife.
2. Green Book
Ein Roadtrip der besonderen Art, der eine neue Freundschaft schafft, die ein Leben lang anhalten sollte. Der eine, ein Trickser und Schläger; der andere, ein Piano-Genie und Poet. Viggo Mortensen und Mahershala Ali in Höchstform durch den Süden Amerikas.
Kein stiefmütterlicher Versuch, auf der Welle des Avenger Hypes das schnelle Geld zu machen. Vielmehr die Überraschung des Jahres. Individuell, kreativ, humorvoll und vor allem verdammt gut! Eine Comicverfilmung, die selbst Marvels Goldbuben alt aussehen lässt.
Nur wir drei gemeinsam verzückte bereits 2016. Jetzt kehrt Kheiron mit einem neuen Drehbuch in den Regisseurstuhl und vor die Kamera zurück. Urkomisch, berührend und mit einer liebevollen Botschaft der Nächstenliebe.
Natürlich darf Marvels Megamassaker nicht fehlen. Alle Charaktere hauen kräftig auf den Putz, aber am Ende sitzt Thanos bekanntlich am längeren … Handschuh. Es ballert, es kracht, es fließen Tränen. Aber noch ist nicht aller Tage Abend und 2019 geht der Epos um den lila Glatzkopf mit seinem schnieken Handschuh in die finale Runde.
Trotz einiger Hollywoodkompromisse, was die schlussendliche Umsetzung der Romanvorlage betrifft, ist Steven Spielbergs Sci-Fi Werk einer virtuellen Utopie das „Wo ist Waldo?“ für Nerds. Versteckte Details und bekannte Charaktere aus Funk, Fernsehen und Spielkonsole. Ein Schlaraffenland der Nostalgie.
7. The Guilty
Schon mal 90 Minuten lang einem Polizisten in der Notrufzentrale bei der Arbeit zugeguckt? Absolut unorthodox und doch so unglaublich faszinierend. Ein telefonischer Krimi, der alle Norm bricht. Überraschend in der Sneak Peak gekommen, nicht eine Sekunde bereut.
8. 25 km/h
Mit dem Mofa an die Nordsee, um reinzupissen. Es folgt eine Aneinanderreihung wilder Ereignisse, bei denen zwei Brüder ihre Bucketlist aus Kindertagen abarbeiten. Einfach machen, nicht nachdenken und losfahren. Etwas zu lang, dafür umso herzlicher.
9. Aquaman
Jason Momoa als Testosteron geschwängerte Ariel, in seiner Rolle als Fischdolmetscher. Er war der Lichtblick am verkorksten Justic League Himmel und darf nun als Soloakt die DC-Bühne betreten. Dreizacke, jede Menge wütende Fischmenschen und eine Schar an Meeresungeheuern, die das bildliche Wohl Atlantis versüßen.
10. Deadpool 2
Mehr Budget, mehr Sprüche, mehr alles. Mehr Ryan Reynolds als man seiner Freundin eingestehen möchte, aber es fühlt sich so richtig an. Die unverwüstliche Schrumpelkartoffel im rot-schwarzen Strampler hat Verstärkung mitgebracht. Hier kriegt jeder sein Fett weg oder zumindest eine Kugel ab.
Top 5 Serien
1. Making a Murderer: Part 2
Der mysteriöse Fall um Steven Avery und Brendan Dassey geht in die zweite Runde. Neue Beweise, die für die Unschuld der beiden sprechen. Bislang ungesehenes Bild- und Beweismaterial, welches die Scheinwerfer auf womöglich korrupte Machenschaften der zuständigen Behörden wirft.
2. Dogs of Berlin
Ein toter Fußballstar, ein schwuler und ein korrupter Bulle und ein Berlin, welches im Chaos zu versinken droht. Zwischen Nazis, der Wettmafia und einem machthungrigem Familienclan. Deutscher Tatort trifft auf Berliner Bordsteinkante. Hier ist sich jeder selbst der Nächste.
3. The Newsroom
Zugegebenermaßen bin ich erst in diesem Jahr auf die Serie gestoßen und habe sogleich zum Kopfsprung in Jeff Daniels warmen Schoß angesetzt. Wer bei politischen Dialogen mit lyrischer Note weiche Knie und bei zwischenmenschlichem Drama am Arbeitsplatz einen wässrigen Mund bekommt, dem seien hiermit 3 Staffeln zur Linderung der Symptome verschrieben.
4. You – Du wirst mich lieben – Staffel 1
Wer kennt es nicht: Man sieht eine Frau, verfolgt sie ein paar Tage, verschafft sich anschließend unerlaubt Zugriff zu ihrer Wohnung, nur um sie später nach einem Date zu fragen, bei dem man den perfekten Partner mimt. Das uneheliche Kind von Gossip Girl und Hannibal einer leidenschaftlichen Sommernacht.
5. 4 Blocks
Nach Dogs of Berlin wollte ich mehr vom gleichen Stoff. Den gab es bei Amazon Prime mit meinem heimlichen Herzbuben Frederick Lau in einer der Hauptrollen. Kalt, kalkuliert und immer mitten in die Fresse. Szeneasttisch fesselnd und tonal eine Wucht.
Top Newcomer
Lady Gaga
Hier und da gab es die Dame zwar in kleineren Rollen bereits zu sehen, aber erst an der Seite von Bradley Cooper in A Star Is Born tritt sie selbst wortwörtlich ins Scheinwerferlicht und haut alle um – gesanglich sowie schauspielerisch. Gekonnt authentisch und mit einer enormen emotionalen Bandbreite.
Top Schauspieler
Mahershala Ali
Spätestens seit Moonlight ist er endgültig aus dem Schatten von Frank Underwood (House of Cards) getreten. In Green Book faszinierte er dieses Jahr als talentierter Pianospieler an der Seite von Viggo Mortensen, während er in Spider-Man: A New Universe Miles Onkel Aaron Leben einhaucht.
Top Schauspielerin
Zoë Kravitz
Ob als Newt Scamanders Jugendliebe In Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen oder als Mary Janes Synchronstimme im kürzlich erschienenen Spider-Man: A New Universe, ihr exotisches Temperament scheint in Hollywood eine willkommene Abwechslung zu sein.
Top 3 Höhepunkte
1. Alte Liebe, neu entfacht
Kino direkt vor der Tür sei Dank, ging es dieses Jahr regelmäßiger in die abendlichen Vorstellungen. Gerade die montaglichen Sneak Peeks haben einige Perlen an den Strand gespült, die ansonsten nicht unbedingt auf meiner „Must go“ Liste gestanden hätten. Manchmal ist die Unwissenheit doch das beste Heilmittel gegen das voreingenommene Verbrauchertum.
2. Mehr Originale braucht das Land
Netflix & Co. preschen seit längerem mit Brot und Peitsche in die medialen Fronten. Anstatt Filme nur zu lizenzieren, werden mehr und mehr Originale produziert, für die sich inzwischen selbst die Topriegen Hollywoods begeistern lassen. Bitte mehr, bitte gleich, bitte für immer!
3. Oh du schönes Deutschland
Jahrelang habe ich es gemieden, meine Frustration auf filmische Eintagsfliegen von Til Schweiger und Matthias Schweighöfer stereotypisiert und dann so was. Ob Serie oder Film, ob plötzlicher Qualitätsschub seitens der deutschen Filmlandschaft oder jahrelange Ignoranz meinerseits (wahrscheinlicher eher Letzteres), es macht wieder Spaß, deutsche Originale zu gucken.
Top 3 Enttäuschungen
1. Kevin Spacey
Seit jeher ist Kevin Spacey für mich ein Garant der soliden Unterhaltung. Egal ob auf oder abseits der Leinwand. Der diesjährige Missbrauchsskandal, die damit verbundenen Anschuldigungen, die Anklage, seine Mediaabstinenz und das zuletzt veröffentlichte „Let me be Frank“ Video auf Youtube, werfen das einst nostalgische Erinnerungsmosaik in ein trübes Licht.
2. Halloween
Als der Trailer zum neuen Michael Meyers Streifen veröffentlicht wurde, kribbelte es mir in den Fingern. Weg vom kleinen Städtchen mit Zweimann Polizeistation, Michael lauert auch am Tag – Was kann ihn noch aufhalten? Am Ende gab es billigen Slasherkompott mit überholtem Schnittmaterial. So manch Nostalgiker mag den aufgewärmten Möchtegern im Overall und Küchenmesser der diesjährigen Version wohl sympathisch finden, für mich war es eine weitere verpasste Chance, dem Mann mit Maske einen filmischen Neuanstrich zu geben.
3. Kinobesucher
Wenn Spielereien mit dem Handy vom Sitznachbarn und Minimüllhalden nach Filmende zur Norm werden, kann irgendwas nicht stimmen. Will ja nicht wissen, wie es bei manchen zu Hause aussieht, aber manche scheinen beim Popcorn essen den Kopf in den Eimer zu hauen. Anders kann man sich das nicht erklären. Eine echte Schande!
Top 3 meist erwarteten Filme/Serien 2019
1. Avengers: Endgame (Achtung Spoiler)
Wer den Film nicht in seine abendlichen Gebete miteinbezieht, ist selber schuld. Wie geht es mit den Überlebenden weiter, gibt es die große Auferstehung und warum klingelt da eigentlich Ant-Man an der Tür? Fragen, für die es in Comicform natürlich Antworten gibt, ob und wie es allerdings im großen Finale auf der Leinwand umgesetzt wird, bleibt abzuwarten.
2. Game of Thrones: Staffel 8 (Achtung Spoiler)
Noch ein heiß bzw. kalt erwartetes Finale. Die Mauer ist gefallen, Jon und Daenerys spielen Ringelpietz und was Cersei wieder im Schilde fügt, gibt es nach leichter Verspätung ebenfalls im April zu bestaunen. Taschentücher sowie Schwert und Schild bereithalten, denn es verspricht ein blutiges Finale zu werden … kennt man so ja gar nicht.
3. Joker
Auf Heath Ledgers transzendente Darbietung des geschminkten Grinseknaben in The Dark Knight folgte eine überzeichnete Version von Jared Leto in Suicide Squad. Erste Bilder lassen auf eine tragische Porträtierung des Charakters hoffen, für die Joaquin Phoenix einige interessante Ansätze bieten könnte. Vorschusslorbeeren gibt es jedoch seit langem nicht mehr, vor allem da Regisseur Todd Phillips bis dato mit mehr Comedy-Klamauk für müdes Nasenrümpfen sorgte.
Top 10 Filme
1. Wind River
Taylor Sheridan ist derzeit eines der vielversprechendsten Autoren-Talente Hollywoods. Nach seinem Regiedebüt Pain aus dem Jahre 2011 nimmt der Texaner nur erneut hinter der Kamera Platz – dieses Mal, um sein selbst geschriebenes Drehbuch zu verfilmen. Das Ergebnis ist ein atmosphärisch atemberaubender Crime-Thriller mit sozialkritischen Aspekten in der Eiswüste Wyomings.
2. Three Billboards Outside Ebbing, Missouri
Nicht viele Filme schaffen es, einen lauthals zum Lachen zu bringen, nur um ihn kurz darauf zu Tränen zu rühren. Three Billboards gelingt dies scheinbar mit Leichtigkeit. Garniert wird das ganze hier mit großartigen Dialogen und einer hervorragend aufgelegten Darstellerriege.
Diese wunderschön, teilweise fast schon dokumentarisch gefilmte Milieustudie sorgt stellenweise für gute Laune, gerade wenn die Kinder beim alltäglichen Herumtollen miteinander in ihren farbenfrohen Unterkünften sichtlich Spaß haben. Doch das sind nur Momentaufnahmen einer bitteren Realität, die Regisseur Sean Baker dem Zuschauer ungeschönt vor Augen führt.
4. Mission: Impossible – Fallout
Selten machte mir ein Actionfilm aus den USA dermaßen viel Spaß. Die Agentenreihe kombiniert gekonnt waghalsige Stunts und (stellenweise etwas zu) verschachtelte Storylines. Ich hätte nicht gedacht, dass mich ein Film aus diesem Franchise noch einmal so sehr begeistern kann, wie der zuvor erschienene Rogue Nation.
Ja, Regisseur-Genie Damien Chazelle kann auch Filme über Themen abseits von Jazz inszenieren. Aufbruch zum Mond mag sich zwischenzeitlich seine Verschnaufpausen nehmen, doch in seinen übrigen Momenten ist er ein informativer Film über die Raumfahrt und – und das ist der sehr viel stärkere Aspekt – ein beeindruckendes und berührendes Biopic über den Menschen, der als erstes einen Fuß auf den Mond gesetzt hat.
Filme, bei denen Seth Rogen, James Franco oder Evan Goldberg mitgewirkt haben, stehen auf meiner Watchlist sowieso schon immer sehr weit oben. Auch von ihrem neuesten Werk, der Entstehungsgeschichte des wohl „besten schlechtesten Film aller Zeiten“, wurde ich nicht enttäuscht.
7. Molly’s Game
Wer die temporeichen Dialogfeuerwerke eines Aaron Sorkins liebt, der wird auch das Regiedebüt des eigentlichen Drehbuchautors mögen, in dem er die schier unglaubliche aber dennoch wahre Geschichte von Poker Queen Molly Bloom (gespielt von einer erneut glänzend aufgelegten Jessica Chastain) erzählt.
8. The Wall
Ein wahrlich minimalistischer Kriegsfilm, der vor allem von der psychische Kriegsführung handelt und der einem spürbar an die Nerven geht.
9. Gringo
Anfangs hatte ich noch ganz schöne Probleme mit diesem Film und seinen vielen merkwürdigen Charakteren, doch dann entwickelt sich Gringo zu einem unterhaltsamen und rasanten Schlagabtausch zwischen den einzelnen Parteien, in dem jeder nur sein eigenes Ziel vor Augen hat, und in dem sich die Figurenkonstellationen ausnahmslos von jetzt auf gleich um 180 Grad drehen können.
Ich habe eine grosse Schwäche für die Martial-Arts-Filme aus Indonesien. Da bildet auch das neueste Werk von Regisseur Timo Tjahjanto keine Ausnahme. Was dem Film an erzählerische Finesse fehlt (vor allem aufgrund einer unnötig komplizierten Story), das macht er mit beinharter, brutaler, kompromissloser und handgemachter Action wieder wett.
Top 5 Serien
1. Gomorrha – Staffel 3
Dass die Wahl hier auf meine derzeitige Lieblingsserie fällt, ist keine große Überraschung. Auch die neueste Staffel fällt in der Qualität im Vergleich zu ihren Vorgängern in keinster Weise ab und lässt den Zuschauer am Ende einmal mehr mit einem kräftigen Schlag in die Magengrube zurück.
2. Billions – Staffel 3
Der Fokus der dritten Staffel wechselt und liegt nun weniger auf der Fehde zwischen den beiden Protagonisten und rückt stattdessen beide einzeln und mit ihren jeweiligen Problemen in den Mittelpunkt. Spätestens am Ende der letzten Folge hat sich die ursprüngliche Figurenkonstellation um 180 Grad gedreht, und selten freute ich mich mehr auf eine neue Staffel als auf die vierte Season von Billions samt völlig neuer Grundausrichtung.
3. 4 Blocks – Staffel 2
Gerade in letzter Zeit erfreuen sich deutsche Film- und Serienproduktionen auch in ihrem Ursprungsland einer immer besser werdenden Rufs. Mit dafür verantwortlich ist auch die Gangsterserie 4 Blocks, die fesselnd und realitätsgetreu die Abläufe des Berliner Drogengeschäfts zeigt.
4. Der Pate von Bombay – Staffel 1
Spannend und lehrreich: Mit diesen zwei Adjektiven lässt sich Netflix’ erste indische Eigenproduktion kurz und knackig am besten beschreiben. Jedoch hat Sacred Games – so der Originaltitel – noch deutlich mehr zu bieten. Einfach mal reinschauen und sich in den Bann dieser acht Episoden und einer fremden Kultur ziehen lassen.
Ein stückweit ernster, deutlich hochwertiger produziert, aber immer noch genauso witzig wie eh und je: Die ehemalige Sat.1-Serie hat bei Amazon glücklicherweise ein neues Zuhause gefunden, und es macht nach wie vor Spaß, dem unverbesserlichen Bastian Pastewka dabei zu zusehen, wie er ein ums andere Mal in sein eigenes Verderben rennt.
Top Schauspieler
Rami Malek
An den Schauspielfähigkeiten des inzwischen 37-Jährigen dürfte spätestens seit der überragenden Serien Mr. Robot niemand mehr seine Zweifel haben. Seine großartige Verkörperung der Musik-Legende Freddie Mercury in Bohemian Rhapsody wird ihm wohl auch bei den Oscars die Pole Position auf einen Goldjungen bescheren.
Top Schauspielerin
Elizabeth Olsen
Auch wenn Elizabeth Olsen in Wind River und Ingrid Goes West keine oscarreifen Darstellungen abliefert, so hat sie sich mir mit diesen beiden Filmen doch nachträglich in Gedächtnis gespielt.
Mein Highlight
Double Feature von The Room / The Disaster Artist
An sich ist es schon ein tolles Erlebnis, diese beiden Filme hintereinander und auf der großen Leinwand zu sehen. Und das alles in einem kleinen rappelvollen Kinosaal, in dem jeder einzelne Besucher wirklich Lust auf dieses Double Feature hatte und in dem nicht selten einzelne Dialogzeilen lauthals aus dem Publikum mitgesprochen wurden. Die Stimmung war super, und für mich war es einer der schönsten Kinobesuche, die ich je hatte.
Meine größte Enttäuschung
Jurassic World: Das gefallene Königreich
Ich gebe zu, die Fortsetzung des Dinosaurier-Abenteuers hatte so ihre Momente, aber letztlich ist nur ein größtenteils langweiliger und stellenweise selten dämlicher Streifen dabei rausgekommen, der aus den Fehlern des Vorgängers kein Stück weit gelernt hat.
Top 3 meist erwartete Filme/Serien 2019
1. The Irishman
Für mich als grosser Fan des Gangsterfilms ist dieses Werk von Martin Scorsese – und mit Robert De Niro, Al Pacino, Joe Pesci, Harvey Keitel und Bobby Cannavale auf der Darstellerliste – ein wahr gewordener Traum. Bleibt zu hoffen, dass Netflix ihn bald veröffentlichen wird.
2. Joker
Viel ist über diesen Film noch nicht bekannt, aber eine Origin-Geschichte mit Joaquin Phoenix in der Rolle des Jokers reicht aus, um bei mir für Vorfreude zu sorgen.
3. Toy Story 4
Zugegeben, leicht ist mir die Wahl nicht gefallen. An dieser Stelle hätten auch, Creed 2, Green Book, Vice – Der zweite Mann, Zombieland 2, Ein Gauner und Gentleman oder der Netflix-Film Triple Frontier stehen können – so vielversprechend sieht das Filmjahr 2019 aus. Letztlich entschied ich jedoch für Woody, Buzz und Co, die Helden meiner Kindheit. Auch wenn ich noch leicht skeptisch bin, ob es diese Fortsetzung braucht, lässt man damit doch eine bis dato nahezu perfekte Trilogie wieder aufleben.
Top 10 Filme
1. Three Billboards Outside Ebbing, Missouri
Darf man über minderbemittelte, rassistische Provinzpolizisten Witze machen? Man muss es sogar! Martin McDonagh hat mit seiner Trauerbewältigungsgenremischung einen der witzigsten, bösesten und zugleich schmerzhaftesten Filme der letzten Jahre gedreht.
2. Lady Bird
Wer selbst in den 90ern Jahren ein Jugendlicher war, der kommt an dieser herausragenden Coming-of-Age-Tragikomödie nicht vorbei. Wobei das wunderbare Ensemble auch für alle anderen Generationen die bockig-warmherzige Selbstsuche zu einem Höhepunkt macht.
Verstohlene Blicke, spitze Bemerkungen und ein herzzerreißendes Finale: Wenn sich hier ein Jugendlicher in einen älteren Studenten verliebt, spielen Zeit, Ort, Alter und Geschlecht keine Rolle mehr. So fühlt es sich an, wenn man jemanden liebt und nicht weiß, wohin mit den ganzen Gefühlen.
Mal schrill, dann wieder rührend erzählt Sean Baker von einer schillernden Motelanlage, in der die Verlierer und Außenseiter der US-Gesellschaft gestrandet sind. Das ist unglaublich anstrengend und zugleich einer der schönsten Filme des Jahres.
Ein Geheimtipp, der sowohl vom Publikum wie auch den Filmjurys übersehen wurde. Ein Mann und seine Tochter suchen ihr Heil in Parks und der wilden Natur, auf der Flucht vor der Gesellschaft und sich selbst.
6. Isle of Dogs – Ataris Reise
Wo Wes Anderson draufsteht, da ist auch Wes Anderson drin. Wie immer hat der Ausnahmeregisseur ein visuell einzigartiges Kunstwerk geschaffen und dabei ein tierisch exzentrisches Abenteuer geschaffen.
7. Burning
Der Kritikerliebling zahlreicher Festivals kümmert sich nicht um Gepflogenheiten wie Genres oder Filmdauer. Zum Glück: Dieser mysteriöse Thriller fesselt bis zum Schluss, hat jede Menge zu sagen und zu erzählen, selbst wenn man am Ende nicht sicher ist, was es genau war.
8. Hereditary – Das Vermächtnis
Ein Horrorfilm, wie man ihn nur selten zu Gesicht bekommt. Trotz eines gewöhnungsbedürftigen Endes und kleinerer Leerläufe zuvor, dieses ebenso verstörende wie tragische Porträt einer traumatisierten Familie geht durch Mark und Bein.
9. Shoplifters – Familienbande
Hirokazu Kore-eda macht mal wieder, was er am besten kann: Er zeigt uns alternative Familienkonstrukte und einen Alltag, der gleichzeitig kurios und doch ganz natürlich ist, lässt uns mit Menschen fühlen, die wir im wahren Leben nie begegnen wollten.
Nach anfänglicher Skepsis sprach das Ergebnis für sich: Damien Chazelle kann mehr als „nur“ Musikfilme, wenn er hier den Menschen hinter dem Raumfahrthelden Neil Armstrong entdeckt.
Top 5 Serien
Als großer Fan von Bis das Blut gefriert ist diese radikale Neuinterpretation erst einmal gewöhnungsbedürftig. Aber die Geschichte um die Langzeitfolgen eines Spukhauses bewegt auf eine Weise, wie man es in diesem Bereich vorher nicht für möglich gehalten hätte.
Masaaki Yuasa zeigt, dass eine Animeserie gleichzeitig knallig-stylisch und richtig abgründig sein kann. Nichts für die Massen, aber ein Muss für Liebhaber ausgefallener Animationskunst.
Eine Serie über Schauspieler, wo die Attraktion die Agenten sind? Das ist doch mal eine Abwechslung. Pluspunkte sammelt die französische Produktion durch die vielen realen Schauspieler, die sich hier mit viel Selbstironie selbst spielen.
4. Maniac
Was passiert, wenn zwei psychisch angeknackste Verlierer an einem Experiment teilnehmen? So genau weiß man das als Zuschauer selbst nicht, Spaß macht dieser irre und doch auch traurige Trip aber jede Menge.
5. Hilda
Visuell und inhaltlich kreativ zeigt diese Animationsserie über ein Mädchen und ihre Fabelwesenfreunde der prominenteren Konkurrenz: So geht Fantasie!
Top Schauspielerin
Saoirse Ronan
Die Irin mit dem unaussprechlichen Namen erinnerte mich mit Lady Bird und Am Strand daran, was es heißt ein Jugendlicher zu sein – mit all den schönen un richtig beschissenen Momenten.
Top Schauspieler
Jonah Hill
Ob als schriller Therapeut Don’t worry, weglaufen geht nicht oder kaputter Patient (Maniac), es war eine Freude, ihm dieses Jahr zuzusehen. Jetzt bin auf sein Regiedebüt Mid90s gespannt.
Top Newcomer
Timothée Chalamet
Was ein Glück habe ich Lucas Hedges letztes Jahr schon zu meinem Newcomer des Jahres gewählt, sonst hätte ich bei diesen zwei Ausnahmetalenten nicht gewusst, wen ich nehmen soll. So fällt aber meine Wahl auf den US-französischen Darsteller, den ich vorher zwar schon mal gesehen, aber nie wahrgenommen habe. Das wird in Zukunft anders sein.
Top 3 Höhepunkte
1. Unsere Seite geht voran
Vor einem Jahr hatten wir noch 22.000 Besucher im Monat. Im Dezember 2018 haben wir über 100.000 geschafft. Darauf darf man dann auch schon mal stolz sein!
2. Neue Kooperationen
Ich freu mich, dass wir Medienpartner zweier Filmfeste werden durften (Chinesisches Filmfest München, Französische Filmtage Tübingen-Stuttgart). Und auch die Zusammenarbeit mit der Indie-Plattform realeyz.de will ich nicht mehr missen. Zusätzlich habe ich sehr nette Kontakte zu ausländischen Vertrieben geknüpft. Das soll 2019 gern noch mehr werden.
3. Festivalscope
Eine Streamingplattform, auf der man Festivalfilme aus aller Welt anschauen kann? Da fühle ich mich wie ein Kind im Spielzeugladen. Ein Kind, das viel mehr Zeit bräuchte.
Top 3 Enttäuschungen
1. Superheldenlangeweile
Dieses Jahr haben sich die diversen Marvel und DC Comics Verfilmungen gegenseitig mit überraschenden Höhenflügen übertroffen. Und ausgerechnet Spider-Man: A New Universe ging dabei unter, der schönste und kreativste aus der Reihe.
2. Jurassic World: Das gefallene Königreich
Ich mochte den Vorgänger ja. Und die Fortsetzung stammt von J. A. Bayona, der mit Sieben Minuten nach Mitternacht einen meiner Lieblingsfilme der letzten Jahre gedreht hat. Wie konnte dann hier nur so eine unglaublich dämliche Nullnummer rauskommen?
3. Filmpresse
Es schockiert mich ja immer wieder, wie selbstverliebt und dabei realitätsentrückt so manche Kollegen so drauf sind, die sich in Pressevorführungen so tummeln oder meinen das Internet mit selbst verfassten Lobeshymnen vollsülzen zu müssen.
Top 3 meist erwarteten Filme/Serien 2019
1. Star Wars: Episode IX
Auch wenn die letzten beiden Episoden irgendwie überflüssig waren, so bin ich doch gespannt, wie sie hier noch mal das Ruder umreißen wollen.
2. Midsommar
Nach Hereditary will ich unbedingt wissen, was Regisseur Ari Aster noch drauf hat. Zumal auch dieser Horrorfilm eine vielversprechende Besetzung hat.
3. Chris the Swiss/Mirai/Another Day of Life
Ein Trio von Animationsfilmen, denen ich seit Cannes hinterherlaufe, kommen endlich nach Deutschland. Und das sogar ins Kino!
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